Eine regelmäßige Nutzerin des Regio-Shuttles zwischen Nürtingen und Esslingen beklagt die Unzuverlässigkeit und die mangelhafte Informationspolitik der Deutschen Bahn. Der Konzern versucht, die Unzulänglichkeiten zu erklären.

Esslingen/Nürtingen - Sabine S. (Name von der Redaktion geändert) ist eine treue Bahnkundin, eine zufriedene ist sie aber nicht. Seit fast 25 Jahren pendelt sie auf dem Schienenweg von Nürtingen zu ihrer Arbeitsstelle in Esslingen und zurück. Doch schon seit längerer Zeit kommen sie und viele ihrer Arbeitskollegen, die ebenfalls den Regio-Shuttle zwischen Tübingen und Stuttgart nutzen, regelmäßig zu spät zur Arbeit, mit Verzögerung nach Hause oder versäumen wichtige Termine. Viele, die nicht wie sie in Nürtingen wohnen, verpassen dadurch ihre Anschlusszüge und -busse ins Hinterland. Grund dafür sind ständige Zugausfälle auf der Strecke, die von der Deutschen Bahn eigentlich im 30-Minuten-Takt bedient wird. Die Bahn bestätigt die Schwierigkeiten auf diesem Abschnitt.

 

Bahn-Informationen „unzureichend und nicht zeitnah“

In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Zugausfälle und Verspätungen sukzessive gestiegen, erklärt Sabine S.. Sie bezeichnet sich selbst als durchaus „leidensfähig“ und sie habe sich auch lange Zeit nicht beklagt. Doch ihre Geduld scheint jetzt erschöpft zu sein. „Was ich der Bahn vor allem vorwerfe, ist, dass ihre Informationspolitik nicht funktioniert.“ Die Kunden würden schlichtweg im Unklaren gelassen, ob, wann und um wie viel später Züge ankommen oder weiterfahren. Auch über eventuelle Alternativverbindungen würden sie nicht in Kenntnis gesetzt. An den Bahnsteigen werde meist nichts angezeigt oder durchgesagt und auch die Nachrichten auf einer eigens eingerichteten App auf dem Smartphone – „die Bahn setzt voraus, dass man eines hat“ – seien oftmals völlig unzureichend und nicht zeitnah.

Erschwerend hinzu gekommen seien Baustellen an den Bahnhöfen in Plochingen und Esslingen, die zusätzlich Konfusion im Bahnverkehr verursachten. Die Bahnsteige würden durch Umwege nicht rechtzeitig erreicht oder sie seien hoffnungslos überfüllt. Dafür, dass die Plätze im Abteil der ersten Klasse, für das sie ein Ticket besitze, mit dafür nicht berechtigten Reisenden besetzt sei, könne die Bahn zwar nichts. Doch verstärke das zusätzlich ihre Frustration über dieses Verkehrsmittel. Von technischen Mängeln wie ausgefallene Klimaanlagen oder sich nicht schließenden oder öffnenden Türen ganz zu schweigen.

„Ich habe aufgegeben, an die Bahn zu schreiben“, sagt S. und macht keinen Hehl daraus, der Resignation ganz nahe zu sein. Sie habe sogar schon Autofahrgemeinschaften mit Kollegen gebildet, um morgens pünktlich im Büro zu sein. Ihr Fazit steht fest: „Von Jahr zu Jahr wird es schlechter, aber zahlen muss man immer mehr.“

Ein Sprecher der Bahn bestätigt, dass viele Regional-Express-Züge in der vergangenen Zeit ausgefallen seien, weil sie in die Werkstatt mussten. Bei einem Ausfall seien im Moment keine Ersatzfahrzeuge verfügbar, es sei „alles unterwegs, was rollt“. Die Mitarbeiter in der Werkstatt seien aber angewiesen, die Regio-Shuttle-Züge – bei der Bahn 650er-Baureihe genannt – vorrangig und schnellstmöglich instand zu setzen. Für die Kunden, aber auch im Interesse der Bahn selbst: „Jeder Zug, der nicht planmäßig fährt, kostet auch uns Geld.“

Kommunikation soll verbessert werden

Für Unregelmäßigkeiten bei der Benachrichtigung über Ausfälle und Verspätungen bittet der Bahnsprecher um Verständnis. „Das muss im Einzelfall geprüft werden“, sagt er. Wenn ein Zug kurzfristig ausfalle, „kann es schon mal sein, dass das nicht sofort übermittelt wird“. Verspätungen müssten zudem teilweise „manuell“ in verschiedene Systeme übertragen werden: „Wenn da viel zusammenkommt, kann es zu Verzögerungen kommen.“ An einer Harmonisierung der verschiedenen Informationskanäle werde zurzeit gearbeitet. Bis zum Ende des Jahres soll der Prozess abgeschlossen sein. Die Bahn sei zudem „guter Dinge“, dass die Fahrten auf der Strecke zwischen Tübingen und Stuttgart künftig wieder planmäßig laufen. Denn „fast alle“ Regio-Shuttle seien wieder einsetzbar.