Der Fleischverarbeiter Tönnies hat am Tag der Wiederaufnahme des Schlachtbetriebs in Rheda-Wiedenbrück etwa 8000 Schweine geschlachtet. „Das ist das Maximale, was eine Schicht schaffen kann“, sagte ein Konzernsprecher. Aus der Luft bekam der Konzern allerdings unerwünschten Besuch.

Rheda-Wiedenbrück - Deutschlands größter Schlachtkonzern Tönnies hat nach einer vierwöchigen Zwangspause am Donnerstag am Standort Rheda-Wiedenbrück wieder Schweine geschlachtet. Begleitet wurde die Wiederaufnahme von einer Protestaktion von Greenpeace. Zwei Umweltaktivisten waren am Morgen mit motorisierten Gleitschirmen auf einem Hallendach gelandet und hatten ein schwarz-gelbes Protest-Banner mit dem Schriftzug „Schluss mit dem Schweinesystem“ angebracht.

 

Zuvor waren in den frühen Morgenstunden die ersten Schweine auf Viehtransportern angeliefert worden. Am Ende der ersten Schicht waren rund 8000 Tiere geschlachtet worden. „Das ist das Maximale, was eine Schicht schaffen kann“, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Tönnies schlachtet am Hauptsitz in Ostwestfalen im Normalbetrieb pro Tag je nach Marktlage zwischen 20 000 und 25 000 Schweine. 30 000 sind von den Behörden genehmigt. Durch den Produktionsstopp in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb nach einem Corona-Ausbruch hatte sich ein Stau bei den Schweinemästern gebildet.

Schlachtverbot wurde aufgehoben

Die Schlachtungen hätten unter den von den Behörden genehmigten Hygiene-Bedingungen begonnen, sagte der Sprecher. Für den nächsten Produktionsschritt, die Zerlegung der Schweine, haben die Behörden aber noch kein grünes Licht gegeben. Experten und Gutachter waren dazu am Donnerstag im Werk unterwegs, um sich die Bedingungen anzuschauen. Ein Ergebnis war zunächst nicht bekannt. „Wir veröffentlichen keine Zwischenergebnisse“, sagte der Sprecher des Kreises Gütersloh, Jan Focken. Am Mittwoch hatten die Behörden ein seit Mitte Juni geltendes Schlachtverbot aufgehoben. Am Freitag soll ein Probelauf bei der Zerlegung unter Aufsicht der Behörden starten.

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann besteht auf politische Konsequenzen des Corona-Ausbruchs bei Tönnies, auch wenn der Schlachter seine Produktion am Stammsitz wieder hochgefahren hat. Werkverträge über Subunternehmer seien der Grund für den Ausbruch gewesen. „Für mich ist völlig klar, die Werkverträge in der Fleischindustrie müssen verboten werden“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Das gelte auch für die Zeitarbeit in der Branche.

Behörden wollen keinen Cent zahlen

Laumann geht davon aus, dass Tönnies keinen Regress für die vierwöchige Zwangspause geltend machen kann. „Ich glaube, dass er keinen Anspruch hat.“ Deutschlands größter Schlachtbetrieb sei nicht nur aus Gründen des Infektionsschutzes, sondern auch „ordnungsbehördlich“ geschlossen worden. „Sie können sicher sein, dass die Behörden in Nordrhein-Westfalen freiwillig keinen Cent an Tönnies bezahlen werden.“

Der NRW-Landtag berät am Freitag über die Folgen des „Schweine-Staus“, der nach coronabedingten Schließungen von Schlachthöfen in Mastbetrieben entstanden ist. In einer Sondersitzung des Landwirtschaftsausschusses will die SPD-Opposition Antworten von der Landesregierung, wie die Situation entspannt werden kann und wie es um das Tierwohl bestellt ist.

Tönnies verlagert einen Teil der Zerlegung von geschlachteten Rindern von der Konzernzentrale in Rheda-Wiedenbrück nach Badbergen in Niedersachsen. Dieser Schritt sei aber bereits länger geplant und habe nichts mit der aktuellen Corona-Lage im Kreis Gütersloh zu tun, sagte ein Konzern-Sprecher am Donnerstag. „Wir haben in den vergangenen Jahren 85 Millionen Euro in Badbergen investiert. Ziel war es lange vor Corona, dass vier unserer Schlachthöfe, darunter Wilhelmshaven, die Rinder in Badbergen in Niedersachsen zerlegen lassen“, sagte Sprecher André Vielstädt der Deutschen Presse-Agentur.