Wenn er seine Augen anknipste, seinen Bariton erhob und ins Parkett zwinkerte, lag ihm das Publikum zu Füßen: Der große Stuttgarter Schauspieler Wolfgang Höper ist mit 87 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Stuttgart - Er war der „Theatermacher“ von Thomas Bernhard und der Musikmacher am „Kontrabass“ von Patrick Süskind. Und er war noch unendlich viel mehr, denn in seinem langen Schauspielerleben verkörperte Wolfgang Höper exakt 224 Rollen, penibel aufgelistet in einer alten Kladde, die er bei Gesprächen gerne aus der verbeulten Aktentasche zog. Und doch glänzte er als Theaterdirektor und Orchestermusiker in einem Maße, als wären die beiden Künstlerfiguren nur für ihn und niemand sonst geschrieben worden, für ihn als großen Tragikomiker, der weiß, dass er auf verlorenem Posten steht und dennoch aufbegehrt. „Utzbach wie Butzbach“, spuckte er im Bernhard-Stück voller Verachtung in das Wirtshaus, in dem seine Schmierentruppe auftreten sollte. Und „Sarah! Sarah!“ brüllte er voller Verzweiflung in den nur herbeigeträumten Konzertsaal, um der von ihm angebeteten Sopranistin endlich seine Liebe zu gestehen – im Solostück von Süskind, das er wie jedes Solo schon deshalb liebte, weil ihn niemand dabei störte.