Große Namen Hollywoods hatten 1994 zum Dreh von „True Lies“ zusammengefunden: James Cameron, Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis. Die Schauspielerin Eliza Dushku, damals 12 Jahre alt, hat nun öffentlich gemacht, damals sexuell bedrängt worden zu sein.

Stuttgart - Ein Fragekomplex taucht in der Metoo-Debatte bei jedem neuen Vorwurf auf: Hätten sich die Opfer stärker zur Wehr setzen müssen, waren sie zu passiv, haben sie dem Drängen der Übergriffigen zu früh zu feige nachgegeben? Nun aber hat Hollywood einen Fall sexuellen Missbrauchs, bei dem sich diese Frage nicht stellt. Die Schauspielerin Eliza Dushku hat auf ihrer Facebook-Seite öffentlich gemacht, sie sei 1994 als Zwölfjährige bei den Dreharbeiten zum Spielfilm „True Lies“ vom Stuntkoordinator der Produktion, dem damals 36-jährigen Joel Kramer, am Abend eines Drehtages in ein Hotelzimmer gelockt und dort sexuell attackiert worden.

 

Dass der Fall fast ein Vierteljahrhundert zurückliegt, wird an Brisanz dadurch aufgewogen, dass ein paar der größten Namen Hollywoods mit der Produktion verknüpft sind. Regie hat James Cameron („Titanic“, „Avatar“) geführt, die Hauptrolle spielte Arnold Schwarzenegger, der damals das Hoch seiner Filmkarriere erlebte. An der Kasse enttäuschte „True Lies“ zwar, gilt mittlerweile aber als Beweis für eine Selbstironie der Traumfabrik, der das Stammpublikum nicht folgen konnte oder mochte. „True Lies“ nimmt das martialische Bombastkino gründlich auf die Schippe.

Mit anderen Worten: Dass Dushku überhaupt etwas zugestoßen ist, wäre alleine schon schlimm genug. Aber ihr Vorwurf bezieht sich auf einen Film, mit dem Hollywood sich selbst auf die Finger schauen wollte. So lautet denn eine der unterschwelligen, offenbar aber sehr wohl wahrgenommenen Botschaften von Dushkus Geschichte nun: Die Branche war selbst da blind, wo sie die Augen weit aufmachte.

Dem Beschützer ausgeliefert

Eilends wurde Dushku nun Solidarität nachgereicht: Schwarzenegger, Cameron und auch Jamie Lee Curtis, die in „True Lies“ die Mutter von Dushkus Figur spielte, haben ihr Entsetzen geäußert, Bewunderung für Dushkus Schritt in die Öffentlichkeit bekundet und versichert, sie hätten umgehend etwas unternommen, hätten sie damals von dem Vorfall erfahren.

Dushku aber hat sich, schreibt sie, schon während der Dreharbeiten und gleich nach dem Vorfall einem „robusten erwachsenen Freund“ offenbart. Was sie dann erzählt, ist vielleicht sogar der erschreckendste Teil der Geschichte. Kramer, der auch für die Sicherheit von Dushku bei den Aufnahmen zuständig war, sei nach Konfrontation mit den Vorwürfen nichts geschehen. Dafür habe sie sich „nicht zufällig“ am selben Tag bei einem entgleisenden Stunt mehrere Rippen gebrochen. „Mein Leben lag buchstäblich in seiner Hand“, schreibt Dushku auf Facebook. „Er ließ mich in der freien Luft baumeln, von einem Hochkran, der auf dem Dach eines 25 Stockwerke hohen Büroturms stand. Er hätte mein Beschützer sein müssen, aber er wurde mein Peiniger.“ Joel Kramer selbst bestreitet kategorisch, dass er sich Dushku je sexuell angenähert habe.