Fünf Bundesligaspiele, fünf Niederlagen – für den Schalker Trainer Domenico Tedesco wird es eng, trotz Durchhalteparolen seinerseits.

Freiburg - Manchmal verraten Blicke oder Gesten mehr als 1000 Worte. Als am Dienstagabend gegen 22.20 Uhr im Freiburger Schwarzwald-Stadion abgepfiffen wurde, ging Domenico Tedesco in die Knie, starrte zu Boden und schien sich zu fragen: Kann das denn wahr sein?! Wieder hatte sein Team ein Bundesligaspiel verloren, zum dritten Mal blieb es dabei ohne Torerfolg und nicht wenige auf Schalke fragen sich: Kann Tedesco Krisenmanagement?

 

Durchhalteparolen statt klarer Worte

Klar ist: Wer fünf Bundesligaspiele verliert, dem gehen die Argumente aus. Da klingen Sätze wie „Wenn wir das Tor machen, wird es schwer für Freiburg“ wie Durchhalteparolen und in aller Regel greifen dann die Gesetze der Branche: Die Spieler sprechen sich für ihren Trainer aus, die Verantwortlichen stellen sich hinter ihren Coach und dennoch wissen alle: Noch eine Niederlage und es wird eng für den Trainer, sehr eng sogar.

Und wenn Tedesco nach der 0:1-Niederlage in Freiburg auf die ganz solide erste Halbzeit seiner Knappen anspielt, dabei jedoch den orientierungslosen Auftritt in der zweiten Hälfte außer Acht lässt, verrät das viel über die Verfassung seiner Mannschaft. Sie wirkt verunsichert, nicht gefestigt und manch ein Beobachter vermisst gar funktionierende Lösungsansätze im Offensivspiel. Und das jüngste Theater um Franco di Santo, der sich nach einer Auswechslung ein Wortgefecht mit seinem Trainer lieferte, offenbart: die Nerven liegen blank auf Schalke.

Zweite Halbzeit als Sinnbild

„Wir müssen spielerisch so weitermachen“, fordert Tedesco und die Fans hoffen, dass der junge Coach damit lediglich die schützende Hand über seine Mannschaft halten will – andernfalls klingt das fast wie eine Drohung. Schließlich war die zweite Halbzeit in Freiburg eher eines Abstiegskandidaten, denn eines Champions-League-Anwärters würdig. Als Tabellenletzter mit null Punkten trennen S04 bereits vor der Partie des BVB am Mittwochabend acht Punkte von dem erklärten Saisonziel Platz vier. Sollte die Borussia gegen Nürnberg gewinnen, wären es gar zehn Punkte Rückstand auf den Viertplatzierten Hertha BSC.

Am kommenden Samstag gastiert der FSV Mainz in der Veltins-Arena. Schalke-Manager Christian Heidel vermeidet es noch, seinem Erfolgstrainer des Vorjahres ein öffentliches Ultimatum zu stellen. Und Tedesco selbst sagt, er spüre 100 Prozent Vertrauen seitens des Vereins. Dennoch scheint allen Beteiligten klar: Wenn die Königsblauen auch gegen Mainz den Kürzeren ziehen, dürfte Tedesco nicht mehr zu halten sein. Denn, bisher wirkt es nicht so, als hätte er ein schlüssiges Konzept gegen die aktuelle Misere. Er rotiert, redet seine Mannschaft stark, setzte gegen Freiburg sogar Haudegen Naldo auf die Bank – nur, nichts half bisher. Selbst Ex-Coach Markus Weinzierl kritisierte Taktik und Aufstellung der Schalker.

Erste Trainerwechsel der Saison?

Bleibt die Frage: Wird der 33-jährige Tedesco der erste Bundesliga-Trainer, der in dieser Saison den Hut nehmen muss? Es wäre das erste Mal seit der Saison 2004/05, dass die Knappen die ersten sind, die ihren Chefcoach beurlauben. Damals musste im Übrigen Jupp Heynckes seinen Hut nehmen, als Tabellen-17. nach drei Niederlagen aus vier Spielen. Dem damals 59-Jährigen traute man nicht zu, den Bock noch einmal umzustoßen – Tedesco sagt, er spüre diesen Vertrauen auch nach der Freiburg-Niederlage. Die Frage ist nur: Wie lange noch?