Bei den 19. Schäfertagen im Freilichtmuseum Beuren erfahren Besucher Spannendes über einen alten Beruf. Neben Schauhüten, Wolle filzen und allerlei Produkten rund ums Schaf, gab es zudem vor allem strahlenden Sonnenschein.

Beuren - Die neun Herdwick-Schafböcke sehen Pepsi nicht kommen. Seelenruhig grasen sie im Schatten der Büsche auf der Museumswiese. Doch es dauert nur wenige Sekunden, bis die kleine Herde die Border-Collie-Dame vernimmt und sich geschlossen in Bewegung setzt. Der Hütehund mit dem lustigen Namen nimmt seine Aufgabe ernst. Die zahlreichen Zuschauer, die an diesem sonnigen Samstag zur 19. Auflage der Schäfertage ins Freilichtmuseum Beuren gekommen sind, scheinen Pepsi nicht zu stören.

 

Dem zehn Jahre alten Hütehund genügen lediglich Pfiffe ihres Herrchens, um die Schafböcke in Windeseile durch das Tor zu schicken. Geschickt manövriert sie um die Tiere herum, nimmt mal Tempo auf, mal raus, schleicht sich förmlich an die Schafböcke an. Pepsi ist fürsorglich bemüht, die Schafe nicht zu sehr aufzuschrecken, um die Tiere nicht zu stressen.

Schafe halten lohnt sich laut Schäfern kaum mehr

Seit fast zwei Jahrzehnten finden die im Frühjahr im Freilichtmuseum die Schäfertage statt. Verglichen mit dem vergangenen Jahr, als man die Veranstaltung wetterbedingt fast abgesagt hätte, spielt der Himmel dieses Mal mit. Dank dem sonnigen Frühling präsentieren die unzähligen Obstbäume im Museumsdorf ihre rosa-weißen Blütenkleider in ihrer vollen Pracht. Und so strömen Familien mit Kindern herbei, um beim Schauhüten zuzusehen, die Kinder auf Eseln reiten zu lassen und natürlich Lammwürste und Schafskäse aus der Region zu essen und Wollprodukte zu kaufen.

Während Pepsi ihre Hütefertigkeiten unter Beweis stellt, steht der Beurener Schäfer Walter Hartlieb mit seiner Herde Merino-Landschafe eine Wiese weiter und beantwortet geduldig die Fragen der Besucher. Seit 15 Jahren nimmt er die Mühen auf sich, um mit seinen Schafen im Freilichtmuseum dabeizusein. 150 Tiere hat er, 200 waren es mal. Die Schäferei lohne sich nicht mehr wie früher, sagt der Rentner, der einst mit einem einzigen Schaf begonnen hat. Was man für die Wolle bekomme, decke gerade einmal die Kosten des Scherens.

„Ich halte Schafe nur wegen dem Fleisch“, sagt er. Darüber hinaus betreibt er mit seinen Tieren Landschaftspflege auf rund 30 Hektar, überwiegend in kommunalem Auftrag. Täglich um 10 Uhr am Vormittag lässt er seine Tiere raus, wann es zur Nachtruhe ab in den Stall geht, richte sich nach der Jahreszeit. Im Frühjahr und Sommer dürfen sie lange draußen weiden. „Hungrige Schafe sperrt man lieber nicht ein“, sagt er. Die Gefahr, dass sie ausbrechen sei zu groß. Für Walter Hartlieb, der die Schäferei sein Leben lang nur im Nebenberuf betrieb, ist alles eine Frage der cleveren Zeiteinteilung. Seiner Leidenschaft für die Schafzucht will er auch im Rentenalter noch nachgehen.