Die Schauspielerin Marion Kracht kennen viele noch aus der ZDF-Serie „Diese Drombuschs“. Kommende Woche spielt die 60-Jährige in der Schwabenlandhalle in der Komödie „Und wer nimmt den Hund?“. Was dahinter steckt, verrät sie im Interview.

Sie ist seit Jahrzehnten dabei und nicht mehr aus der deutschen Fernseh- und Filmlandschaft wegzudenken. Nun ist Marion Kracht mit der Scheidungskomödie „Und wer nimmt den Hund?“ auf Theatertournee, mittlerweile sind es mehr als 80 Vorstellungen. Vor ihrem Gastspiel in der Fellbacher Schwabenlandhalle stellt sie sich den Fragen unserer Redaktion.

 

Frau Kracht, die Frage muss bei einem solchen Titel eines Stücks fast kommen: Haben Sie denn überhaupt einen Hund?

Tatsächlich hatte ich früher mal einen, genauer gesagt habe ich den Hund meiner Eltern übernommen. Leider habe ich jetzt keinen mehr, obwohl ich Hunde sehr liebe, aber in meinem Job ist das einfach ziemlich schwierig.

Ihre Tournee mit „Und wer nimmt den Hund?“ geht langsam zu Ende?

So weit sind wir noch nicht, das Stück läuft noch bis Mitte Mai. Wir haben gerade die 80. Vorstellung gehabt, wobei wir ja letztes Jahr schon auf Tournee waren und das Stück auch für mehrere Wochen am Winterhuder Fährhaus in Hamburg gespielt haben. Dieses Jahr wird es außerdem noch an der Berliner Komödie am Kurfürstendamm zu sehen sein.

„Man darf auch über Scheidungen lachen“, sagte die Fellbacher Kulturamtsleiterin Maja Heidenreich bei der Vorstellung des Spielplans im vergangenen Frühsommer – ist das so?

Über den Irrsinn anderer Menschen kann man ja immer lachen. Manchmal bleibt einem das Lachen aber auch im Halse stecken: Man kennt es aus eigener Geschichte, denn jeder, der im Publikum sitzt, hat sicher schon eine Trennung hinter sich, ob das jetzt eine Ehe war oder die Trennung von einem Partner. Man kennt die Muster, die sich über die Jahre in Beziehungen einschleichen, und das ist, von außen betrachtet, eher lustig. Wenn man aber selbst drinsteckt, eher nicht. Deshalb gibt es an diesem Abend sehr viel zu lachen, und das war für mich auch der Grund, dieses Stück auszuwählen. Es ist es eine Komödie mit Tiefgang.

Ich habe das Gefühl, dass der Mann ein bisschen schlechter weg kommt: Die Frau blüht auf und er muss sehen, wie er mit dem Schlamassel, den er angerichtet hat, zurechtkommt.

Das ist ja häufig so. Und das formuliert die männliche Hauptrolle Georg in dem Stück auch sehr treffend: „Ich dachte, wenn man alles noch mal von vorne anfängt mit einer Jüngeren, dann muss ich nicht sterben.“ Aber so ist es eben nicht.

Sie haben Ihre Karriere schon ganz früh gestartet, mit fünf Jahren für einen Fernsehfilm und für Werbeaufnahmen.

Ja, ich habe sowohl Theater gespielt als auch gedreht. Es gibt, glaube ich, nur eine Handvoll Schauspieler, die den Sprung ins Erwachsenenalter geschafft haben – und ich gehöre zu ihnen. Ich habe in vielen Formaten mitgewirkt, die die älteren Leute noch kennen: Ob das „Feuerrote Spielmobil“, „Derrick“ oder „Kommissar“, das waren wirklich viele Produktionen. Und ich habe vor allem, und das freut mich sehr, ganz viele große Stars erlebt, die für junge Leute heute No Names sind: Gerd Fröbe, Axel von Ambesser, Marianne Hoppe, Inge Meysel, Heinz Rühmann oder Karl-Heinz Schroth. Mit all diesen Größen habe ich noch gedreht, und das ist natürlich toll. Die Entscheidung, das Schauspiel zum Beruf zu machen, ist mit 18 gefallen, als ich „Christian und Christiane“ drehte. Das war die erste Serie im deutschen Fernsehen, die aus Sicht der Jugendlichen erzählt wurde. Heutzutage ist das üblich, aber damals war das etwas Besonderes. Ich werde heute noch darauf angesprochen.

