Die Ursache der Gleisabsenkung bei Rastatt bleibt unklar – die Folgen der Sperrung auf der Strecke der Rheintalbahn sind immens.

Rastatt - Die Ausmaße der Tunnelpanne von Rastatt sind deutlich gravierender als zunächst angenommen. Bereits am Wochenende hatte es Informationen gegeben, dass die Rheintalstrecke länger gesperrt bleiben muss als zunächst angenommen. Selbst ein Termin für die Wiedereröffnung Mitte September ist nicht mehr zu halten: Wohl erst am 7. Oktober, so ließ die Deutsche Bahn AG am Dienstagnachmittag wissen, könne die wichtige Nord-Süd-Verbindung wieder freigegeben werden. Bis dahin müssen Güterzüge weiträumig umgeleitet werden und Passagiere längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. In sechseinhalb Wochen sollen die Züge dann aber wieder rollen: „Wir sind überzeugt, dass dieser Fahrplan eingehalten wird“, sagte der für Großprojekte zuständige Bahn-Vorstand Dirk Rompf in Karlsruhe.

 

Der Plan lautet wie folgt: Noch bis zum Wochenende wird dem Konzern zufolge ein 160 Meter langer Tunnelabschnitt vor und hinter der Unglücksstelle komplett mit Beton verfüllt. Auch die 18 Millionen Euro teure Tunnelbohrmaschine, die direkt unter dem abgesackten Gleisbereich steht, wird mit zubetoniert. Sie sei auch später nicht mehr zu retten, räumte Klaus Pöllath von der Arbeitsgemeinschaft Tunnel Rastatt ein. Vom Wochenende an sei der Tunnel gegen weitere Verschiebungen gesichert – dann können die vier Anrainerfamilien, die vorsichtshalber ausziehen mussten, nach Hause zurückkehren. Anschließend wird über dem Tunnel das Gleisbett abgetragen und eine 120 Meter lange, 15 Meter breite Betonplatte eingezogen. Darauf kommen die neuen Schienen.

Was ist die Rheintalbahn eigentlich? Und warum wird dort aktuell gebaut? Die wichtigsten Fakten zu der Zugstrecke sehen Sie im Video:

Schadensursache ist weiter unklar

Nicht äußern wollte sich die Bahn dazu, wie es bei dem bald mit Beton verfüllten Tunnel weitergeht. Am 12. August hatte sich in einer der beiden neuen, insgesamt 4300 Meter langen Röhren ein Betonsegment verschoben. Wasser und Erdreich drangen ein, die nur fünf Meter oberhalb des Tunnels liegenden bestehenden Schienen senkten sich ab. Wie es zu dem Schaden kommen konnte, ist weiterhin unklar.

Angesichts der länger andauernden Sperrung der Rheintalbahn wird die Kritik an der Bahn lauter. Der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) monierte, dass es offenkundig kein Krisenszenario gebe. „Da könnte und müsste man schon vorher Risiken kalkulieren und Zwischenfälle durchspielen“, sagte der Minister, der sich an diesem Mittwoch selbst ein Bild von der Unglücksstelle machen will. Ähnlich argumentierte der Bundesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland, Wasilis von Rauch: „Wenn man so eine große Baustelle hat, müsste es selbstverständlich sein, mit einem doppelten Boden zu planen.“

Die Grünen im Landtag sehen derweil Versäumnisse bei der Bundesregierung: „Es rächt sich jetzt, dass der Ausbau der Schienenwege in Baden-Württemberg viel zu lange, viel zu sehr vernachlässigt wurde“, so der Fraktionschef Andreas Schwarz.