Protestaktionen zugunsten des Autoverkehrs sind rar: Dennoch haben Plieninger Bürger mit einer Demonstration ihre Wut über die Sperrung der Scharnhauser Straße zum Ausdruck gebracht. Die Polizei verwarnte zahlreiche Autofahrer mündlich.
Rund 100 Bürger haben sich in Plieningen an einem Demonstrationszug gegen die Sperrung der Scharnhauser Straße beteiligt. Seit Dienstag dürfen zwischen dem Ortsausgang Plieningen und dem Abzweig nach Kemnat auf der Straße keine Autos und Lastwagen mehr verkehren. Die Sperrung hat für viele Verkehrsteilnehmer lange Umwege zur Folge.
Protestaktionen zugunsten des Autoverkehrs sind rar gesät. Doch am Donnerstagnachmittag war es soweit: In Plieningen hatten sich rund 100 Menschen zusammengefunden, um gegen die Sperrung der Verbindungsstraße nach Ostfildern zu demonstrieren. Auf Plakaten war „Am Bürger vorbei“ oder „Längere Wege – Mehr Umweltverschmutzung“ zu lesen. Organisiert wurde die Demonstration von den Freien Wählern und einer Privatperson.
Kritiker monieren, dass Wege länger werden
Julian Korbel, Plieninger Bezirksbeirat der Freien Wähler, forderte die Stadtverwaltung auf, nun mit den Plieningern in Dialog zu treten, um nach der Schließung der Straße Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren. „Die Stadt hat kein offenes Ohr für ihre Bürger“, bemängelte Ralf Wendel, Vorstandsmitglied der Freien Wähler (Partei) Baden-Württemberg. Er kündigte weitere Protestaktionen an. Schon seit geraumer Zeit kritisieren die Gegner der Sperrung, dass dadurch der Weg zum Einkaufen beispielsweise in Scharnhausen, aber auch zur Klinik in Ostfildern-Ruit deutlich länger werde.
Obwohl sie durch die Schließung der Straße vom Durchgangsverkehr entlastet werden, bedauerten selbst einige Anrainer die Sperrung: Eine Mutter betonte, dass sie jetzt auf das Kinderschwimmen in Kemnat verzichten müsse: „Zeitlich schaffe ich das jetzt nicht mehr“, sagte sie.
Teileinziehung des Abschnitts der Scharnhauser Straße war nötig
Auch die Anfahrt der beiden Waldparkplätze entlang der Scharnhauser Straße ist nicht mehr möglich: Zwischenzeitlich war die Rede davon, dass eine „Anlieger frei“-Regelung das möglich machen könnte. Das Verkehrsministerium hatte dies in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Friedrich Haag (FDP) mit Bezug auf eine Aussage der Stadt Stuttgart verlautet.
Auf Anfrage verwies die Stadtverwaltung erneut auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 22. September 2020. Damals hatte das Gericht verfügt, dass die neu gebaute Südumfahrung Plieningen erst für den Verkehr freigegeben werden dürfe, wenn eine Zusicherung zur Teileinziehung des betreffenden Straßenabschnitts der Scharnhauser Straße vorläge. Diese Teileinziehung habe zur Folge, so die Stadt, dass dort nur landwirtschaftlicher Verkehr, öffentlicher Nahverkehr und Fahrradverkehr verkehren dürfe. „Dies gilt damit auch für die Zufahrt zu den Parkplätzen.“
Ortsmitte von Plieningen soll entlastet werden
Die 2022 eröffnete Südumfahrung hat zum Ziel, die Ortsmitte von Plieningen zu entlasten. Die Schließung des außerörtlich verlaufenden Teils der Scharnhauser Straße soll verhindern, dass Verkehrsteilnehmer aus Richtung Ostfildern weiter durch Plieningen fahren, um zur Autobahn oder nach Echterdingen und zur B 27 zu gelangen. In umgekehrter Fahrtrichtung gilt Entsprechendes. Im vorigen Jahr hatte eine Bürgerinitiative gleichwohl mehr als 2200 Unterschriften gegen die Schließung in Plieningen gesammelt.
Pech hatten die Autofahrer, die trotz des bereits geltenden Verbots die Scharnhauser Straße nutzten. Sie fuhren während des Demonstrationszuges auf der gesperrten Straße direkt in die Arme der begleitenden Polizei. Die Beamten beließen es vorerst bei einer mündlichen Verwarnung. Künftig, so ein Polizeibeamter, würden 25 Euro Strafe fällig. Es ist davon auszugehen, dass nun verstärkt Kontrollen stattfinden.