Das Gartenamt hat Bedenken, die Sichthilfe auf einem Spielplatz aufzustellen. Die Kinder können darauf herumturnen.

Möhringen - Es komme ihm wie ein Schildbürgerstreich vor, sagt Carsten Richter von der Hausverwaltung Klauß & Partner. Folgende Aussage hat ihn zu diesem Ausspruch veranlasst: „Aus Sicherheitsgründen können wir entgegen unserer ursprünglichen Absicht doch nicht genehmigen, dass der Verkehrsspiegel an der Ecke des Spielplatzes an der Sigmaringer Straße aufgestellt wird“, sagt Gerald Zwicker, Verwaltungsleiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts. Über diese Entscheidung hat das Amt die Hausverwaltung kürzlich informiert. Zum einen könnten Kinder auf den Spiegel hinaufklettern, stürzen und sich verletzten. Des weiteren sei aufgrund des Standortes des Verkehrsspiegels damit zu rechnen, dass „die Spielplatznutzer in ihrem Spieldrang den Verkehrsspiegel als Spielobjekt verstehen und als Zielscheibe verwenden“.

 

Man habe daher nochmals Kontakt mit dem Tiefbauamt aufgenommen und sei bemüht, einen Alternativstandort zu finden, sagt Zwicker. „Eventuell kann man einen Probespiegel auf dem Gehweg installieren und zusammen mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb schauen, ob das funktioniert.“ Man wolle dem Vorhaben nicht grundsätzlich im Weg stehen, betont er. “Aber Sicherheit geht vor“, erklärt der Verwaltungsleiter.

Vor sechs Wochen hatte das Gartenamt zugesagt, die Prüfung der Angelegenheit vorzuziehen (wir berichteten). Im Vorfeld hatte sich die Sache Jahr um Jahr hingezogen. Die Forderung besteht seit 2011, seitdem das ehemalige Speick-Areal bebaut und die Tiefgaragenausfahrt auf die Sigmaringer Straße eingerichtet wurde.

Carsten Richter ist verärgert über den Brief des Gartenamts. „Unfallgefahr? Das ist lachhaft“, sagt er. Bei dieser Begründung müsse man folgerichtig auch alle Bäume von Spielplätzen entfernen. „Kinder klettern nicht nur an Schildern, sondern auch an Bäumen hoch“, sagt er. Man habe das Gefühl, dass es sich lediglich um eine Hinhaltetaktik handle, mit dem Ziel, dass sie von ihrer Forderung abrücken.

Selbstverständlich werde man dem Angebot nachkommen und mit den Vertretern des Tiefbauamts nach einem Alternativstandort suchen, sagt Richter. „Es ist irrsinnig unübersichtlich an dieser Ecke. Wir brauchen eine Sichthilfe“, betont der Hausverwalter. Es sei jedoch unverständlich, weshalb keine schnelle, praxisnahe Entscheidung getroffen werden könne. Und weiter: „So viele Stellen sind inzwischen in diese Sache involviert, da wird Steuergeld verschwendet. Es handelt sich schließlich um einen Verkehrsspiegel und nicht um eine Mondrakete.“

Vor allem Dieter Fischer und Marion Edinger, die im Gebäude Richterstraße 10A leben, ist es ein großes Anliegen. Wenn sie aus ihrer Tiefgarage ausfahren, tun sie dies mit einem mulmigen Gefühl. Die Sicht nach links ist stark eingeschränkt. Die Straße macht einen Knick, und die Ecke des Gebäudes ist im Weg. Ein Verkehrsspiegel, der ihnen Einsicht gewährt, wäre die Lösung, finden beide. Die Absage vom Gartenamt stößt bei ihnen auf Unverständnis: „Okay, es geht um die Sicherheit der spielenden Kinder. Aber was ist mit unserer Sicherheit?“, fragt Marion Edinger.

Außerdem werde der Spielplatz kaum genutzt. Aus den bekannten Gründen: der starke Verkehr, die Belastung durch die Abgase. Mit einem Alternativstandort wären die beiden einverstanden. „Es ist egal, wo genau der Spiegel letztlich steht. Hauptsache, er kommt“, betont Edinger. Die Anwohnerin hofft sehr, dass es nicht noch weitere Jahre dauert.

Den Brief vom Gartenamt werde er nun an die Eigentümer weiterleiten und mit den Verantwortlichen vom Tiefbauamt in Kontakt treten, sagt Carsten Richter. In der Hoffnung, dass es zeitnah zu einer Lösung kommt und damit der Schildbürgerstreich endlich ein Ende hat.