Zum Saisonfinale fällt die Bilanz der Schausteller in Stuttgart positiv aus: Im nächsten Winter will der Betreiber des Riesenrads in der Innenstadt wiederkommen, trotz Umsatzverlusten. Die Rollschuhbahn, sagen die Macher, habe voll eingeschlagen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Vor diesem Winter hatten viele Angst, weil die Energiekrise mit ihren hohen Kosten alles ändern werde, so hieß es im Spätsommer. Wenn man nun die Schausteller in der Stuttgarter City befragt, ist alles nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. Sowohl der Chef des Riesenrads als auch die Betreiber der ersten Rollschuhbahn beim „Wintertraum“ ziehen vor dem Saisonfinale auf Anfrage unserer Redaktion eine positive Bilanz. Am Sonntagabend verabschieden sich beide Attraktionen von ihrem Publikum – und eines ist schon jetzt klar: Im nächsten Winter wollen sie zurückkehren in das Herz der Stadt.

 

„Riesenrad ist zum Teil des Stadtbilds geworden“

Der Düsseldorfer Schausteller Oscar Bruch, der mit seinem Riesenrad seit vielen Jahren Stammgast auf dem Cannstatter Wasen ist und vor einem Jahr Premiere vor dem Neuen Schloss feiern durfte, schwärmt für den ganz besonderen Standort seines 58 Meter hohen Sky Lounge Wheels. „Immer wieder höre ich von unseren Gästen, wie schön unser leuchtendes Riesenrad auch aus der Ferne aussieht, etwa von den Hügeln aus“, sagt Bruch, „wie Stuttgart damit aufgewertet wird.“ Man habe ihn dafür gelobt, dass er trotz der gestiegenen Energiekosten den Preis für eine Fahrt nicht erhöht habe (Erwachsene zahlen acht Euro, Kinder sechs Euro). „Damit haben die meisten nicht gerechnet“, erklärt Oscar Bruch.

Dass der Umsatz vom vergangenen Jahr, als in der Pandemie noch fast alles, was Spaß macht, verboten war, in dieser Saison für das Riesenrad unerreichbar bleibt, überrascht den Schausteller nicht. „Damit haben wir gerechnet“, sagt er. Besucherzahlen nennt Oscar Bruch auch diesmal nicht. Infos über die Auslastung werde allein Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) via Steuererklärung erfahren, damit also der Hausherr des Platzes. Auch Bayaz ist Fan des Riesenrads. Innerhalb kurzer Zeit sei es zum „Teil des Stadtbilds“ geworden, sagt er.

Über die Fortsetzung ist offiziell noch nicht entschieden

Ob es eine Fortsetzung im nächsten Winter gibt, ist offiziell noch nicht entschieden. Oscar Bruch jedenfalls erklärt über unsere Zeitung, dass er trotz des Umsatzrückgangs zu einer dritten Saison nach Stuttgart zurückkehren will. Sollte die Politik erneut grünes Licht für ein Riesenrad in der City gebe, will die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart „ein Auswahlverfahren starten“, erklärt Sprecher Fabian Metzger. Dann könnten sich erneut auch andere Schausteller um das Riesenrad bewerben.

Jetzt sind die Tage der Gondeln erst einmal gezählt. Die letzten Runden dreht das Riesenrad am kommenden Sonntagabend. Um wie viel Uhr genau Schluss ist, steht noch nicht fest und hängt wohl vom Wetter und einem möglichen Andrang an.

Motto diesmal: „Stuttgart rollt“

Wenige Meter weiter werden Henny Stamer und Stefan Kinzler am kommenden Sonntag gegen 20 Uhr ihren „Wintertraum“ schließen. Um Energie zu sparen, haben die beiden erstmals eine Rollschuhbahn aufgebaut und damit die Schlittschuhe in eine Zwangspause geschickt. Das Motto lautet: „Stuttgart rollt“. Die Freiluftattraktion, die zum Träumen in der kalten Jahreszeit einlädt, hat sich seit 1999 als guter Grund erwiesen, auf der Planie Glühwein zu trinken oder sich die Bratwurst schmecken zu lassen – und das Wochen bevor der Weihnachtsmarkt startet sowie bis ins neue Jahr hinein, wenn die anderen Händler ihre Hütten längst wieder abgebaut haben. Die Bilanz fällt auch hier positiv aus. „Unsere Erwartungen wurden bei der Rollschuhbahn erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen“, sagt Kinzler.

Die Lage bleibt für Schausteller weiterhin angespannt

Wird nächstes Jahr die Eislaufbahn zurückkehren, sofern die Energiekrise überwunden ist und die Gaspreise wieder niedriger sind? „Darüber werden wir mit allen Partnern in Ruhe reden“, antwortet der „Wintertraum“-Chef. Seit vielen Jahren sei zu beobachten, dass durch den Klimawandel die Winter immer milder werden, man also immer mehr Energie aufwenden müsse, um eine Eisbahn zu schaffen. Trotz des guten Umsatzes in diesem Winter glaubt Stefan Kinzler, dass für Schausteller die Lage weiterhin angespannt bleibe, etwa beim Frühlings- und Volksfest. „Unser Klientel ist nicht mit Reichtümern gesegnet“, erklärt er. Deshalb könne man Preise nicht ohne Weiteres erhöhen, was angesichts der steigenden Kosten aber eigentlich notwendig sei.