Sollte der Fischmarkt sich aus Stuttgart verabschieden, gäbe es Alternativen: Die Indoor-Grillparty, der Luxus-Foodtruck vor dem Haus oder ein Menü bei einem der 150 Sterneköche, die im Mercedes-Museum gefeiert haben.

Stuttgart - Ein Raunen geht durch die Stadt. Was, wenn der Fischmarkt nicht mehr kommt? Die Kastanien auf dem Karlsplatz würden sich vielleicht freuen, wenn sie im Juli vom Fettgeruch aus den Fritteusen verschont blieben. Für viele Stuttgarter, deren Sturm- und Drangphase auch schon 20 Jahre und mehr vorbei scheint – ist der Fischmarkt einer der Open-Air-Treffpunkte im Sommer. Der Schorle-Umsatz (weiß-sauer) der Schausteller dürfte gewaltig sein. Und bei Glas vier ist man wieder auf dem neusten Stand, wer mit wem oder eben nicht mehr.

 

Bislang sieht es gut aus: Die Stadtverwaltung will wie berichtet Mitte März entscheiden, ob sie überhaupt Platzmiete für den Fischmarkt verlangt – so wie jetzt ganz schön frech die Hamburger fürs Weindorf. Die Hanseaten haben aber bereits signalisiert, dass sie den Mehrbetrag wohl auf alle Beschicker umlegen könnten. Sie fühlten sich in Stuttgart viel zu wohl, um der Stadt den Rücken zu kehren. Was natürlich mit den Erträgen zu tun haben dürfte.

Falls das Ganze langfristig doch schief gehen sollte, hatte die Intergastra Plan B parat. Die Fachmesse für Gastronomen und Hoteliers ging am Mittwoch mit Rekordzahlen zu Ende (mehr als 96 000 Besucher im Vergleich zu knapp 87 000 vor zwei Jahren) und war auch ein Treffpunkt der Stuttgarter Köche. Der aktuell Beste unter ihnen, Nico Burkhardt vom Olivo im Steigenberger Hotel Graf Zeppelin brutzelte in Halle eins seine Version der Wildgarnele. Der Trend in diesem Jahr, verriet er, gehe zum Indoorgrill, denn das gebe ein so schönes rauchiges Aroma. Selbst in seiner Hightech-Küche ist ein so genanntes Big Green Egg, der Ferrari unter den Holzkohlegrills integriert. Schorle kann man zur Grillgarnele übrigens auch trinken.

Wer keine Lust hat, selbst in der Küche zu stehen, kann sich den Genusswagen vors Haus stellen lassen. Der nagelneue silberne Airstream hatte auf der Intergastra Champagnertaufe. Der Edel-Foodtruck krönt die „strategische Allianz“ dreier Luxusanbieter: Pommery Champagner, Caviar House & Prunier und die Silberbesteckmanufaktur Robbe & Berking aus Flensburg. Womit wir wieder im hohen Norden wären.

Bayern ein bisschen besser?

Aber auch die Bayern tun uns manchmal weh. Horst Seehofer hat bei seinem Auftritt vor schwäbischen Unternehmern (die StZ berichtete) in Fellbach erklärt, dass nach jahrelangem Wettstreit unter Gleichen Bayern heute „ein bisschen besser“ sei als Baden-Württemberg. Und das bisschen war Koketterie. Das Hornstein-Ranking, das bei der Nacht der Sterne am Montag im Mercedes-Museum vorgestellt wurde, sagt etwas anderes. Auf Platz eins stehen nach der Auswertung aller Gourmetführer Harald Wohlfahrt (Schwarzwaldstube, Baiersbronn, Baden-Württemberg) und Christian Jürgens (Überfahrt, Rottach- Egern, Bayern) Seit’ an Seit’.

Zur Urkundenübergabe kamen stolze 150 deutsche Sterneköche sowie 17 Haubenköche aus Österreich. Während die Bühnenshow die Besucher in Trance versetzte: „Wir beginnen jetzt mit Platz 140 und gehen dann nach oben...“, weckte sie die Küche von Rolf Straubinger wieder auf. Der Chef von Burg Staufeneck in Salach verwöhnte die rund 700 Gäste mit feinsten Häppchen: herausragend das Stundenei mit Trüffel. Straubinger hat extra für den Abend 6000 Teller gekauft – da könnte er glatt den Karlsplatz bewirten.

Und was ist nun mit den Bayern? Beim deutschen Entscheid der Koch-WM Bocuse d’Or auf der Intergastra saßen Bobby Bräuer vom Esszimmer in der BMW-Welt in München und Sebastian Prüßmann von der Zirbelstube im Hotel am Schlossgarten einträchtig in der Fisch-Jury nebeneinander. „Ist doch toll, wenn man seinen alten Chef mal wieder trifft“, so einer der besten Stuttgarter Köche. „Jeder fährt seine eigene Schiene. Das ist keine Konkurrenz“, ergänzte Bräuer. Und Jurypräsident Hans Haas vom legendären Tantris in München lobte erst die Badener, um dann zu sagen: „Ich bin Österreicher. Ich bin da neutral.“