In dem Theaterstück „Die Grönholm Methode“ der Schaubühne Sindelfingen wird ein Bewerbungsgespräch zum Thriller. Weitere Aufführungen stehen ab diesem Freitag an.
Ein Raum, vier Personen. Gespielt wird: Bewerbung, Endphase. Alle wollen sie haben, die Stelle als Top-Manager. „Die Grönholm Methode“ ist ein Stück, das Mentalitäten freilegt, auf Seiten der Bewerber, auf Seiten der Arbeitgeber. Und es besitzt eine Ausgangssituation, die Spannung garantiert, Konflikte, überraschende Wendungen verspricht.
Die Sindelfinger Schaubühne spielt derzeit dieses Theaterstück und hält all diese Versprechen ein – gut 90 Minuten lang umkreisen sich die Personen, werden entblößt und täuschen sich. Der Schluss ist bitter, gnadenlos. Es ist kein Stück, das Hoffnung, sondern eines, das wütend macht. Zugleich bietet es mit der Demontage seiner Charaktere unbedingt packendes Schauspieltheater, vielschichtige Darstellungen – und natürlich Nervenkitzel. All das bringt die Schaubühne vollkommen überzeugend auf die Bühne – und mit einer guten Portion Lokalkolorit.
Die große, große Firma, die sich da Bewerber einlädt, hat ihren Sitz in Schweden und heißt „DEKIA“ – es steht in Blau, im Innern einer gelben Ellipse auf blauem Grund auf einem Schild, das über der Bühne hängt. Der kundige Zuschauer wird zudem mit Sicherheit den Ursprung der Regale identifizieren können, die zum Bühnenbild gehören. Vielleicht, denkt er sich, wurden ja auch die Stühle im selben Laden gekauft. Und die Topfpflanzen.
In diesem Paradies des erschwinglich schönen Designs begegnen sich Carlos Bueno, Fernando Porta, Mercedes Degás und Elena Front. Gespielt werden sie von Achim Fuchs, Mathias Baier, Katrin Finkelnburg und Gudrun Steinle. Kein Vertreter der Firma, so scheint es, ist zugegen. Die Bewerber stehen und wundern sich, lernen sich ein wenig kennen. Da hört man einen Schlag und ein Päckchen landet auf der Bühne. Drin ist eine Aufgabe. Viele weitere Päckchen – ein feiner Einfall von Fabian Krause, der Bühne und Licht gestaltete - hängen über der Bühne, fallen irgendwann herab und enthüllen weitere Fragen, Aufgaben, Manipulationen.
Früh schon kommt der Verdacht auf, ein Mitarbeiter des Unternehmens habe sich unerkannt unter die Bewerber gemischt. Aber schließlich, sagt einer der Spieler irgendwann, nehme man an einer Bewerbung teil, nicht an einer Mördersuche à la Agatha Christie. Ganz ähnlich wie eine solche Suche aber ist das Stück aufgebaut. Es verbietet sich also, zu viel zu verraten. Nur: Es wird empfindlich. Schulden, Untreue, eine Geschlechtsumwandlung kommen vor. Menschliche Verzweiflung, menschliche Bosheit, Härte, Vorurteile.
Katrin Finkelnburg spielt eine Frau, die so verzweifelt ist, dass der Tod ihrer Mutter sie nicht mehr berührt. Achim Fuchs spielt einen Mann, der mehr als nur eine doppelte Identität hat. Gudrun Steinle verrät zu viel von ihrem Liebesleben. Und Mathias Baier spielt den Mann mit Ellenbogen, großer Klappe und doppeltem Gesicht. Die Schauspieler gehen auf in ihren Rollen. Regisseur Axel Finkelnburg hat ihr Spiel geradlinig in Szene gesetzt, lässt sie schwungvoll menschliche Abgründe öffnen. Einer von ihnen wird zuletzt zerstört sein.
Der spanische Bühnenautor Jordi Galceran veröffentlichte „Die Grönholm Methode“ 2003. Es gehört zu den erfolgreichsten Theaterstücken der jüngeren Zeit, wurde in viele Sprachen übersetzt und bereits 2005 verfilmt – was nicht wundert, angesichts eines Themas, das so dramatisch tief ins Wertegefüge der Gesellschaft schneidet und dabei so ungemein gut unterhält.
Info: Weitere Termine im Theaterkeller, Vaihinger Straße 14, in Sindelfingen: 21., 22., 23., 26., 28., 29. und 30. März. Beginn jeweils um 20 Uhr, sonntags bereits um 18 Uhr.