Die aus Ljubljana stammende Regisseurin Mateja Koležnik inszeniert Franz Grillparzers „Medea“ als straff reduziertes Literaturtheater im Schauspielhaus Stuttgart. Das Konzept geht auf und die Schauspieler beeindrucken in einer kurzen Inszenierung.

Stuttgart - Ein steifer Wind umtost den Hof von König Kreon in Korinth. In Mateja Koležniks Inszenierung von Franz Grillparzers Tragödie „Medea“ am Schauspiel Stuttgart ist der Palast bloß ein in kaltem Grün gekacheltes Stiegenhaus, das einen milchig verglasten Innenturm mit aufschwenkbaren Fenstern umschließt. Kein Ort, an dem sich Medea (Sylvana Krappatsch) mit ihrem Mann Jason (Benjamin Pauquet) und den gemeinsamen Kindern willkommen fühlen darf.

 

Das Schauspielhaus bringt mit 75 Minuten eine kurze Version des Stücks

Jahrelang ist das Paar ziellos umher geirrt und ersucht nun bei König Kreon (Klaus Rodewald) um Asyl. Doch der fürchtet Medeas verrufene Zauberkünste und will Jason mit seiner Tochter Kreusa (Katharina Hauter) vermählen, um sich so der Barbarin Medea zu entledigen. Aus Verzweiflung und Rachsucht tötet die grausam Betrogene schließlich ihre mit Jason gezeugten Kinder und verfällt dem Wahnsinn. Die wuchtige antike Sage um eine Frau, der übel mitgespielt wird, ist vielfach bearbeitet worden. Das Schauspiel Stuttgart bringt nun eine mit gerade einmal 75 Minuten knackig kurze Bühnenadaption von Grillparzers Trauerspiel von 1821 auf die Bühne.

Moderne Dialoge im straffen Programm

Regisseurin Mateja Koležnik verdichtet dessen Verse auf das Nötigste und richtet so den Fokus auf den Kern des Konflikts. Das Ensemble agiert straff und ohne Pathos. Die knappen, schnell perlenden Dialoge wirken dabei ungeheuer modern. Das Wagnis einer Tragödie im Schnelldurchlauf geht hier auf. Die Langkritik des Abends folgt.