Und „Diese Drombuschs“ ist auch eine Serie, die bis heute ihre Fans hat.

63 Prozent Einschaltquote, das kann wirklich nicht jeder bieten. Natürlich lag dieser Erfolg damals auch daran, dass es nur drei Sender gab.

Mit dem Stück „Gottes vergessene Kinder“ waren Sie ja schon einmal in Fellbach, auch wenn das 23 Jahre her ist.

Ist das wirklich so lange her? Ich werde aber heute noch in Tourneeorten darauf angesprochen. Diese Produktion hat die Menschen sehr beeindruckt. Ich habe komplett in Gebärdensprache gespielt.

Im Fernsehen waren Sie zuletzt vor einigen Monaten in „Nord bei Nordwest“ zu sehen.

Das war in „Canasta“, eine wunderbare Rolle, für die ich auch fantastische Kritiken bekommen habe. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, da ich mit einem tollen Regisseur und tollen Schauspieler arbeiten konnte. So eine großartige Rolle muss man natürlich erst einmal angeboten bekommen. Die Produktion hatte über acht Millionen Einschaltquote und ist jetzt noch in der Mediathek zu sehen. Davor habe ich den Usedom-Krimi gemacht, was auch ein Riesenerfolg war, und in dem ich in derselben Rolle bald wieder auftauche. Den Krimi habe ich gerade abgedreht, er wird Ende des Jahres ausgestrahlt.

Öfter ist ja zu lesen, dass es mit den Rollenangeboten schwieriger wird, wenn man etwas älter wird – können Sie das aus Ihrer Sicht bestätigen?

Ich bin Teil der Aktion 47+, die das Onlinemagazin „Palais_Fluxx“ zusammen mit meiner Kollegin Gesine Cukrowski ins Leben gerufen hat. Es ist doch so: Ein Viertel aller Deutschen sind Frauen über 47, aber im Fernsehen sind wir kaum repräsentiert. Ich glaube, das Verhältnis in den Filmen ist fünf zu eins, also fünf Männer und eine Frau. Das kann so nicht weitergehen. Ich kenne viele Kolleginnen in meinem Alter, die tolle Schauspielerinnen sind, aber nichts zu tun haben, weil die Geschichten von Frauen in diesem Alter einfach (noch) nicht erzählt werden.

Es gibt eine prominente, 74-jährige Kollegin von mir, die für eine Rolle vorgesprochen hat. Sie sollte eine 70-Jährige spielen, und da haben die Juroren gesagt: „Nein, Sie sind ja viel zu jung“. Weil Frauen mit 70 immer noch dargestellt werden, wie in den Generationen zuvor, die zwei Weltkriege mitgemacht haben. Eine 60-jährige Frau von heute ist aber kein grauhaariges krummes Mütterchen, sondern kann durchaus attraktiv, fit und aktiv sein. Auch die Reaktionen, die wir von Zuschauerinnen auf diese Aktion erhalten haben, waren überwältigend. Sie sagen zurecht: „Ich will im Fernsehen Frauen und Geschichten sehen, die etwas mit mir und meinem Alter zu tun haben.“

Sie sind auch als Tierschützerin bekannt – ein Foto im Internet zeigt Sie nackt unter dem Titel „Immer eine Sünde wert“, mit Apfel und Schlange, quasi als Eva, die Versuchung aus dem Paradies.

