Die Schäfereigemeinschaft Mönsheim wird 20 Jahre alt. Die ehrenamtlichen Schäferinnen haben sich der Zucht und Haltung von „Skudden“ verschrieben.

Hier ein Mäh, da ein Mäh, überall ein Mäh-Mäh – ganz schön was los im Stall der Schäfereigemeinschaft Mönsheim. Die einen Lämmer liegen friedlich im Stroh, während die anderen munter in der Heuraufe umherspringen und die Mamas hier und da ein gemächliches Blöken von sich geben. Um die 50 Mutterschafe und 75 Lämmchen, dazu ein paar Jungschafe, leben über den Winter unter einem Dach, bevor sie wieder nach draußen zum Grasen dürfen. Dort leisten sie sogar einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz.

 

Angefangen hat alles vor 20 Jahren. Ein Mönsheimer errichtete damals auf seinem Gelände einen Zaun und einen kleinen Stall, wo er zwei Schafe und einen Bock für seine Kinder halten wollte. Doch da hatte er die Rechnung ohne das deutsche Baurecht gemacht. Denn als Privatmensch darf man nicht einfach irgendwo Zäune aufstellen, ohne dass ein öffentliches Interesse besteht.

Für mehr Insekten und Artenvielfalt

„Er hat in der Agenda die Situation damals geschildert“, erinnert sich Luise Pachaly, Mitbegründerin der Schäfereigemeinschaft. „Wir haben am Ende nur gesagt: Wir kriegen das schon hin.“ Gemeinsam mit der Gemeinde habe man überlegt, wie sich die Situation lösen ließe. Tatsächlich fanden sich ein paar Interessierte, die für sich selbst noch ein paar Schafe dazukauften. Mit ihren zunächst 17 Stammschafen, alle von der Rasse Skudden, die vom Aussterben bedroht ist, vereinbarte das Grüppchen mit der Verwaltung, dass sie die Schafe vornehmlich im örtlichen Naturschutzgebiet Kalkofen weiden lassen könnten.

„Die Schafe halten die Flächen offen, wo sich sonst wieder Wald entwickeln würde, indem sie die Triebe und so weiter fressen“, erklärt Luise Pachaly. Auch wenn es im ersten Moment widersinnig klingt, leistet das einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. „Die Artenvielfalt ist auf offenen blühenden Wiesen sehr viel größer als im dichten Wald.“ Das bezieht sich sowohl auf Pflanzen als auch auf Insekten. Umgekehrt haben die Skudden so eine kostenlose Futterquelle. „Wobei wir seit Jahren trotzdem noch Futter zukaufen müssen, weil es sonst nicht ausreichend ist“, bedauert sie. „Besonders in den Trockenjahren, die es wegen des Klimawandels immer häufiger gibt.“

Ein aufwendiges Hobby

Luise Pachaly ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied, dafür haben im Laufe der Jahre noch andere Mönsheimerinnen und Mönsheimer einen Narren an den wolligen Gesellen gefressen und sich ein paar Schafe zugelegt, die seither gemeinsam über Felder und Wiesen streifen. Was also vor 20 Jahren aus einer fixen Idee heraus entstand, ist längst ein fester Bestandteil der Gemeinde Mönsheim geworden. Und für die Schafbesitzerinnen ist es eine echte Herzenssache.

Denn wirklich Geld verdienen lässt sich mit dem aufwendigen Hobby nicht, eher im Gegenteil. „Wir haben über Jahre an einer tiefroten Null gearbeitet, jetzt sind wir immerhin bei einer schwarzen Null angelangt“, beschreibt es Luise Pachaly. Umso dankbarer ist sie für die Unterstützung, die die Schäfereigemeinschaft erhält. Die Gemeinde zum Beispiel stellt der Gemeinschaft einen Schafstall kostenlos zur Verfügung. Außerdem gibt es Fördergeld für die Landschaftspflege.

Der zeitliche Aufwand ist derweil nicht zu unterschätzen. Im Winter sind die Tiere im Stall, da ist die Arbeit am überschaubarsten, erklärt die Hobby-Schäferin. „Man muss natürlich jeden Tag nach den Tieren schauen, dass sie Wasser und etwas zu fressen haben.“ Im Sommer werden die Tiere auf die Weiden gebracht, wo sie regelmäßig umgekoppelt werden müssen. „Da ist man schon ein paar Stunden im Einsatz, und das mehrmals die Woche.“ Zu Fuß geht es mit den Tieren raus auf die Weiden, die weiteste Strecke führt bis nach Wimsheim.

