Eine Kunstschenkung für 100 Millionen Euro – das müsste eigentlich Chefsache sein. Doch die einmalige Offerte wurde von der Landesregierung zwei Jahre lang lustlos verwaltet, meint unser Kommentator.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Einem geschenkten Gaul, weiß der Volksmund, schaut man nicht ins Maul. Soll heißen: wenn es etwas gratis gibt, muss nicht alles daran perfekt sein. Auf das Angebot an das Land, Kunstwerke im Wert von 100 Millionen Euro geschenkt zu bekommen, passt das Sprichwort natürlich nur bedingt. Es ist eine mehr als großzügige Offerte, wenn der Künstler Sean Scully sein Lebenswerk der Kunsthalle Karlsruhe überlassen will. Das Museum gewänne damit internationale Strahlkraft, die Kunstlandschaft im Südwesten wäre um einen Leuchtturm reicher. Doch Scully erwartet auch etwas dafür, nämlich reichlich Platz im geplanten Neubau und eine dauerhafte Präsentation der Hälfte seiner Werke. Begünstigt werden seine Bedingungen dadurch, dass ein Kreis von Förderern Millionen für die Mehrkosten bereitstellen will. Was will man mehr?