Das war eine Aktion für Peta. Es gibt für mich zwei Gründe, warum ich sage, dass diese Massentierhaltung nicht mehr so weiter praktiziert werden darf. Der eine Grund ist der Klimawandel, in dem wir bereits mittendrin stecken. Vor ein paar Jahren wurde ich noch belächelt, aber nun weiß man sicher, dass es ihn gibt und fürchtet ihn – bis auf Herrn Döpfner vom Springer Verlag und ein paar Konsorten, die ihn angeblich gut finden, was wirklich furchtbar ist, wenn man bedenkt, wie viele Menschen an den Folgen des Klimawandels sterben.

Es gibt definitiv einen Zusammenhang zwischen Massentierhaltung, Fleischkonsum, Milchkonsum und dem Klimawandel, weshalb man sein Essverhalten ändern sollte. Das heißt nicht, dass jeder Vegetarier werden muss, aber eine Beschränkung auf ein Stück Fleisch in der Woche, wie in den 50er Jahren, wäre durchaus sinnvoll.

Und der zweite Grund?

Der zweite Grund ist, dass ich es unsäglich finde, wie Tiere bei uns behandelt werden: als ob es Gegenstände wären. Nein, das sind Lebewesen. Und mit welchem Recht behandeln wir sie so? Ob das eine Oktopus-Farm ist oder eine Schweineaufzucht, wo die Tiere noch nicht einmal den nötigen Platz haben, um sich hinzulegen, wenn sie Ferkel bekommen haben – ich finde das skandalös und möchte das nicht unterstützen.

Es ist beeindruckend, was Sie alles im Repertoire haben: Sportlich mit Tanz, Wasserski, Skifahren, Tauchen, Tennis, dann auch Motorradfahren oder Klavier spielen ...

Den Motorradführerschein habe ich für die „Drombuschs“ gemacht. Damals hat man den Schauspielern noch die Möglichkeit gegeben, solche Szenen selber umzusetzen. Ich bin anschließend auch noch eine ganze Weile gefahren und besitze auch jetzt noch ein Motorrad, fahre aber schon eine längere Zeit nicht mehr. Ich möchte es gerne wieder aktivieren. Und auch das Klavierspiel ist schon eine ganze Weile her. Auf diesen Gebieten habe ich Grundkenntnisse, die ich immer wieder aktivieren kann, wenn mir eine bestimmte Rolle angeboten wird. Tauchen gehe ich noch, Wasserskifahren und Skifahren auch. Sie haben Recht: Sport mache ich tatsächlich gerne.

Bekannt aus Fernsehen, Film und Theaterauftritten

Buddenbrooks
Am 5. Dezember 1962 in München geboren, stand Marion Kracht bereits im Alter von fünf Jahren vor der Kamera und wirkte auch als Jugendliche in Filmen wie „Die Buddenbrooks“ oder in der Kinderserie „Das feuerrote Spielmobil“ mit.

Drombuschs
Der Durchbruch erfolgte im Alter von 22 Jahren in der Rolle der Tina in der Familienserie „Diese Drombuschs“ – „63 Prozent Einschaltquote, das kann nicht jeder bieten“, sagt Marion Kracht. Seitdem hat sie mehr als 100 Fernseh-, Bühnen- und Kinorollen verkörpert. Das Gehörlosendrama „Gottes vergessene Kinder“ hat sie komplett in Gebärdensprache gespielt, bei insgesamt 250 Auftritten – so auch vor 23 Jahren in Fellbach.

Privates
Marion Kracht ernährt sich überwiegend vegan. Sie ist verheiratet mit dem Architekten Berthold Manns, lebt in Berlin und hat zwei Söhne.

Aufführung
Mit dem aktuellen Stück „Und wer nimmt den Hund?,“ entstanden nach dem gleichnamigen Fernsehfilm von 2019, ist sie in der Schwabenlandhalle Fellbach – und zwar am Montag, 24. April, und Dienstag, 25. April, jeweils um 20 Uhr. Inszeniert wurde die hintergründige Scheidungskomödie von Martin Woelffer, den Gegenpart als Ehemann auf Abwegen spielt der ebenfalls durch zahlreiche Fernsehfilme bekannte Schauspieler Michael Roll.