Die 81-jährige Maria Eisenhut aus Plieningen und der 29-jährige Rafael Valle aus den USA hatten schon befürchtet, dass sie nie mehr von einander hören. Doch dann haben sie sich über einen Artikel in unserer Zeitung wiedergefunden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen/Berkeley - Letztlich haben sie es der Suchmaschine Google zu verdanken, dass sie sich wiedergefunden haben. Aber auch unsere Zeitung hat einen ganz wesentlichen Anteil daran, dass sich Maria Eisenhut und Rafael Valle endlich wieder schreiben können. Die 81-jährige Frau aus Plieningen und der 29-jährige Mann aus Berkley, Kalifornien, hatten sich bereits damit abgefunden, dass ihre Freundschaft nur noch eine schöne Erinnerung aus der Vergangenheit ist. Beide hatten die Adresse des jeweils anderen verloren. Jetzt haben sie die Anschriften wieder – und werden sie sicher sorgsam aufbewahren.

 

Die Freundschaft eines ungleichen Paares

Die Freundschaft dieses, von außen betrachtet, ungleichen Paares beginnt vor zwei Jahren. Maria Eisenhut, die ihr Geld trotz ihres hohen Alters als Zeitungsausträgerin verdient, liebt Musik und Lieder. So sehr, dass sie schon früh in ihrem Leben begonnen hat, sich selbst Melodien über ihre Heimat Ehingen an der Donau und die Schwäbische Alb auszudenken. „Aber ich kann keine Noten lesen“, sagt sie.

Also hat ihr Freund an der Stuttgarter Musikhochschule einen Zettel aufgehängt, dass sie jemanden suchen, der ihr hilft. Gemeldet hat sich daraufhin ein junger Brasilianer: Rafael Valle, damals als Musikstudent in Stuttgart. Er hat für sie stundenweise Lied in Mundart über Ehingen und eines über die Schwäbische Alb in die Notenschrift übersetzt, und die beiden haben sogar eine Schallplatte zusammen aufgenommen. „Das werde ich nie vergessen“, sagt Maria Eisenhut. Dann hat Rafael Valle Stuttgart hinter sich gelassen.

In Gedanken hat sie ihrem Bubele liebe Grüße geschickt

„Wir haben uns später öfters geschrieben“, sagt Maria Eisenhut. Allerdings sei seine Adresse eines Tages verschüttgegangen, „und ich habe diese Freundschaft irgendwann schweren Herzens begraben – aber nicht vergessen können“, erzählt sie. Vor allem wenn sie an der Stuttgarter Musikhochschule vorbeigekommen ist, habe sie ihm „in Gedanken liebe Grüße geschickt“.

Rafael Valle erging es ähnlich. Auch ihm blieb Maria Eisenhut aus Plieningen im Gedächtnis. Eines Tages hat er ihren Namen in eine Internetsuchmaschine getippt und ist auf ein Porträt über seine Freundin gestoßen – erschienen in unserer Zeitung am 27. Mai 2013 und damit fast auf den Tag genau vor einem Jahr.

Über Facebook hat er sich bei der Redaktion gemeldet

Rafael Valle hat daraufhin mit unserer Redaktion über das soziale Netzwerk Facebook Kontakt aufgenommen. Er lebe derzeit in den USA, wolle Frau Eisenhut unbedingt wiedersehen, aber der Computer, auf dem ihre Adresse gespeichert gewesen ist, sei kaputtgegangen, schreibt er. Und dass die Redaktion natürlich zunächst gern Frau Eisenhut nach ihm fragen könnte. „Sie rief mich mehrmals Büble“, schreibt er.

Maria Eisenhut musste freilich nicht lang überlegen. „Er war unser Bubele, und ist es bis heute immer noch“, sagt sie. Mit uns meint sie sich und ihren Freund. Dass sich Rafael Valle plötzlich meldet und sie übers Internet wiedergefunden hat – „es fällt mir schwer, da noch an einen Zufall zu glauben, das Leben schlägt manchmal schon eigenartige Haken“, sagt sie.

Die 81-jährige Plieningerin hat sich oft selbst gescholten, dass sie seine Adresse verlegt hatte. „Aber auch er scheint unsere Anschrift ja verloren zu haben, und das beruhigt mein schlechtes Gewissen ein bisschen“, sagt sie. Aber das ist ja nun erst recht Schnee von gestern.