Man ist viel draußen unterwegs

Was also bewegt die Schafhalterinnen, trotz allen Aufwands, ihre Freizeit den kleinen und großen Wollknäueln zu widmen? „Wenn es im Herbst so richtig schmuddelig ist oder im Sommer 35 Grad hat und alle anderen im Freibad liegen, während ich mit langen Hosen am Steilhang entlang klettere, da fragt man sich schon manchmal: Warum eigentlich?“, sagt Laura Wochele und muss lachen. „Aber es macht einfach Spaß.“ Sie hat wenige Jahre nach der Gründung der Schäfereigemeinschaft ihr erstes Schaf bekommen und ist wenig später Teil der GbR geworden. Sie und Luise Pachaly sind die einzigen festen Mitglieder, alle anderen sind rein als Hobbyschäfer dabei.

„Das ist, wie wenn man mit dem Hund rausgeht“, formuliert es Laura Wochele. „Da ist auch der erste Schritt das Schwierigste, aber danach ist man froh, dass man es gemacht hat. Draußen unterwegs zu sein, ist toll.“ Auch die Gemeinschaft sei etwas Großartiges, „wir verbinden den Arbeitsaufwand immer mit etwas Schönem“. Luise Pachaly ist gelernte Landwirtin und hatte schon immer Interesse an der Landschaftspflege. Hauptberuflich arbeitet sie zwar in der Verwaltung. Doch das Erleben der Natur, das mit dem Schäfern einhergeht, übt auf sie eine besondere Faszination aus. „Die Pflanzen am Kalkofen im Wandel der Jahreszeiten zu beobachten, egal ob Orchideen, Küchenschellen oder Silberdisteln, das macht mir Freude.“

„Die schönste Schafrasse der Welt“

Aber haben wir da nicht jemanden vergessen? Richtig, die wolligen Hauptdarsteller. Klar, dass die es den Halterinnen besonders angetan haben. „Skudden sind einfach die schönste Schafrasse der Welt“, findet Luise Pachaly. „Das sind sehr ursprüngliche Schafe, mit guten Muttereigenschaften und gutem Herdenverhalten. Die bleiben immer zusammen.“ Trotzdem hätten alle eigene Charakterzüge. „Es gibt welche, die stehen immer ganz vorne am Eimer mit dem Lockfutter, andere bleiben eher skeptisch und stehen lieber weiter hinten.“

Der Nachwuchs ist natürlich eine Klasse für sich. Vor allem die bunt gescheckten oder die zutraulichen „Flaschenlämmer“, die von Hand aufgezogen werden müssen, wenn die Mutter nicht genug Milch geben kann. Nähert man sich der Herde, kommen sie direkt her und schauen, ob es was Leckeres zu holen gibt. Trotzdem kann nur ein Bruchteil der Jungtiere in der Herde verbleiben, die würde sonst in Windeseile aus allen Nähten platzen. Einzelne Lämmer werden später in die Herde integriert, wenn sie zum Beispiel gute Zuchtkriterien haben und ein alterndes Mutterschaf ersetzen sollen. Für die bunt gescheckten Exemplare gibt es fast immer Liebhaber, die sie abkaufen. Alle anderen kommen in ein paar Monaten zum Schlachter. „Die Entscheidung trifft man immer schweren Herzens“, sagt Laura Wochele. „Aber auch das gehört dazu.“

Eine Feier zum 20-Jährigen

Die Schäfereigemeinschaft führt auf Anfrage Schulklassen oder andere Besuchergruppen durch den Stall oder im Sommer über die Weideflächen. Zudem werden Zuchttiere, Wolle, Felle und Fleisch aus dem eigenen Bestand verkauft. Kontakt per E-Mail an lk.pachaly@web.de oder holzlaura@gmail.com. Die Feier zum 20-jährigen Bestehen der Schäfereigemeinschaft findet am Sonntag, 9. Juli, rund um den Schafstall (an der L 1177 Richtung Porsche) statt. Das genaue Programm wird noch bekannt gegeben.