Der Schauspieler Francis Fulton-Smith ermittelt bei der Athener Mordkommission. Er liebt die Abwechslung, auch hinter der Kamera, wie er im Interview verrät.

Stuttgart - Francis Fulton-Smith spielt im „Athen-Krimi“ der ARD einen engagierten Ermittler im Außeneinsatz. Der Schauspieler hadert nicht mit seinem Image des Frauenschwarms, kann aber auch ganz anders: Der „Athen-Krimi“ ist sein erster Film als Produzent.
Herr Fulton-Smith, hat man Sie zu Beginn Ihrer Karriere eigentlich gewarnt, dass Sie mit diesem Namen in Deutschland nie ein Star werden?
Es gab tatsächlich ein paar allerdings nicht ganz ernst gemeinte Anregungen, zumal mein erster Film, „Madame Bäurin“, auch noch in bayerischer Mundart war. Ich war aber immer der Meinung: Wenn sich die Amerikaner „Arnold Schwarzenegger“ merken können, schaffen die Deutschen das auch mit meinem Namen.
„Familie Dr. Kleist“ hat Sie zum TV-Star gemacht. Ist solcher Ruhm nur Segen oder auch ein bisschen Fluch?
Die Serie ist eines der erfolgreichsten Hauptabendformate der ARD, ich habe ihr viel zu verdanken, deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass ich gegenüber dem Sender und der Produktion große Loyalität empfinde; und von „Fluch“ kann ohnehin keine Rede sein.
Aber waren Sie fortan nicht automatisch auf leichte Kost festgelegt?
Ich hatte vorher schon Thriller gedreht. Es war immer Teil meiner Karriereplanung, möglichst unterschiedliche Rollen zu spielen. Ich denke, das ist mir auch gelungen. Die Menschen wissen, dass es in meiner Kommode noch andere Schubladen gibt.
Trotzdem waren viele Zuschauer überrascht, als Sie in dem Kriegsfilm „Die Gustloff“ eine völlig andere Figur verkörpert haben. Warum wirken Sie nicht öfter in Dramen wie „Die Spiegel-Affäre“ mit?
In unserem Beruf spielt das Glück eine viel größere Rolle, als die meisten Menschen ahnen. Man hat als Schauspieler so gut wie keinen Einfluss darauf, für welche Projekte man vorgeschlagen wird, deshalb muss man sich in Geduld üben, bis der Moment kommt, an dem man zeigen kann, was man drauf hat. Ich wusste immer, dass Film und Fernsehen keine Wunschkonzerte sind, deshalb war mir von Anfang an am wichtigsten, dass ich meine Familie ernähren und meine Rechnungen zahlen kann. Was sich darüber hinaus an künstlerischen Möglichkeiten ergeben hat, habe ich immer als großes Geschenk empfunden.
Wenn Sie sich doch etwas wünschen könnten: Was wäre das?
Für einen Schauspieler ist es enorm wichtig, sich angemessen auf eine Rolle vorzubereiten. Bei großen Theaterproduktionen hat man Monate, oft sogar Jahre, eine Rolle in ihrer ganzen Tiefe auszuloten. Beim Fernsehen bin ich schon gefragt worden, ob ich nächste Woche Zeit für eine Hauptrolle hätte. Umso mehr genieße ich Leuchtturmproduktionen wie das Dokudrama „Der gute Göring“, bei denen man eine Figur vor Beginn der Dreharbeiten in ihrer ganzen Tragik und Dramatik erfassen kann. Es wäre fatal, wenn ein Architekt des Bösen wie Hermann Göring ins Klischee abrutscht und dadurch beliebig wird.
Der ARD-„Athen-Krimi“ ist der erste Film mit Ihnen, den Sie auch produziert haben. Ist die Produktionsfirma Ihre Antwort auf die Rastlosigkeit des Fernsehens?
Nein, das hatte zunächst mal andere Gründe. Als Schauspieler verbringt man Dreharbeiten größtenteils mit Warten. Während viele Kollegen die Zeit mit Kaffeetrinken totschlagen, habe ich mich schon immer für die Arbeit der verschiedenen Gewerke interessant, für Kostümbild, Szenenbild und Beleuchtung. Außerdem wollte ich gern mehr Verantwortung übernehmen und mich kreativ noch stärker einbringen, meiner Fantasie freien Lauf lassen, und zwar nicht nur als Schauspieler.
Sie sind kurz nach der Gründung Ihrer Firma eine Partnerschaft mit einem Rechteagenten eingegangen. Warum?
Eine Rechteagentur wird viel früher auf Stoffe aufmerksam. Sie wird zum Beispiel über Romane informiert, lange bevor sie auf den Markt kommen. Und natürlich kann man sich auch mit eigenen Projekten an die Sender wenden. Auf diese Weise ist der „Athen-Krimi“ entstanden: Es gab eine Ausschreibung der ARD-Tochter Degeto für eine neue Auslandskrimireihe im Stil von „Mordkommission Istanbul“. Wir haben uns mit einigen Konzepten beworben, darunter war auch die Idee, einen deutsch-griechischen Kommissar in Athen ermitteln zu lassen. Die Degeto fand die Idee gut, und so haben wir gemeinsam mit der Redaktion und dem erfahrenen Autor C.C. Fischer in eineinhalbjähriger Arbeit das Drehbuch entwickelt.
Waren Sie während der Dreharbeiten nur Schauspieler oder haben Sie auch Einfluss genommen?
Ich will mich gar nicht überall einmischen, im Gegenteil. Ich sehe meine Aufgabe als Produzent darin, vor und hinter der Kamera die bestmöglichen Kräfte zu versammeln und diese Menschen dann ihre Arbeit machen zu lassen. Das sind alles Spezialisten, die gemeinsam versuchen, aus einem Stoff das Beste rauszuholen. Wenn alles optimal verläuft, ergibt sich irgendwann ein magischer Moment, und der Film wird noch besser, als man es sich vorgestellt hat.