Die Tierschutzorganisation Peta fordert Bürgermeister Jens Hübner dazu auf, den Auflass der Tauben aus Tierschutzgründen zu stoppen. Der Rathauschef von Markgröningen will die Umstände nun prüfen.
Das Aufsteigen der Tauben als Startsignal des Rennens auf dem Stoppelfeld beim Markgröninger Schäferlauf gehört für viele seit jeher dazu. Nun hat sich jedoch die Tierschutzorganisation Peta an den Bürgermeister der Stadt gewandt. Die Organisation bittet Jens Hübner darum, den sogenannten Taubenauflass ab nächstem Jahr nicht mehr durchzuführen. Das Fliegen lassen von weißen Tauben anlässlich von Veranstaltungen sei eine „gravierenden Tierschutzproblematik“.
Tauben finden häufig nicht mehr nach Hause
„Weiße Tauben werden speziell ihrer Farbe wegen gezüchtet. Andere Fähigkeiten, wie der Orientierungssinn, sind bei den Tieren durch diese Zuchtform häufig weniger stark ausgeprägt“, so Peta. Es handle sich oft um Lach- oder Pfauentauben, die von Spaziergängern dann später orientierungslos und ausgehungert aufgefunden werden. Peta bezieht sich in seiner Kritik auf den Paragraf 3/3 des Tierschutzgesetzes, laut dem es verboten ist, in Obhut des Menschen gehaltene Tiere auszusetzen. Nichts anderes geschehe letztlich mit Tauben, die bei Veranstaltungen aufsteigen.
Hübner zeigt sich früh über Rückmeldung
„Ich habe mich vor diesem Hinweis von Peta nicht mit der Thematik beschäftigt“, so Bürgermeister Jens Hübner offen. Er finde es schön, dass man sich für solche Themen einsetzt. Bei ihm komme das positiv an: „Ich bin kein Spezialist und froh über Rückmeldungen.“ Die Tauben, die beim Schäferlauf in die Luft gelassen werden, stammen von einem zertifizierten Tierschützer. Dieser habe eine Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz, seine Tauben aufsteigen zu lassen.
Tradition steht nicht vor Tierschutz
Außerdem seien es keine Lach- oder Pfauentauben, sondern weiße Brieftauben, die aufgelassen werden. „Brieftauben haben einen guten Orientierungssinn und finden im Normalfall ihren Weg wieder zurück.“ Außerdem seien die Tauben beringt. Hübner wolle aber dennoch den Taubenzüchter kontaktieren, mit ihm über die Problematik sprechen und herausfinden, ob alle Tauben wieder zurückgekommen sind. „Dass es Tierquälerei ist, wenn da jetzt viele Tauben nicht zum Züchter zurückgekommen sind, darüber brauchen wir nicht sprechen“, so Hübner. „Wenn man aber schon sagt, ‚Wir lassen Tauben steigen’, haben wir aus meiner Sicht alles mögliche getan, um dem Tierschutz gerecht zu werden.“ Die Tatsache, dass weiße Vögel schneller von Greifvögeln erkannt werden, und leichtere Beute sind, könne er jedoch nicht entkräften.
Das Taubenauflassen sei eine „uralte“ Tradition. Viele Markgröninger legen sehr großen Wert darauf, dass diese Tradition bewahrt wird. „Manche Stimmen sagen vielleicht, dass man endlich in der Echtzeit ankommen sollte“, so Hübner. „Doch wenn es sich bestätigt, dass es den Tauben nach dem Auflass gut geht, würde ich gerne weiter an der Tradition festhalten.“