Ein Auflauf von Reichen und Schönen in der neu eröffneten Dependance des Münchener H’ugo’s in Stuttgart und das Weindorf: Die gesellschaftlichen Höhepunkte der Woche hatte vor allem gastronomischen Charakter.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Im EU-Schnitt seien die Deutschen tatsächlich die hässlichsten, und die Schwaben seien dabei nicht einmal erfasst – damit der Schnitt nicht versaut werde. Dies zumindest behauptete der Kabarettist Klaus Birk bei der Eröffnung des Weindorfs, die fast zu einer schönen Publikumsbeschimpfung ausgeartet wäre.

 

Augen auf bei der Berufswahl – und bei der Wahl der Eröffnung, können wir nur sagen. Wäre Birk am nächsten Abend im H’ugo’s gewesen, wäre er aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Nicht nur, weil der Weg nach draußen durch mehr als 600 geladene Gäste kein leichter war, sondern weil es sich auch um ein Wimmelbild der Schönen und Reichen handelte. Vor dem Eingang der neuen Szene-Italo-Party-Location posierten: ein Ferrari, ein Bentley und zwei Lamborghinis – alle mit Doppelkennzeichen. Drinnen bestimmten hohe Hacken und tiefe Dekolletés das Bild, das dezent von der Ex-Biathletin Simone Hauswald kontrastiert wurde. Unter den Herren der Schöpfung: Giovanni Zarrella, Firat Arslan, Christian Gentner, Andreas Hinkel, Karl-Heinz Förster und Timo Hildebrand. Nur Kevin Kuranyi fehlte, weil er in Hoffenheim verhindert war. Dabei ist sein Bruder Romulo Kuranyi Geschäftsführer des H’ugo’s, einem Ableger des Münchner Originals von Ugo Crocamo.

Der VfB-Trainer hält sich vom Alkohol fern

Das Ambiente ist so hochwertig wie die Gästeauswahl: mit gläsernem Champagnerschrank, viel Holz in und vor der Hütten im lauschigen Außenbereich an der Friedrichstraße, Travertin-Steinen, einem verästelten Licht- und Sound-System und einem Aquarium neben der offenen Küche. Apropos: berühmt ist das H’ugo’s für seine Trüffelpizza, die reißenden Absatz fand. „Pizza Margherita mit Trüffel halt“, stellte der Wasenwirt Hans-Peter Grandl fachmännisch fest. Angestoßen wurde auch reichlich – koscht ja nix bei der Eröffnung. Nur Alexander Zorniger hielt sich zurück, weil er keinen Alkohol trinkt, weswegen auch das Weindorf kein Thema für ihn ist.

Warum wir den VfB-Trainer gefragt haben? Weil es auf dem Weindorf jetzt eine 1893 VfB-Laube gibt. Die wird betrieben von Christian List und Alexander Scholz, die zudem das Clubrestaurant, die Staatstheater, den Stadtstrand, die Cantina und den Lehmann Club bewirten. Sie haben den längsten, Pardon, die längste Laube direkt am Bermudadreieck vor dem Alten Schloss mit modern-gemütlichem Ambiente in Rot-Weiß. Und wenn man Stuttgarts besten Koch vor der Laube sitzen hat, ist das schon mal kein schlechtes Zeichen. Nico Burkhardt, Küchenchef des Olivo, ließ sich dort einmal mehr vom Mash-Inhaber Jochen Bayer in die Eigenheiten der schwäbischen Genusskultur einweisen.

Weniger Wengerter auf dem Weindorf

Neu auf dem Weindorf ist auch die Zur-Linde-Laube der Brüder Maximilian und Ferdinand Trautwein, die auf dem Marktplatz ein „modernes Wohlfühlambiente“ bieten. Das kann bedeuten, dass die kulinarische Qualität steigt – die Wengerter aber werden immer weniger. Vier Familien sind es noch, wie Heiderose Currle vom Dreimädelhaus berichtet. Die Seniorchefin ist von Anfang an dabei: seit 39 Jahren also, dazu kommen noch 30 Betriebsausflüge aufs Weindorf nach Hamburg, wo am liebsten „weiß-trocken“ bestellt werde.

Die Weinkönigin Stefanie Schwarz griff nach ihrem offiziellen Auftritt zum Trollinger Weißherbst, obwohl sie lieber schwere Rote mag. Von wegen ideale Bedingungen (bei 30 Grad!), wie es zur Eröffnung hieß. Aber keine Angst: wenn uns der Wein- und Wettergott nicht täuscht, könnte es ab Dienstag richtig gehaltvoll und gemütlich in den Lauben werden.