Göckele sind dieser Tage nicht alles: Beim Dinnerspektakel Palazzo setzt Dreisternekoch Harald Wohlfahrt heuer auf glasierte Entenbrust. Bei Guido Wolfs Besuch im Wirtshaus Heurigen ging’s um die Maultasche.

Stuttgart - Es soll Menschen geben, die eine Einladung fürs Volksfest haben und lieber nach Paris reisen. So wie Harald Wohlfahrt: der Küchenchef der Traube Tonbach in Baiersbronn will dort in vier „großen Restaurants“ speisen. Steinbutt statt Schweinshaxe. Beim Dinnerspektakel Palazzo setzt der Dreisternekoch dieses Jahr auf glasierte Entenbrust. „Der Veranstalter wollte das so“, sagte er in seiner gewohnt nüchternen Art bei der Vorstellung des Programms in der Alten Kelter in Fellbach. Mit Wild und Lamm tue man sich schwer, also sei die Fleischauswahl begrenzt. Was Wohlfahrt aus der Selbstbeschränkung macht, können die Gäste von 10. November an testen. Dann ist Premiere der zwölften Palazzo-Ausgabe auf dem Cannstatter Wasen.

 

Das Programm „Starke Typen“ setzt auf kraftvolle Artistik und Neuinterpretationen der klassischen Varieté-Nummern. Eine durchgängige Handlung gibt es nicht, dafür tritt der Stuttgarter Beatboxer Robeat im Wechsel mit dem Schweizer Camero auf. Dazu und dazwischen versorgt das 13-köpfige Küchenteam die Gäste mit Eismeerforelle, Paprika-Ingwersüppchen, eben der Ente (für die Vegetarier gibt’s Tagliatelle mit Trüffel) sowie einem Haselnuss-Parfait. In der vorigen Spielzeit ging das Konzept auf: Es wurden 27 000 Besucher gezählt – das sind 2000 mehr als im Jahr zuvor. Für diese Saison, die bis zum 13. März 2016 dauert, rechnen die Veranstalter mit ähnlichen Zahlen – zumal ja die kulinarische Konkurrenz seitens des Varietés wieder Richtung Käseteller tendiert.

Guido Wolf liefert Antworten

Wasenzeit ist kulinarisch die hohe Zeit von Göckele und Co. Die Maultasche steht zwar auch auf den Speisekarten, führt aber ein Schattendasein. Der richtige Zeitpunkt also, ihren Einfluss auf die schwäbische Lebensart zu würdigen. Dies geschah diese Woche beim zweiten Maultaschenforum der Südwestbank im Wirtshaus „Zum Heurigen“. Darüber, wie viel Grün in die Maultasche gehörte, herrsche ein Kulturstreit unter schwäbischen Hausfrauen, sagte der Vorstandssprecher Wolfgang Kuhn. „Nur Schnittlauch und Petersilie oder auch Spinat?“ Um Antworten zu bekommen, hatte er den CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2016, Guido Wolf ins nachtschlafende Feuerbacher Tal gelockt.

Die Vortragsmappe legte Wolf angesichts der entspannten Runde – nach Lachs- und Rindertatar mit Belugalinsensalat – gleich wieder zur Seite. Er wolle keinen Wahlkampf führen, versprach er, um natürlich doch die eine oder andere Spitze zu setzen. Etwa bei der Landesbauordnung, Stichworte: Fassadenbegrünung und Fahrradabstellplätze, fehlten nur noch „Fluchtwege für Hühnerställe“. Außerdem erfuhren die Gäste, dass der frühere Landtagspräsident sein erstes Sparkonto bei der Südwestbank in Weingarten hatte und als Kind seinen wöchentlichen Veggie Day genoss. „Kässpätzle am Freitag – das war für mich keine Buße.“

Gleiches galt für die Maultaschen, die Heurigen-Wirtin Anne Hannich in drei Varianten servierte. „Ausgezeichnet“, lobte Richard Bihlmaier. Der Seniorchef von Bürger in Ditzingen lässt 1,5 Millionen Maultaschen produzieren. Täglich.