Der Neckar war schon früh ein wichtiger Transportweg – oder hätte es zumindest sein können. Denn es erwies sich als gar nicht so einfach, das „ungestüme Wasser“, wie die Kelten den Fluss nannten, so zu zähmen, dass Güterschiffe auf ihm fahren konnten. Und es gelang nur zeitweise.

Bad Cannstatt - Wofür musste der Neckar nicht alles herhalten. Er lieferte, gerade auch in Notzeiten, begehrte Speisefische. Die Anlieger baggerten seinen Kies als Baustoff aus. Bis ins 20. Jahrhundert hinein lud er Jung und Alt zum Bade. Seine Kraft trieb Mühlen, vor allem in Berg und Bad Cannstatt. Erholungssuchende paddelten und segelten ab dem späten 19. Jahrhundert auf ihm, die Stuttgarter Straßenbahnen betrieben auf der Wasserstraße 1935 bis 1939 einen vielbenutzten Linienverkehr von Bad Cannstatt zum Max-Eyth-See. Und er hatte die Abwässer der Anrainer fortzuschaffen.

 

Vor allem aber war der Neckar ein wichtiger Transportweg – oder hätte es zumindest sein können, denn es erwies sich als gar nicht so einfach, das „ungestüme Wasser“, wie die Kelten den Fluss nannten, so zu zähmen, dass Güterschiffe auf ihm fahren konnten. Und es gelang nur zeitweise.

Schon die Römer nutzten den Neckar

Wahrscheinlich befuhren schon die namengebenden Kelten den Fluss, doch fehlen hierfür die Belege. Sicher ist hingegen, dass die Römer ihre Cannstatter Garnison zumindest teilweise auf dem Wasserweg mit Holz, Steinen und Wein versorgten; dies legt ein bei Marbach gefundener Weihestein aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus nahe. Sie benutzten dafür Kähne mit möglichst geringem Tiefgang, denn von einer ordentlichen Fahrrinne konnte natürlich keine Rede sein. Nach jedem Hochwasser änderte sich der Lauf, neue Untiefen erschwerten das Durchkommen.

Im Jahre 1333 verlieh Kaiser Ludwig IV. der Reichsstadt Heilbronn das Recht, mit dem Neckar nach Gutdünken zu verfahren. Die selbstbewussten Bürger sperrten daraufhin den Fluss für die vom Rhein kommenden Schiffe. Einerseits nahm so Heilbronns Bedeutung als Handelsstadt zu, andererseits konnten die Reichsstädter die Wasserkraft nun in vollem Umfang nutzen – und schädigten außerdem die neckaraufwärts lebenden Württemberger, die ja zu dieser Zeit ungeliebte Ausländer waren.

Erst in der frühen Neuzeit gab es wieder Versuche, das Gewässer südlich von Heilbronn schiffbar zu machen. Herzog Christoph von Württemberg erwirkte 1553 bei Kaiser Karl V. das Privileg, den Neckar in diesem Abschnitt wieder für Schiffe passierbar zu machen. Aber er scheiterte am Widerstand der Heilbronner und an den hohen Kosten ebenso wie Herzog Friedrich I., der gegen Ende des Jahrhunderts sogar italienische und holländische Spezialisten, dazu seinen genialen Hofbaumeister Heinrich Schickardt beauftragt hatte.

1713 gelang es unter größten Mühen, besonders der fronpflichtigen Untertanen, den Neckar bis Cannstatt durch Ausräumen von Untiefen und Anlage von Schiffsgassen endlich einigermaßen schiffbar zu machen. Nun entstand auch ein erster Cannstatter Hafen. Ab 1716 fuhren regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche sogenannte Marckschiffe auf der Strecke Cannstatt–Heilbronn; flussaufwärts benötigten sie dazu rund vier Tage. Weil jedoch niemand den Wasserweg pflegte, verfiel er bald; schon 1728 wurde die Schifffahrt wieder eingestellt. Zwischen 1733 und etwa 1755 erlebte sie nochmals eine Blüte. In dieser Zeit, genauer gesagt 1743, erhielt der Cannstatter Hafen einen für den Warenumschlag so wichtigen Kran. 1750 verkehrten auf dem hiesigen Neckarabschnitt ständig nicht weniger als 15 Schiffe. Um 1800 kam die Schifffahrt hier jedoch erneut zum Erliegen.

Für alle Schiffe in der nicht motorisierten Zeit gilt: Flussabwärts ließen sich die Kähne mit der Strömung treiben, flussaufwärts schleppten kräftige Pferde, von sogenannten Half- oder Schiffsreitern angetrieben, die Wasserfahrzeuge. Ross und Reiter bewegten sich auf „Treidelpfaden“, die sich an den Flüssen entlangzogen.

Der heutige Hafen wurde 1958 eröffnet

Ab 1818 ließ das neue Königreich Württemberg den Neckar nach und nach mit modernen Schleusen ausstatten. 1856/57 entstand endlich die Kammerschleuse Cannstatt, der dortige Hafen wurde ausgebaut und erhielt eine ordentliche Kaimauer. Doch die Bahnlinie Stuttgart–Heilbronn gewann schon bald an Bedeutung, der Gütertransport verlagerte sich immer stärker vom Wasser auf die Schiene. 1878 wurden die letzten Güter im Hafen Cannstatt umgeschlagen.

Die neuerliche Wende kam 1912; da legte die württembergische Regierung einen Entwurf für die Schiffbarmachung des Flusses bis Plochingen vor. Dem folgte die Reichsregierung und beschloss 1919, den Neckar als „Reichswasserstraße“ auszuweisen, die Kanalisierung zu organisieren und zu finanzieren. 1921 begannen, auch im Stuttgarter Raum, die Arbeiten an mehreren Stellen gleichzeitig. 1935 war der Ausbau bis Heilbronn gelungen. Wegen des Zweiten Weltkrieges ruhten danach die Arbeiten. Den zweiten Bauabschnitt (ab 1952) beschloss 1958 die Eröffnung des heutigen Stuttgarter Hafens zwischen Hedelfingen und Obertürkheim. Im Jahre 1968 war dann Plochingen erreicht.