Sind die Gebühren zu hoch, die Betreuungszeiten zu kurz? Wegen der Kinderbetreuung im Südwesten gehen wütende Vorwürfe hin und her. Jetzt gießt SPD-Chef Andreas Stoch weiteres Öl ins Feuer.

Stuttgart - Das Scharmützel um die Qualität der Kinderbetreuung in Baden-Württemberg geht weiter. Andreas Stoch, der SPD-Landesvorsitzende und frühere Kultusminister, fährt jetzt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in die Parade. „Wenn ein Hauch von Kritik aus Berlin gleich einen Wirbelsturm im Stuttgarter Kultusministerium auslöst, lässt das tief blicken“, ätzt Stoch in Richtung Eisenmann.

 

Auslöser des Ärgers war ein Interview mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SDP) mit unserer Zeitung. Sie hatte angemerkt, dass die Kitas im Land zwar einen guten Betreuungsschlüssel hätten, dass aber die Öffnungszeiten zu wünschen übrig ließen. Auch seien die Gebühren „zum Teil sehr hoch“. „Wenn ein Kind um 12 Uhr oder am frühen Nachmittag abgeholt werden muss, ist keine normale Berufstätigkeit möglich“, hatte Giffey gesagt.

Dem war Eisenmann entschieden entgegen getreten. Sie könne den Vorwurf nicht nachvollziehen, schrieb die Kultusministerin ungehalten an Giffey. Sehr frühe Schließungszeiten „stellen ganz offenbar die Ausnahme dar“, konterte Eisenmann. Und die Gebühren lägen erstens in der Verantwortung der Träger, zweitens sei den Eltern die Qualität der Betreuung wichtiger als der Preis.

SPD-Chef nennt Eisenmann feige

Diese harsche Reaktion bewertet jetzt Andreas Stoch, der frühere Kultusminister als „überzogen, aber aufschlussreich“. Er vermutet: „Familienministerin Giffey trifft offensichtlich einen wunden Punkt, wenn sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Baden-Württemberg ausbaufähig nennt.“ Das „spiegelt die Realität der Frauen in Baden-Württemberg treffend wider“, findet der frühere Kultusminister. Wer eine Ganztagsbetreuung für sein Kind suche, um in Vollzeit zu arbeiten, zahle in vielen Städten und Gemeinden schnell über 600 Euro Gebühren, klagt Stoch.

Er findet deutliche Worte gegen Eisenmann: „Es ist einfach feige, wenn Ministerin Eisenmann die Verantwortung für die Kita-Gebühren bei den Kommunen ablädt.“ Sie könnte die Gebührenfreiheit auf Landesebene beschließen, „so wie zwölf von 16 Bundesländern bereits landesweite Regelungen zu Kita-Gebühren getroffen haben“, erklärt der SPD-Chef. Die SPD strebt in Baden-Württemberg ein Volksbegehren für gebührenfreie Kitas an.