Über die Motive der Attentäter von San Bernardino wird noch gerätselt. Offenbar hatten sie aber Online-Kontakte zu islamistischen Extremisten.

Washington - Die Frau, die im kalifornischen San Bernardino gemeinsam mit ihrem Mann 14 Menschen erschossen hat, soll laut Medienberichten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Gefolgschaft versprochen haben. CNN zitierte am Freitag Angaben mehrerer Ermittler, die sich wiederum auf einen Facebook-Beitrag der Frau beriefen. Tashfeen Malik habe diesen während oder kurz vor der Attacke abgesetzt und darin IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadiihre Gefolgschaft versprochen. Malik stammt aus Pakistan, das Paar traf sich erstmals in Saudi-Arabien. Das Ehepaar wurde auf der Flucht von der Polizei erschossen.

 

Nach dem Angriff auf eine Betriebsfeier im kalifornischen San Bernardino prüfen die Ermittler weiter, ob es sich um einen Terrorakt handelt. Einer der mutmaßlichen Täter soll vor einiger Zeit über das Internet Kontakt zu radikalen Islamisten gehabt haben, in seinem Haus fand die Polizei ein Waffenarsenal. Doch hält die Bundespolizei FBI weiter auch ein persönliches Motiv für denkbar.

Der 28-jährige Syed Farook und seine ein Jahr jüngere Frau Tashfeen Malik sollen am Mittwoch ein Sozialzentrum in San Bernardino gestürmt und 14 Menschen getötet haben. 21 weitere wurden verletzt.

Kind vor dem Attentat bei Verwandten gelassen

Farooks Schwager Farhan Khan sagte am Freitag, sein Verwandter sei ein „schlechter Mensch“ gewesen, aber kein Radikaler. Farook und Malik hatten nach Darstellung der Behörden ihre sechs Monate alte Tochter vor der Schießerei bei Verwandten abgegeben. Khan sagte dem Sender NBC, er könne nicht fassen, dass Farook sein Kind im Stich gelassen habe. Er habe die Adoption des Babys beantragt, fügte der Schwager hinzu.

Farook war als Sohn pakistanischer Einwanderer in Chicago geboren und in Südkalifornien aufgewachsen. Er war nach Angaben von Bekannten gläubiger Muslim. Nach seinem Uniabschluss arbeitete er beim Gesundheitsamt in San Bernardino. 2014 heiratete er nach offiziellen Unterlagen die aus Pakistan stammende Malik. Die Tat vom Mittwoch richtete sich gegen Kollegen Farooks, die in dem Sozialzentrum unter einem Weihnachtsbaum feierten. Der mutmaßliche Schütze soll die Feier vorzeitig verlassen und bewaffnet mit seiner Frau zurückgekommen sein.

Drei Rohrbomben funktionierten offenbar nicht

Das Ehepaar feuerte nach Darstellung der Behörden am Tatort bis zu 75 Schüsse ab. Am Sozialzentrum selbst hätten sie drei Rohrbomben in einem ferngesteuerten Sprengsatz zurückgelassen, der offenbar nicht funktioniert habe. Zudem hätten sie über 1600 weitere Kugeln bei sich gehabt, als sie in ihrem Geländewagen erschossen wurden. In ihrem Haus waren zwölf Rohrbomben und über 4500 Schuss Munition, wie Polizeichef Jarrod Burguan sagte. Zwei bei der Bluttat verwendete Handfeuerwaffen soll Farook legal gekauft haben.

Ein mit den Ermittlungen vertrauter Beamter sagte, Farook habe Internet-Kontakte zu Islamisten gehabt, die das FBI kannte. Doch seien diese „keine wichtigen Akteure auf unserem Radar“ gewesen. Die Online-Kontakte lägen schon länger zurück, und sie bedeuteten nicht, dass jemand Terrorist sei. Farook und seine Frau selbst seien nicht überwacht worden. Die Webseite SITE, die extremistische Kommunikation beobachtet, fand keine Querverbindungen zwischen Farook und dschihadistischen Gruppen.

In Washington warnte US-Justizministerin Loretta Lynch vor vorschnellen Schlüssen zum Tatmotiv. „Wir wissen nicht, ob es sich um Rage am Arbeitsplatz oder etwas Größeres oder einen Kombination aus beidem handelt.“ Ähnlich hatte sich vorher Präsident Barack Obama geäußert.