In den kommenden Tagen haben Weihnachtsfreunde wie -muffel die Gelegenheit, abends ein bisschen zu feiern. Auf dem Programm stehen Disconächte und klassische Konzerte. Für die Künstler ist das mitunter ganz schön stressig.

Stuttgart - Da macht man den Fernseher an und sieht sich selbst als Weihnachtsmann. Theoretisch könnte Pasquale Aleardi sich an diesem Samstag auf RBB bewundern oder an Heiligabend beim NDR – in der Liebeskomödie „Weihnachtsmann gesucht“. Diese Woche war der gebürtige Züricher freilich in einer komplett anderen Rolle gefragt und zwar als Staranwalt Billy Flynn im Musical „Chicago“. Aleardi fasst zusammen: „Kaum aus New York zurück, ging’s hier in Stuttgart für mich direkt mit den Proben los, und ich freu mich jetzt schon riesig auf meine Premiere hier. Da ich das Stück am Broadway auf englisch gespielt habe, bin ich gerade damit beschäftigt, die Texte deutsch umzulernen. Eine spannende, intensive Zeit.“ Im Januar wird die Premiere in Möhringen sein, der Termin steht noch nicht fest.

 

Bis dahin doch besser selbst tanzen? Am Samstag denkt Berti Kiolbassa an all diejenigen, die vor Weihnachten „noch ein bissle Gas geben“ wollen. Bereits zum 16. Mal findet die X-Mas Soulnight statt, zum dritten Mal im ganz großen Rahmen der Alten Reithalle. „Ich muss da was richtig gemacht haben“, sagt der Musiker angesichts der vielen Stammgäste. Am Samstag steht eine achtköpfige Band auf der Bühne, danach kehrt Ruhe ein. Er sei eigentlich nicht der Weihnachtsmensch, sagt Kiolbassa: „Mir geht der Stress auf die Nerven.“

Einmal singen in der Stuttgarter Oper

Oder lieber Mozart? Ebenfalls für Samstag lädt die Sängerin Gudrun Kohlruss „alle, die Lust haben“, zum Benefizkonzert von 18 Uhr an in die Matthäus-Kirche in Heslach ein. Der Eintritt ist frei, Spenden sind hochwillkommen. Der Erlös geht, nun bereits zum zwölften Mal, an den Verein Intact, der gegen die Beschneidung von Frauen in Afrika kämpft. In den vergangenen Jahren, erzählt Gudrun Kohlruss, sei die Kirche immer „rappelvoll“ gewesen.

Noch Vorbereitung nötig fürs Singen unterm Baum? Wer mag, kann am Samstag oder am 23. Dezember um 17 Uhr ins Opernhaus zum Publikumssingen unter der Leitung von Staatsoperndirektor Johannes Knecht kommen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig, gesungen werden Ausschnitte aus Modest Mussorgskis großer Choroper Chowanschtschina. Wer danach hören möchte, wie das Ganze professionell gesungen klingt, kann an der Abendkasse Karten kaufen.

Von Klassik bis Disco ist alles dabei

Der Tenor Matthias Klink singt in der Chowantschtschina den Fürsten Golizyn. Danach hat er bis 2. Januar frei und ist daher, „anders als in anderen Jahren“ richtig in Weihnachtsstimmung. Und was, wenn es doch einmal stressig ist? „Absagen!“ Sein Traum sei ein Rückzugsort in den Bergen. „Dort fällt es mir leichter durchzuatmen. Man ist halt dem Himmel etwas näher.“ A propos: Weihnachten feiert der gebürtige Waiblinger traditionell mit der Familie. „An Heiligabend gehen wir in die Kirche, machen einen Spaziergang, singen Weihnachtslieder, und dann schauen vor allem meine Kinder, was es unter dem Weihnachtsbaum zu finden gibt.“

Daran schließt das Heiligabend-Programm in der weihnachtlich geschmückten Boa nahtlos an. Seit 37 Jahren wird in der Disco nach der Bescherung gefeiert. Hier treffen sich schön angezogene Stammgäste im besseren Alter. Das Zielpublikum schildert Gastgeber Werner „Sloggi“ Find so: „Lauter Versprengte, die nicht mehr unterm Tannenbaum singen wollen.“

Für George Bailey undenkbar. „Ich liebe Weihnachten. Das ist meine Zeit im Jahr“, schwärmt der Pianist und Sänger. Umso trauriger, dass seine Christmas Party im Neuen Schloss nach 29 Jahren nicht mehr stattfindet. Dafür tritt der frühere Korrepetitor des Stuttgarter Balletts mit David Whitley im Wilhelma-Theater auf – das Konzert ist seit Wochen ausverkauft. Beim Probenstress hilft Bailey der „Power Nap“: Nachmittags mindestens 45 Minuten die Beine hochlegen. Empfehlenswert.