Zur Osterzeit erwacht auch der Schädling. Er macht Fichten den Garaus und muss bekämpft werden. Dabei hilft auch eine Spraydose, wie ein Rundgang mit Fachleuten zeigt.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Für Ostern werden Eier gefärbt, der Osterhase bringt Geschenke, bunte Stunden mit der Familie stehen auf dem Programm. Doch das klassische Frühlingsfest läutet auch eine weniger schöne Zeit ein: Der Winterschlaf des Borkenkäfers endet. „Je nach Witterung gilt die Regel, dass man ab Karfreitag wieder wachsam sein sollte, was diesen Schädling betrifft“, sagt Jürgen Baumann vom Kreisforstamt.

 

Aus diesem Grund hat der Fachbereichsleiter für Privatwald und Förderung gemeinsam mit seinem Kollegen Kilian Knötzele und Andreas Schlär, der als Revierleiter für das Revier Murr/Lauter zuständig ist, zum Ortstermin in den Wald von Ruth Staita hinter Sulzbach eingeladen. Passenderweise direkt vor dem Stichtag, an Gründonnerstag, nahmen die Fachmänner den Baumbestand in dem Privatwald unter die Lupe, um nach dem kleinen Lebewesen Ausschau zu halten, dass es vor allem auf Fichten abgesehen hat und Wälder ausrotten kann.

Der Klimawandel macht es dem Borkenkäfer leicht

Weltweit gibt es rund 5000 Borkenkäferarten. Eine macht hierzulande besonders zu schaffen: der Buchdrucker. Er kann, wenn er in Massen auftritt und die Wetterbedingungen passen, ganze Wälder vernichten. Wärme im Winter und Frühling sowie Trockenheit im Sommer sind für ihn ideale Lebensbedingungen. Der Klimawandel begünstigt seine Verbreitung: Wärmere Temperaturen, längere Trockenzeiten und häufigere Stürme steigern das Risiko eines Befalls. Dadurch kommt der Borkenkäfer frühzeitig auf Betriebstemperatur und stößt auf Fichten, die durch den Trockenstress schon geschwächt sind oder durch Stürme oder Schneelast geknickt wurden. Das sind seine Lieblingsbäume, denn bei ihnen fällt es dem Käfer leichter, an die nährstoffreiche Schicht unterhalb der Rinde zu gelangen.

Schnell wird der erste Überwinterungsbaum erkannt

Es dauert nicht lange beim Ortstermin, bis die Fachmänner auf dem schönen Waldfleckchen, gefühlt ganz weit weg von der Zivilisation, unter den hoch gewachsenen Fichten den ersten sogenannten Überwinterungsbaum entdeckten. Weggeschabte Rinde offenbart sofort einige Käfer, die durch ein wenig Sonnenlicht auch gleich munter werden. „Die sind kurz vor dem Ausschwärmen, deshalb gilt es, die Überwinterungsbäume so schnell wie möglich zu finden, um der Gefahr Einhalt zu bieten“, sagt Andreas Schlär und zückt eine Spraydose, um den Baum zu kennzeichnen. Er müsse gefällt werden und raus aus dem Wald.

Mit Sorge beobachtet Ruth Staita das Geschehen. Ihre Familie betreibt seit mehreren Generationen Holzwirtschaft, doch im Umgang mit dem Waldbestand habe sich viel geändert. „Früher konnte man in Ruhe schauen, welche Stellen gelichtet, welche Bäume gefällt werden müssen. Heute hat man sturmgeschädigte Bäume und rennt dem Borkenkäfer hinterher.“

Damit spricht die Privatwaldbesitzerin genau das an, um was es den Forstfachleuten geht. Ihr Tenor: nur gemeinsam lasse sich der Borkenkäfer besiegen. „Das schafft einer alleine gar nicht. Deshalb lautet unser Appell an alle Bürger, habt ein wachsames Auge beim Waldspaziergang und meldet betroffene Bäume“, sagt Kilian Knötzele.

Es gibt Zeichen, die einen geschädigten Baum erkennbar machen

Doch wie erkennt man betroffene Bäume? Die Fachleute lenken den Blick. So seien Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, braunes Bohrmehl auf der Rinde und am Stammfuß, helle Flecken auf der Rinde, Abfallen von Rinde sowie Rötung und Abfallen der Nadeln Alarmzeichen.

Wichtig ist es den Fachmännern auch, Privatwaldbesitzer, die nicht viel mit ihrem Gebiet zu tun haben, zum Handeln zu bewegen. „Manche erben Wald. Da kann man sich einen Dienstleister buchen, der einem hilft bei der Pflege, auch Fördermittel sind möglich“, erklärt Baumann. Ziel sei es, den Wald fit für die Zukunft zu machen. Der Klimawandel, der Bäume anfälliger für Schädlinge mache, sei Fakt. „Wir müssen mit der Natur arbeiten und mit anderen Baumsorten testen, welche widerstandsfähiger sind, denn die Fichten kommen eigentlich aus einer anderen Gegend. Der klassische Fichtenwald ist also wohl nicht die Zukunft“, sagt Andreas Schlär.