Die Zombies überrennen die Welt. Aber im Endzeitchaos der TV-Serie „The Walking Dead“ stellt sich eine Figur die Frage, ob in den Monstern noch Menschsein schlummert. Der Schauspieler Scott Wilson, der nun im Alter von 76 Jahren gestorben ist, hat der Apokalypse einen wichtigen Dreh verpasst.

Los Angeles - Manchen Fans der wegbereitenden Zombieserie „The Walking Dead“ ging dieser Tierarzt, Farmer und Christenmensch Hershel Greene auf die Nerven. Denn er brachte in den brachialen Kampf der überlebenden Menschen gegen die Monsterhorden der Zombie-Apokalypse einen Ton des entschlossenen Zweifelns, der sturen Skepsis, der moralischen Herausforderung. Was, wenn in diesen Ungeheuern, die reihenweise gemetzelt wurden, doch noch etwas Menschliches steckte? Dass diese Figur funktionierte, dass man sie ernst nahm, sie einen die Wand hochtrieb, sie einen verunsicherte, das lag an ihrem Darsteller Scott Wilson, der am 6. Oktober 2018 im Alter von 76 Jahren an den Folgen seiner Leukämieerkrankung gestorben ist.

 

In den Comics, die der Serie zugrunde liegen, ist Hershel Greene eine flachere, weniger bedeutsame Figur. Der andere Umgang der Drehbuchautoren mit Greene ist wohl dem Charisma Wilsons zu verdanken, der das Aufgespanntsein eines trockenen Alkoholikers zwischen dem Glauben an Gott und dem Abtauchen in den Suff so glaubhaft darstellen konnte. Auch Greene musste nach einigen Staffeln sein Leben lassen, aber die Macher der Serie, deren neunte Staffel gerade in Deutschland startet, wollten eigentlich noch ein paar Rückblenden mit Wilson drehen. Aber auch so wird ihn und seine Lehre nun keiner vergessen: Auch die Zombie-Apokalypse wird uns von moralischen Zwickmühlen nicht befreien.