Dass sie im Notfall ein ausgebüxtes Schaf einfangen können, haben die Söhne und Töchter baden-württembergischer Schäferfamilien beim traditionellen Schäferlauf in Markgröningen bewiesen.

Markgröningen - Hand in Hand stehen Annemarie Golderer und Michael Erhard auf dem Podest im Stoppelfeld. Goldfarbene Kronen zieren ihre Häupter. Die haben sie sich verdient. Denn am Samstag ließen sie beim traditionellen Schäferlauf in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) die Konkurrenz weit hinter sich. Die 14-Jährige aus Pforzheim und der 17-Jährige aus Stödlen-Birkenzell (Ostalbkreis) sind das neue Schäferkönigspaar. Für den schnellen Sprint bekamen sie je ein Schaf. Landrat Rainer Haas kürte das Paar.

 

Der Markgröninger Schäferlauf wird seit mehr als 500 Jahren gefeiert und ist damit das älteste Schäferfest im Südwesten. Der Lauf ist einer der Höhepunkte des viertägigen Spektakels rund um den Bartholomäustag (24. August). Der Heilige ist der Schutzpatron der Schäfer.

Bürgermeister: Keine Probleme mit dem Nachwuchs

Die Söhne und Töchter baden-württembergischer Schäferfamilien sollen zeigen, dass sie im Notfall ein fliehendes Tier einfangen können. Der Erfolg hat seinen Preis, die nackten Füße sind nach dem Sprint nicht nur dreckig, sondern auch voller Schrunden: zehn junge Männer rannten am Samstag auf dem 300 Schritt langen Feld um den Sieg, bei den Frauen traten 13 Schäferinnen an.

Der weibliche Schäfernachwuchs trägt traditionelle Röcke und die jungen Männer schwarze Hosen und weiße Hemden. Um mitmachen zu können, müssen die Läufer mindestens 14 Jahre alt sein. „Wir müssen uns um die Zukunft des Schäferlaufs keine Sorgen machen“, sagte Bürgermeister Rudolf Kürner, der sich über das Interesse von jungen Menschen an der Tradition freut.

Am Samstag gab es auch Wettkämpfe in Sackhüpfen, Hahnentanz und Wassertragen. Margarete Kramer balancierte den vollen Wasserkübel geschickt auf ihrem Kopf und machte das Rennen. Beim Nachwuchs siegte Vanessa Meier.

Großes Feuerwerk am Montag

Bürgermeister Kürner konnte in den Reihen der Gäste auch den baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller begrüßen. Er war zum ersten Mal bei dem Spektakel dabei. Der Schäferlauf, der am Wochenende wieder 100.000 Menschen nach Markgröningen locken sollte, werde auch künftig Gäste anziehen, sagte Kürner. Obwohl die Stadt Markgröningen für das historische Spektakel jedes Jahr 150.000 Euro draufzahlt. Am Montag (27. August) endet das Fest am Abend mit einem großen Feuerwerk.