Peter Kurth ist ein Charakterkopf - und laut dem Fachblatt „Theater heute“ der „Schauspieler des Jahres 2014“. Zur Premiere der sperrigen Komödie „Die Kleinen und die Bösen“ ist er ins Metropol-Kino gekommen.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Mit den Schulferien neigen sich auch die Theaterferien so langsam dem Ende zu. Aufgeführt wird im Schauspielhaus zwar erst wieder ab 26. September, Betrieb herrscht am Eckensee aber schon ab 14. September. Doch wie viele andere nutzen auch die Schauspieler ihre letzten freien Tage sonstwo, wie Peter Kurth feststellen muss. Demnächst beginnt seine dritte Saison als Ensemblemitglied in Stuttgart, aber der „Schauspieler des Jahres“ 2014, so das Fachblatt „Theater heute“, hat auch neben der Bühne viel zu tun – und wenig Urlaub gehabt.

 

Kurth ist gerade mitten in den Dreharbeiten für einen ZDF-Krimi, derweil zwei eher spezielle Filme – „Schmitke“ und „Herbert“ – noch auf ihren Kinostart warten. Zur Premiere der Komödie „Die Kleinen und die Bösen“, in der Kurth die Hauptrolle spielt, obwohl er weder klein noch böse ist, muss er ein bisschen repräsentieren wie das so üblich ist. Ein Kollege immerhin hat den Weg ins Metropol-Kino zum Start in Stuttgart gefunden. „Bist du schon aufgeregt“, fragt Andreas Leupold vor der Vorstellung. „Ich hoffe, dass ich keinen Hänger habe“, scherzt Kurth zurück. Beide Schauspieler sind vor zwei Jahren von Berlin nach Stuttgart gekommen – mit dem Intendanten Armin Petras, der derzeit mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen hat, so hört man.

Spaß daran, einmal deftig zu sein

Dass Kurth, der Motorrad fahrende Großvater, auf der Bühne oder am Set aufgeregt ist, kann man sich eh kaum vorstellen – nicht, wenn man sich auf der Straße mit ihm unterhält, und schon gar nicht, wenn man ihn als Hotte in „Die Kleinen und die Bösen“ sieht, dem man nicht unbedingt auf der Straße begegnen möchte. Als impulsiver und dauerschwitzender Ganove in Hawaii-Hemd, Shorts und Badelatschen hat er sichtlich Spaß daran gehabt, „deftig zu sein, mal die Sau rauszulassen und Dinge zu tun, die man als sozial lebender Mensch nicht tut“.

Dagegen wirkt sein filmisches Gegenüber, der sonst so stinkstiefelige Christoph Maria Herbst, geradezu lammfromm. Erst nach dem Film versteht man, dass die Antwort auf die Frage, wieviel „Stromberg“ in diesem Bewährungshelfer stecke, durchaus ernst zu nehmen ist. „Sie haben beide einen Schreibtisch“, so Herbst, der in Stuttgart leider nicht dabei war, aber in Wirklichkeit ein ebenso angenehmer Gesprächspartner ist, wie wir schon einmal erfahren durften.

Drehbuch liegt jahrelang in der Schublade

Der Film lebt hauptsächlich von diesen beiden Darstellern und tut sich ansonsten schwer. Das war auch schon im Vorfeld so, berichtet der Regisseur. Markus Sehr hat es – nicht zuletzt wegen der Deutschen Bahn mal wieder – erst zum Publikumsgespräch nach dem Film geschafft. Das wurde vom SWR-Experten Herbert Spaich moderiert, dessen Spezialität unter anderem ist, Fragen zu stellen, die man sich gar nicht stellen darf. So jedenfalls musste Kurth mehrmals antworten. Sehr aber erzählte, dass das Drehbuch jahrelang in der Schublade lag und die Umsetzung nicht finanziert werden sollte. Knack- und Reibungspunkt der Handlung: eines der beiden Kinder, mit denen dieser Hotte nie etwas zu tun haben wollte, wird vom Zug überfahren.

Kurth selbst sagt, dass das Werk nicht das sei, was man gemeinhin unter einer deutschen Komödie verstehe. Da hat er recht. Unklar ist nur, als was der Film eigentlich zu verstehen ist, so unstimmig er manchmal in seiner Tonalität daherkommt. Ein Zuschauer möchte wissen, ob man diese eine „sehr böse Kritik“ gelesen habe. Markus Sehr hat und fragt: „Und trotzdem sind Sie heute hier?!“ Die „alte Nordpflanze“ Peter Kurth sieht sich bestätigt: „Sehen Sie, so ist Stuttgart – die Stadt, na ja – aber dieses Publikum!“