Im Theater Rampe ist eine Uraufführung zu sehen: Alexej Schipenkos "Bienen". Es spielt am Tag, an dem die Welt untergehen soll.

Stuttgart - Es ist der 21.12.2012. Da soll die Welt untergehen – nach einem Albert Einstein zugeschriebenen Diktum: vier Jahre, nachdem die Bienen von der Erde verschwunden sind, was somit vor drei Jahren der Fall hätte sein müssen.

 

Was uns auf der Spielfläche des Theaters Rampe gezeigt und im eigentlichen Sinne – nämlich von einer anonymen Stimme aus dem Lautsprecher – erzählt wird, hat soviel mit einander zu tun wie Lautréamonts Regenschirm mit der Nähmaschine auf dem Operationstisch, die dem Surrealismus als Selbstdefinition dienten.

Ein Weihnachtsmann mit Krücken und einem Hund will dem Gitarristen Geschenke aufdrängen, ein Handwerker repariert einen Fahrstuhl und macht dort, von einer Videokamera beobachtet, mit einer fremden Frau Liebe, er verwandelt sich in Roland Emmerich und faselt über Katastrophenfilme, von U-Booten ist die Rede und von der Explosion der Kursk im Jahr 2000. Kurz: hier wird nicht, wie so oft im zeitgenössischen Theater, die aktuelle Wirklichkeit gespiegelt, sondern ein poetisches Universum entworfen, in dem, wie es an einer Stelle heißt, keine Gefühle stecken, sondern Wörter.

Der in Berlin lebende fünfzigjährige Russe Alexej Schipenko gehört zu jenen Künstlern, die zunächst oft im Untergrund, dann auch international beachtet an die Avantgarde der frühen Sowjetunion anknüpften. So auch mit seinen „Bienen“, die das O-Team in Koproduktion mit der Rampe und in der Regie von Samuel Hof zu einer eindrucksvollen Uraufführung gebracht hat, die umso mehr überzeugt, als die drei Darsteller plus Hund gar nicht erst versuchen, sich in Rollen „einzufühlen“, sondern der Machart des Stücks als „Sprechmaschinen“ gerecht werden.