Rein sportlich betrachtet war die Stimmung schon mal besser in der Stadt. Aber das Leben geht weiter – mit Fußball oder auch mit lecker Essen à la Horst Lichter.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Es gibt derzeit erfreulichere Small-Talk-Themen als Fußball in Stuttgart, das Wetter zum Beispiel. Na gut, reden wir übers Essen – später. Zuvor müssen wir uns aber doch den Sportsfreunden widmen, denn diese Woche war der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel zu Gast beim „Dekra Dialog“. Tom Bartels, der in Frankreich zehn Spiele für die ARD kommentieren wird, begrüßte die 200 Gäste mit: „Es gibt noch großen Fußball in Stuttgart.“ Denn „einen Tag nach dem EM-Titel der deutschen Mannschaft“ findet in der Mercedes-Benz-Arena das Eröffnungsspiel der U-19-Europameisterschaft statt: Deutschland gegen Italien!

 

Aber bei aller Vorfreude blieb auch Platz für Kritik. Zu einigen Fragen von Bartels demonstrierte Grindel seine ganze Einerseits-andererseits-Erfahrung aus 14 Jahren als CDU-Bundestagsabgeordneter mit der Erkenntnis: „Die Wahrheit liegt in der Mitte“ – vermutlich irgendwo auf dem Platz. Für Stefan Kölbl liegt sie mehr in Nürnberg als in Stuttgart, denn der fußballbegeisterte Dekra-Vorstandsvorsitzende ist Franke und Fan der fast wieder aufgestiegenen „Glubberer“. Die Trauer in Stuttgart hielt sich an diesem Abend also in Grenzen. Die CDU-Abgeordnete Karin Maag, immerhin stellvertretende Vorsitzende des VfB-Fanclubs im Bundestag mit gefühlten fünfzehn Mitgliedern, habe schon um Ostern herum das Mitleiden eingestellt. Der Flughafenchef Georg Fundel macht sich eh nicht viel aus Fußball, dem Traube-Tonbach-Inhaber Heiner Finkbeiner ist der SC Freiburg näher, und Hans Sommer, Aufsichtsratsvorsitzender der Drees & Sommer AG, stellte nur nüchtern fest, dass diese Woche auch noch der SV Böblingen aus der Verbandsliga abgestiegen ist.

DFB-Präsident trauert wegen Kickers-Abstieg

Somit konzentrierte sich die größte Anteilnahme beim DFB-Präsidenten, dem es – man höre und staune – für die Stuttgarter Kickers noch mehr leid tue. Der Patenonkel seines Sohnes sei ein beinharter Kickers-Fan. Und er selbst sei auch schon „in der Fünf, oder wie das heißt“ des Sportdirektors Michael Zeyer gewesen. Reden wir jetzt also übers Essen – nicht im Sternerestaurant, „dem Five“, wie man sagt, aber das in Markus Bischoffs Dekra-Club-Restaurant ist ja auch nicht schlecht. Zu Ehren des gebürtigen Hamburgers Reinhard Grindel fuhr der Chef ein feines Fischbüfett auf und zeigte, wie weniger manchmal Meer sein kann.

Für Horst Lichter hingegen gilt immer noch: mehr ist mehr. Der laut „Hörzu“-Lesern „beliebteste Fernsehkoch“ des Jahres 2014, was dieser in aller Bescheidenheit mit einem langen Einspieler von der Verleihung der „Goldenen Kamera“ bei seinem Auftritt in Erinnerung rief, erzählte im Hegelsaal von seinem weiten Weg dahin. Und natürlich kochte er auch ein bisschen was. Besonders erwähnenswert neben den vier monströsen Fleischbrocken – „alles unter 400 Gramm ist Carpaccio“ – ist das Dessert, das er seinem Publikum nach der Show ins Foyer hinstellen ließ. Man schwitze Obst in einem Viertelpfund Butter an, kippe eine Flasche Baileys drüber, haue das zu fettigen Pfannkuchen auf eine große Platte, stülpe einen Becher Eis darauf, leere noch eine Flasche Cassis und eine Flasche Eierlikör dazu: fertig ist der lecker Lichter auch ohne Johann Lafer!

Beschwerliche Anreise aus Reutlingen

Für ein kurzes Gespräch vor der Show hatte der leutselige Lichter leider keine Zeit. Gut, kann an der beschwerlichen Anreise aus Reutlingen gelegen haben, wo er am Vorabend gastierte. Dass er aber nach der Show auch keine Zeit für seine Fans hatte, um Bücher, Kochjacken oder „Ne wat lecker“-Küchenschürzen zu signieren? Er habe am andern Tag einen Termin, hieß es am Horst-Lichter-Fanshop. Kann vorkommen, wenn man auf Tournee ist. Würzburg stand als nächste Stadt auf dem Plan. Mit deren Kickers kann man sich wenigstens noch über Fußball freuen.