Gegen Donald Trump demonstrieren reicht ihr nicht länger aus: Die 52-jährige Schauspielerin Cynthia Nixon kandidiert für das Amt der Gouverneurin von New York.

New York - Cynthia Nixon war ganz Hillary Clinton, als sie vor Kurzem an einem College in New York ihre Pläne für das Bildungswesen vorstellte: dunkler Hosenanzug, nüchterner Tonfall und mit einer überwältigenden Masse an Fakten und Zahlen bewaffnet. Die 52-jährige Schauspielerin, berühmt geworden als Miranda in der TV-Serie „Sex and the City“, gibt sich dieser Tage alle Mühe, als seriöse Politikerin ernst genommen zu werden.

 

Seit sie im April bekannt gegeben hat, dass sie für das Amt der Gouverneurin des Staates New York kandidieren will, reißen die abwertenden Kommentare nicht ab. Ihr Gegner, der amtierende Gouverneur Andrew Cuomo, sagte, das sei wohl der Beginn der Karnevalsaison. Und die Vergleiche mit dem New Yorker Promi, der jetzt als US-Präsident im Weißen Haus sitzt, nahmen kein Ende. Doch es gibt auch diejenigen, die solche Vergleiche unfair finden, unterschwellig sexistisch. So stellte sich der progressive Senator Bernie Sanders ebenso hinter Nixon wie New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio, der ein eher angespanntes Verhältnis zu Cuomo hat. Die linke Wochenzeitschrift „The Nation“ forderte ihre Leser auf, Nixon zu unterstützen, „weil sie die Lebenserfahrung hat, um eine wahrhafte Gouverneurin des Volkes zu sein“.

Cynthia Nixon will Dinge verändern und kann ein langes politisches Engagement vorweisen

In der Tat könnte die Unterstellung, dass Nixon nur eine weitere Entertainment-Prominenz ist, die ihren Namen dazu nutzt, ein Abenteuer ins Reich der Macht zu starten, nicht ungerechter sein. Cynthia Nixon will Dinge verändern und kann ein langes politisches Engagement vorweisen. Cynthia Nixons politisches Coming-out begann vor rund 18 Jahren, als „Sex and the City“ gerade Quotenrekorde sprengte und die Bars und Clubs füllte, die von den vier Hauptfiguren frequentiert wurden. Nixons Sohn Max war gerade eingeschult worden, in einer staatlichen Schule, und es mangelte wegen Mittelkürzungen an allem: an qualifiziertem Personal, an Unterrichtsmaterialien, an Büchern. Nixon schloss sich einer Interessenvertretung an, sammelte Unterschriften, ging demonstrieren. Einmal wurde sie sogar vor dem Rathaus verhaftet. Seither hat sie sich für viele Themen eingesetzt: für die Homoehe etwa, die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz sowie die Wohngerechtigkeit in New York.

2016 machte sie Wahlkampf für Hillary Clinton, 2017 bewarb sie die Wiederwahl des linken Bürgermeisters de Blasio. Der Entschluss, für ein Amt zu kandidieren, kam für sie nach der Wahl von Donald Trump. Mit Millionen von Mitbürgern und ihrer Frau, der Bildungsaktivistin Christine Marinoni, marschierte sie am Tag der Amtseinführung des 45. Präsidenten durch Washington und entschied, dass es nicht genug sei, zu demonstrieren. Sie wollte sich einmischen.

Nixon hat sich aus eigener Kraft nach oben gekämpft, ihre Ausbildung selbst finanziert

Das richtige Amt für sie war schnell ausgewählt. Andrew Cuomo ist zwar Demokrat, doch vielen New Yorkern gilt er als „lokaler Trump“. Machterhalt ist für ihn oberstes Prinzip, er steht unter massivem Korruptionsverdacht, stellt seine persönliche Eitelkeit über das Wählerwohl. Zuletzt weigerte er sich, die Sanierung der New Yorker U-Bahn zu finanzieren, um de Blasio eins auszuwischen. Gegen seine tiefen Taschen und seine einflussreichen Verbindungen anzukommen ist schwer. Trotzdem entschied Nixon, gegen ihn anzutreten.

Anfang Juni druckte ihre Kampagne Tausende „Miranda“-T-Shirts und Buttons. „I’m a Miranda and I vote für Cynthia“, steht darauf. Miranda sei, so Nixon, eine hart arbeitende, bekennende Feministin gewesen – und das in einer Zeit, in der das als Spaßbremse galt. Damit möchte sie denen den Wind aus den Segeln nehmen, die den Materialismus und Narzissmus der „Sex and the City“-Figuren als Widerspruch zu ihrer linken Agenda sehen. Die Strategie scheint aufzugehen. Man nimmt Nixon ab, dass sie eine Politik für die Stimmenlosen des Staates vertritt – gegen eine verfilzte, korrupte Machtelite.

Nixon hat sich als Tochter einer alleinerziehenden Mutter aus eigener Kraft nach oben gekämpft, ihr College und ihre Schauspielausbildung alleine finanziert. Nixon ist – anders als Trump und Cuomo – bodenständig, sie kennt die Nöte der einfachen Leute. Und das imponiert.