Die geringen Pegelstände der Flüsse infolge der anhaltenden Trockenheit schlagen auch auf die Verbraucher durch. Warum es zu Engpässen und höheren Energiekosten kommt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Stillgelegte Zapfsäulen an Tankstellen, längere Wartezeiten bei der Heizöllieferung – doch kein Grund zur Panik, meinen Experten. „Es sind mehrere Dinge, die da zusammenkommen“, heißt es etwa beim Tankstellen-Interessenverband. Heizöl und Kraftstoff seien zwar reichlich vorhanden, aber es gebe ein Logistikproblem. Deshalb konnte an einigen Tankstellen, darunter auch mehrere im Südwesten, kein Sprit nachgeliefert werden, bestätigt auch der Bundesverband Freier Tankstellen (BFT).

 

Der Ausfall einer für den Südwesten wichtigen Raffinerie in Ingolstadt nach einen Brand und die Wartung einer weiteren Raffinerie bei Berlin hätten die Situation noch verschärft. Aufgrund des Niedrigwassers am Rhein sind Transportkapazitäten ohnehin schon knapp, weil Schiffe nur zu einem Bruchteil der sonst üblichen Lasten beladen werden dürfen.

Die Folgen spüren nun auch die Verbraucher. „Wer nicht unbedingt seine Heizöltanks füllen muss, sollte angesichts der Preisentwicklung lieber abwarten“, sagt Markus König, Geschäftsführer von Scharr Wärme. Der Stuttgarter Mineralölhändler ist Marktführer in Baden-Württemberg. Die Heizölpreise im Südwesten seien auf dem höchsten Stand seit 2014 – im Schnitt nahe ein Euro je Liter.

Angesichts des Niedrigwassers am Rhein, das längst auch auf die Schifffahrt am Neckar durchgeschlagen hat, dürfen Schiffe teils nur zu 20 Prozent der normalen Last beladen werden werden. Daher fehlen erheblich Transportkapazitäten – auch „wenn alles, was schwimmen kann, momentan fährt“, wie Roberto Spranzi von der Deutschen Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt sagt.

Ein Tanker oder 120 Tanklastwagen

Die Ladung eines Flusstankers, der im Normalfall rund 3000 Tonnen Heizöl transportiert, lasse sich nicht einfach durch Kapazitäten auf der Schiene oder Straße ersetzen. „Die gibt es nicht“, sagt König, denn man benötige dafür etwa 40 Eisenbahnkesselwagen oder 120 bis 150 Tanklastwagen. Das treibt die Frachtkosten. König kann das bestätigen. Sie hätten sich teils verachtfacht auf fast 100 Euro pro Tonne, sagt der Scharr-Geschäftsführer. Das Stuttgarter Unternehmen ist mit dezentralen Lagern gut aufgestellt, von Lieferengpässen könne daher keine Rede sein. Erst am Mittwoch seien im Lager Vaihingen wieder 500 Tonnen Heizöl per Bahn angekommen. „Über verschiedene Lieferstellen können wir die Versorgung aufrechterhalten“, sagt König.

Manche Experten befürchten allerdings Versorgungsengpässe zwischen dem Ölzentrum Rotterdam und dem Südwesten Deutschlands, weil Ausweichkapazitäten auf Schiene und Straße begrenzt sind.

„Jeder Tropfen Wasser hilft“

Auch beim Energiehandelsunternehmen Wankmüller aus Nufringen, das bestimmte Liefermengen mit Raffinerien abgeschlossen hat, rät man Verbrauchern, bei den derzeit hohen Heizölpreisen nur zu bestellen, wenn der Vorrat nicht ausreiche – und ansonsten abzuwarten. Doch auch den Händlern im Südwesten bereiten die knappen Kapazitäten derzeit Probleme. Firmenchef Micheal Wankmüller weiß von manchen Händlerkollegen, die bis nach Hamburg fahren, um für Nachschub zu sorgen. Die Lage sei äußerst angespannt, sagt er. Denn möglicherweise reduzierten Raffinerien ihre Auslieferungsmengen mit dem Hinweis auf „höhere Gewalt“. „Jeden Tag, den es nicht regnet, steigt der Preis“, sagt er. Auch Markus König von Scharr Wärme sagt: „Jeder Tropfen Wasser hilft“, aber die niedrigen Pegelstände der Flüsse seien so ausgeprägt, dass sehr viel Regen nötig sei. Wichtig wäre Niederschlag vor allem im Allgäu und in der Schweiz, damit sich der Wasserstand in dem für den Rhein so wichtigen Bodensee erhöhe. Schnee dagegen bringe nichts, denn der bleibe liegen.

Beim Karlsruher Energieriesen EnBW haben die Einschränkungen für die Schifffahrt und damit auch für die Belieferung der Kraftwerke mit Steinkohle derzeit „noch keine gravierenden Auswirkungen auf den operativen Betrieb“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Aktuell seien die Kohlelager an den Kraftwerksstandorten noch ausreichend befüllt.