Den Verein für Deutsche Schäferhunde gibt es in Ditzingen seit 70 Jahren. Auch andere Gebrauchshunde wie Dobermänner oder Rottweiler trainieren mittlerweile dort. Doch ihr trainingsintensives Metier verliert zunehmend an Bedeutung. Viele Hundebesitzer wollen ihren Vierbeinern lieber beibringen, wie man lustig spielt.

Ditzingen -

 

Früher hießen sie Hasso oder Rex. „Das hier ist der Micky“, sagt Rosalinde Mornhinweg und weist auf den fast hüfthohen, kräftigen Begleiter zu ihren Füßen. Mit seinen 13 Jahren ist der Schäferhund mit der grauen Schnauze das älteste unter den sieben Tieren, die sich an diesem Samstagnachmittag auf dem Trainingsgelände des Vereins für deutsche Schäferhunde in Ditzingen eingefunden haben, gemeinsam mit Herrchen oder Frauchen.

Seit 22 Jahren ist Rosalinde Mornhinweg die Ausbildungswartin der Ortsgruppe. Die schlanke Frau mit den wachen hellblauen Augen und dem schwarzen Lederhut hat eine klare Vorstellung davon, wie sie Hundesport betreiben möchte: „Die Tiere stehen im Mittelpunkt“, sagt die 62-Jährige. „Wir wollen sie fair behandeln und miteinander Spaß haben.“ Das Gehorchen, die sogenannte Unterordnung, ist die Basis: Der Hund muss Befehle wie ‚Sitz‘, ‚Platz‘ oder ‚Steh‘ ausführen können – auch unter erschwerten Bedingungen: „Zum Beispiel in der Gruppe mit anderen Menschen oder Hunden, und zwar mit und ohne Leine“, erklärt Mornhinweg. Erst wenn Hund und Herr diese Fertigkeiten beherrschen, können sie die Begleithundeprüfung ablegen.

Als Schutzhunde nach wie vor nicht wegzudenken – der Schäferhund

Danach kommt die Ausbildung in den Disziplinen Schutzdienst oder „in der Fährte“. „Schäferhunde sind traditionell Gebrauchshunde. Wir setzen ihre natürlichen Triebe für unsere Zwecke ein“, erklärt Rainer Mornhinweg, der Mann der Hundetrainerin und seit 20 Jahren Vorstand der Ortsgruppe Ditzingen. Als Schutz- oder Spürhunde etwa bei der Polizei oder der Bundeswehr seien Schäferhunde nach wie vor nicht wegzudenken. „Wir machen auch mit unseren Tieren hier ‚Nasenarbeit‘“, erklärt Rosalinde Mornhingweg. Sie legt kleine Gegenstände aus Holz, Filz oder Leder auf einen Weg im Gelände. Der Hund folgt der Spur und setzt oder legt sich hin, sobald er sie gefunden hat. „Übungen wie diese fordern die Tiere und machen sie ausgeglichener“, sagt die Hundetrainerin.

Der Ton auf dem Platz ist ruhig. Gelassen sprechen die Halter mit ihren Hunden. Zur Belohnung gibt es nicht immer nur Leckerli, sondern auch mal einen Ball oder ein anderes Spielzeug: „Das gefällt manchen Hunden besser“, sagt Ausbildungswartin Mornhinweg.

Ein Mann mit einem bewegten Leben

„Früher war es lauter hier“, sagt Rudolf Grausam, der seit 50 Jahren dem Verein angehört und vor Mornhinweg die Ausbildung leitete. „Da hat man auch mal die Stimme erhoben.“ Der Mann mit dem bewegten Leben – er lernte Metzger, reiste mit einem Zirkus, war Tierpfleger in der Wilhelma und beendete sein Arbeitsleben als Wachmann bei einer Behörde – sieht die Veränderungen gelassen: „Es geht auf und ab, so ist es halt im Vereinsleben“, sagt Grausam, der im Lauf der Jahrzehnte rund 20 Schäferhunde hatte. „Die lassen sich am besten ausbilden.“

Während sich in den achtziger Jahren beim Training bis zu 20 Hunde auf dem Platz tummelten, seien es heute weniger als die Hälfte, erklärt Rainer Mornhinweg. Nicht nur in der Ditzinger Ortsgruppe mit ihren 24 Mitgliedern, auch im Verein der deutschen Schäferhunde, mit seinen insgesamt 50 000 Beitragszahlern nach eigenen Angaben der größte Rassehundverband weltweit, sei die Tendenz sinkend. Der Gebrauchshundesport sei einfach nicht mehr so beliebt wie früher: „Vereine, die Sportarten wie Frisbee oder Agility für viele verschiedene Hunderassen anbieten, kommen heutzutage besser an“, sagt Rainer Mornhinweg.

Beim Trainings zeigen sich die Stärken

Beim Training an diesem Samstagnachmittag ist neben Senior Micky auch der junge deutsche Schäferhund Alonso dabei. Sein Besitzer wirft ein Apportierholz über eine etwa einen Meter hohe Hürde. Pfeilschnell, kraftvoll und anmutig springt Alonso darüber und bringt den Stock seinem Herrchen zurück. „Wenn wir mit den Tieren trainieren, erkennen wir ihre Stärken und sehen, welche sich zur Zucht eignen“, erklärt Rainer Mornhinweg.

Der altdeutsche Schäferhund Antares mit seinem langen Fell stammt von einem Züchter aus dem Allgäu. „Ich habe mir 14 Tage Zeit gelassen, um die Welpen kennenzulernen und mir einen auszusuchen“, erklärt Stephanie Rötzsch, Antares‘ Besitzerin. Viele Züchter legten Wert darauf, dass Mensch und Hund miteinander harmonieren. Ein Rassehund ist kostspielig: Vor sieben Jahren hat Rötzsch 900 Euro für Antares bezahlt, heute würde er 1200 kosten – „Langstockhaar mit Unterwolle ist beliebt.“ Auf der Wiese nahe der Glems in Ditzingen tollen neben Schäferhunden auch ein Dobermann und ein Hovawart übers Gelände. „Jeder, der Freude an Hunden hat, ist bei uns willkommen“, sagt Rosalinde Mornhinweg.

„Nur eine gewisse Größe sollte das Tier haben“, ergänzt ihr Mann. „Mit einem Chihuahua haut das hier nicht hin.“