Das Unternehmen begründet seine Ablehnung des Fernverkehrs im Murrtal mit zu wenig Nachfrage sowie mit Trassenkonflikten auf der Strecke.

Stuttgart/Backnang - Der politische Vorstoß, einen Intercity (IC) zwischen Stuttgart und Nürnberg über die Murrbahn verkehren zu lassen, findet bei der Deutschen Bahn keinen Zuspruch. In einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, begründet dies der Bahn-Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Sven Hantel, mit einer zu geringen Kundennachfrage für das neue Angebot als Folge eines Parallelbetriebs von Fern-und Nahverkehr. Da der Regionalexpress im Dezember auf einen Halbstundentakt umgestellt werde, seien zudem Trassenkonflikte auf dem eingleisigen Abschnitt zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental zu erwarten. Hantel schreibt, man habe nach intensiver Prüfung mit den Verkehrsministerien in Bayern und Baden-Württemberg entschieden, stattdessen eine Regionalexpress-Linie von Stuttgart über Backnang nach Nürnberg neu auszuschreiben. Ein Hinzufügen des zweistündigen IC-Taktes würde laut Hantel zu Überkapazitäten führen.

 

Nopper: „Absage- und Trostbrief“

Der Backnanger Rathauschef Frank Nopper zeigte sich von dem „Absage- und Trostbrief“, wie er ihn nennt, unbeeindruckt. Es falle ihm allerdings auf, dass der Testzugbetrieb von täglich zwei Intercity-Zügen, den er und der Bundestagsabgeordneten Christian Lange (SPD) fordern, in dem Schreiben gar nicht erwähnt werde. Es sei Aufgabe des Landes, diese bei einem Treffen im Stuttgarter Verkehrsministerium Ende Januar formulierte Idee nochmals an die Adresse der Bahn kund zu tun. „Wir werden am Ball bleiben“, sagte Nopper. Wichtig sei zudem auch, den zweigleisigen Ausbau der Strecke zu forcieren. Wäre die Strecke zweigleisig, so falle das Argument weg, das gegen Fernzüge auf der Murrbahn spräche.

Die größeren Städte an der Murrbahn, vor allem Backnang und Schwäbisch Hall, wünschen sich „echten Fernverkehr“ auf der Strecke. Die letzten Fernzüge auf der Murrbahn hatte die Deutsche Bahn vor rund zehn Jahren gestrichen. Nürnberg gilt als attraktives Drehkreuz auf dem Weg nach Berlin. Von Dezember 2017 an soll man nach der Eröffnung der neuen ICE-Strecke von dort aus die Bundeshauptstadt in knapp drei Stunden erreichen können.

Nah- und Fernverkehr „nicht kompatibel“

Lange und Nopper hatten sich Ende Februar gemeinsam mit dem SPD-Verkehrsexperten Sören Bartol für zwei tägliche Fernzugstopps in Backnang stark gemacht. Die Politiker regten auch an, dass das Land sich an den Kosten für den IC beteiligen könnte. Aus dem Stuttgarter Verkehrministerium waren dazu jedoch nur ablehnende Töne zu vernehmen. Der Fernverkehr sei ein Bereich, den die Bahn eigenwirtschaftlich führen müsse. Der Nahverkehr und der Fernverkehr seien „nicht kompatibel“.

Bei den beteiligten Politikern hatte es Enttäuschung gegeben, als die Bahn vor fast genau zwei Jahren einen Intercity im Zweistundentakt von Zürich nach Nürnberg über die Murrbahn in Aussicht gestellt und diese Ankündigung im vorigen Sommer wieder zurückgezogen hatte. Bis heute liege ihm keine offizielle Begründung für diese Meinungsänderung der Bahn vor, sagt Nopper.