Schicksalsschlag für die Zirkusfamilie Köllner: Einer ihrer Wohnwagen ist auf dem Standplatz in Hertmannsweiler abgebrannt samt der Kostüme und der Kasse.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Ahnungslos ist die Familie Köllner am Freitag beim Abendessen gesessen. „Dann hat es plötzlich so seltsam gerochen, als ob ein Kabel schmort“, erzählt Rosalinde Köllner, die zusammen mit ihrem Mann Simon den kleinen Zirkus Aron betreibt. Also machten sich die Köllners auf die Suche nach der Ursache des Geruchs. Fündig wurden sie in dem zehn Meter langen Caravan, in dem die vier jüngsten Kinder gewohnt haben. „Von außen hat man gar nichts gesehen, keine Flammen, nix“, sagt Rosalinde Köllner, die sich die Fingerspitzen verbrannt hat, als sie die Tür des Spezialwagens anfasste. „Es hat sofort eine Stichflamme gegeben.“ Geistesgegenwärtig schlug die Zirkuschefin die Tür wieder zu. „Dann hat es geknallt, und alle Scheiben sind herausgeflogen.“

 

Nur noch rußgeschwärzte Ruine übrig

Simon Köllner reagierte sofort. Mit dem Traktor zog er den brennenden Wohnwagen ein Stück von den anderen Caravans der Familie weg. Die Hitze, die von dem Brand ausging, war so stark, dass bereits an einem benachbarten Wagen die Abdeckung der Gasflasche über der Deichsel geschmolzen war, das Fenster darüber hat sich verformt und scheint jetzt schier aus der Karosserie zu quellen. „Wir haben ja überall Gasflaschen. Ein Glück, dass nicht mehr passiert ist“, sagt Rosalinde Köllner im nachhinein. Zuerst sei die Aufregung noch größer gewesen, weil ihr Sohn Leon verschwunden war. „Ich dachte, er ist in dem Wagen.“ Wie sich herausstellte, hatte der Bub Zuflucht im Tierzelt gesucht. „Er fürchtet sich vor allem, was brennt.“

Von dem Wohnwagen ist nur noch eine rußgeschwärzte Ruine übrig geblieben. In dem Caravan – Wert 15 000 Euro – waren sämtliche Kostüme der Artistenfamilie und das komplette Bargeld, rund 1000 Euro aus den letzten Auftritten. Im Unglück haben die Köllners nun die Hilfsbereitschaft der Winnender kennen gelernt, die sie spürbar beeindruckt. „Uns wurde geholfen und Sachen gebracht, die wir brauchten. Wir haben so viele Decken bekommen, dass wir halb Hertmannsweiler hätten damit zudecken können.“ Eine Nachbarin lässt die Familie bei sich duschen und die Wäsche waschen.

„Sieben Monate an einem Ort ist für uns ungewöhnlich“

Der Erste Bürgermeister von Winnenden, Norbert Sailer, unterstützt die Familie, seit deren Zirkus im vergangenen Juli im Stadtgebiet angekommen ist. „Sieben Monate an einem Ort ist für uns ungewöhnlich“, sagt Rosalinde Köllner, die wie ihr Mann aus einer Zirkusfamilie stammt. Da sie schwer krank war, musste sie im vergangenen Jahr in einem Stuttgarter Krankenhaus behandelt werden, der Zirkus blieb länger vor Ort als geplant. Nun gehe es ihr besser, sagt sie, und die Familie schmiedet bereits optimistisch Pläne, ihre Tournee bald fortzusetzen. Ihre wirtschaftliche Situation ist allerdings alles andere als rosig. „Wir sind immer unabhängig gewesen. Der Brand hat uns schier das Genick gebrochen“, sagt die Mutter von zehn Kindern.

Auch um finanzielle Hilfe kümmert sich Sailer. Beim Winnender Sozialfonds „Bürger helfen Bürgern“ ist ein Spendenkonto eingerichtet worden. Außerdem hat sich Sailer an „Hilfe für den Nachbarn“ gewandt, die Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung, die Menschen in Not unterstützt. Ein Betrag werde der Familie Köllner zur Verfügung gestellt, sobald der Antrag eingegangen sei, heißt es dort. Unter anderem brauchen die Köllners einen Ersatz für den Wohnwagen, einer Sonderanfertigung mit besseren sanitären Einrichtungen als die herkömmlicher Caravans. Sie hoffen, durch Spenden einen gebrauchten Wagen finanzieren zu können.

SpendenkontoSWN, Konto 7 060 500, BLZ 602 500 10 oder Volksbank Stuttgart, Konto 500 290 008, BLZ 600 901 00. Bei Spenden das Stichwort „Zirkus“ angeben.