Die Landwirte müssen immer mehr zu Managern werden. Die Preise für Agrargüter schwanken oft heftig, auch der weltweite Handel nimmt zu. Das erfordert nicht nur landwirtschaftliche Kenntniss, sondern auch unternehmerische Fähigkeiten, meint Ulrich Schreyer.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Dass Autos und Maschinen rund um den Globus verfrachtet werden, ist längst eine Selbstverständlichkeit. Die Exportquoten sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, können aber gut und gerne mehr als 70 Prozent erreichen. Weit weniger im Bewusstsein der Öffentlichkeit aber ist, dass auch der Agrarhandel längst globale Dimensionen angenommen hat. Auffällig wird dies dann, wenn verschiedene Organisationen dagegen protestieren, dass Überschüsse aus Europa in afrikanische Länder transportiert werden, wo sie nach Meinung dieser Vereinigungen die heimische Landwirtschaft ruinieren.

 

Doch auch bei schlechten Ernten im Inland zählt eben nicht nur, was dort auf Bäumen, auf Wiesen und Äckern wächst. Bei Ausfällen findet der Lebensmittelhandel schnell bereitwillige Lieferanten aus dem Ausland – so wie dieses Jahr bei Kirschen, die dann eben aus der Türkei und aus Spanien kamen. Für die Verbraucher muss dies nicht schlecht sein. Abgesehen davon, dass sie sich ihre Kirschen munden lassen können, verhindern die Importe auch Preissteigerungen bei Knappheit des inländischen Angebots.

Preise schwanken stark

Aus Sicht der Bauern aber sieht dies anders aus – sie ernten weniger, können gegenüber den Lebensmittelketten aber dennoch oft kaum Preissteigerungen durchsetzen. Nach der Aufhebung der strengen Marktregulierungen in der Europäischen Union und nach dem Ende der Bereitschaft der öffentlichen Hand, bei Überproduktion eben die Kühlhäuser zu Garantiepreisen zu füllen, sind die Schwankungen bereits deutlich stärker geworden. Kommt eine schlechte Ernte hinzu, geht zudem das Einkommen zurück.

Jammern hilft nicht

Natürlich sollten die Landwirte deshalb nicht nur Jammerlieder anstimmen – die letzten beiden Jahre waren gute Jahre für die Bauern. Nicht zuletzt deshalb konnte der Deutsche Bauernverband jüngst auch freudig konstatieren, dass in den Betrieben zwischen Kiel und Konstanz wieder investiert werde – ein deutliches Zeichen dafür, dass nicht auf allen Höfen von der Substanz gelebt wird. Gefordert aber sind immer mehr Managerqualitäten. Wissen um Tier- und Pflanzenzucht allein genügt nicht mehr, soll der Hof an die nächste Generation weitergegeben werden.