Zwei neue Logen bringen Sylt und Ischgl auf den Cannstatter Wasen. Die Sansibar gibt sich norddeutsch kühl, die Schatzibar dreht sich im Walzerschritt. Ein Fest mit hohem Spaßfaktor ist der Damenwasen.

Stuttgart - D

 

as also ist die Sansibar: die gekreuzten Schwerter an der Wand und auf den Tischsets, grobe Holzbretter an der Decke, dazu meerblaue Sitzhocker – und das Vesperbrett heißt „Küstenplanke“. Die Volksfest-Version der Sylter Gourmet-Strandhütte kommt eher norddeutsch kühl daher. Es ist aber auch ein mittleres Unterfangen, in der Loge im Göckelesmaier-Zelt das Inselfeeling heraufzubeschwören. Voll ist die Sansibar trotzdem. Und statt der Nordsee wogt das Mittelschiff.

Da passt die Schatzibar auf Anhieb besser auf den Rummelplatz. Von außen betrachtet scheint es, als sei das berühmte Ischgler Original im Kleinformat auf der Terrasse des Wasenzelts von Sonja Merz gelandet. Vom Balkon selbst aus hat man nicht nur einen Traumblick, sondern sieht auch das edle Interieur der gläsernen Dreh-Bar. Statt Williams wird Weißwein ausgeschenkt. Und einen „rechten“, dafür sorgt der Weinhändler und stolze Österreicher Karl Schartner. Rund 300 000 Euro hat Sonja Merz in die Schatzibar investiert, die sie gemeinsam mit den Ciba-Mato-Machern Christoph Wiggers und Philipp Deutsch umtreibt.

Magisches Quadrat der Wirte

Im Jahr 16 nach Einführung der Dirndlpflicht (die erste Party) ist die Zahl der Waseneinladungen in etwa gleich geblieben. Auch hat sich inzwischen ein magisches Quadrat etabliert. Hans-Peter Grandl gilt als der Traditionelle, Michael Wilhelmer gibt den Wilden unter den Wirten mit Go-go-Girls und Gladiatoren. Sonja Merz hält die kulinarische Flagge hoch: Die Bauernente von Sternekoch Franz Feckl ist legendär, das Wiener Schnitzel eine Offenbarung. Bleiben Daniela und Karl Maier, die mit ihrem Göckelesmaier-Zelt einen urbanen Stil kreiert haben und enge Bindungen an die Stadt pflegen. Sie waren die Ersten, die mit einer Szenebar, der Suite, kooperiert haben, und sie richteten nun schon zum fünften Mal die Breuninger-Events mit dem schönen Titel „Wasenliebe“ aus.

Dieses Jahr gab es ein Aufstöhnen unter den Kundenkartenbesitzerinnen: Statt zwei- nur einmal Wasenliebe? Die Plätze waren in Windeseile weg. Manche sah sich als Opfer dunkler Verschwörungen: Warum hat die Nachbarin Plätze bekommen und ich nicht? Am Montag, bei der schrägen Blasmusiktruppe LaBrassBanda („Scheiß drauf, Stimmung!“) waren dann alle Anwesenden wieder glücklich. Auch Breuninger-Chef Willy Oergel, der versprach: „Das wird die beste Wasenparty des Jahres.“

Damenwasen, Ladies Day und Wasengipfel

Dem dürften etliche Stuttgarterinnen widersprechen. Der Damenwasen von Daniela Maier, der am Mittwoch Zehnjähriges feierte, gilt als Party mit dem höchsten Spaßfaktor. Anfangs trafen sich rund 20 Freundinnen, jetzt tanzten weit über 300 Mädels mit dem Michael-Jackson-Double. Zum Geburtstag gab’s eine sechsstöckige Torte, Karl Maier durfte beim Anschnitt dabei sein. Seine Frau erklärt, warum: „Wir haben bei unserer Hochzeit die Torte im Kühllager vergessen.“

Wenn es um Namen geht, kommt man an Maxi von Bleyle nicht vorbei: Die Eventmanagerin bei Dekra ist bekannt für ihre guten Gästelisten. So hat sie beim Ladies Day dieses Jahr 23 000 Euro an Spenden gesammelt. Und der Wasengipfel am Montag bei Grandl hat alles vereint, was in der Stadt das Sagen hat (ob vor oder hinter den Kulissen). Selbst den Schauspieler Otfried Fischer hat das angelockt. Auch VfB-Präsident Bernd Wahler war da und warnte gleich bei der Begrüßung: „Wenn wir nicht über Flüchtlinge und Fußball reden, kann’s ein schöner Abend werden.“