Wie schmeckt der Wein des Schlagerstars Ross Anthony? Wir haben den Weißburgunder aus Roßwag probiert.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Wie heißt dieses komische Sprichwort jetzt eigentlich? Über Geschmack lässt sich gut streiten, oder über Geschmack kann man nicht streiten? Wer den alten Dr. Google befragt, bekommt beide Antworten. Auch in meiner Lebenswirklichkeit wird, je nach Bedarf, mal der eine, mal der andere Spruch angewandt – etwa bei der Diskussion über die Güte eines Weines oder wenn ich kundtue, dass ich Oper lieber mag als Schlager.

 

Womit wir bei einer Kombination wären, die das Lembergerland in Roßwag nun neu gestaltet hat. Die von der Genossenschaft aus dem Stadtteil von Vaihingen/Enz verbreitete Schöpfungsgeschichte geht so: Der Schlagerstar Ross Anthony und sein Mann, der Opernsänger Paul Reeves, seien nicht nur Genussmenschen, sondern auch Wandervögel, die mit Freunden durch die Steillagen rund um Roßwag spaziert seien. Dies wiederum habe den Geschäftsführer des Lembergerlands, Christian Kaiser, dazu veranlasst, mit dem prominenten Paar in Kontakt zu treten. Es sei „von Anfang an ein Match gewesen“, wird Ross Anthony zitiert, „wir lieben Wein, und wir lieben das Enztal – was lag also näher, als mit dem Erzeuger von hier gemeinsame Sache zu machen und einen eigenen Wein zu kreieren?“

Ross Anthonys Weißburgunder ist fülliger Partywein

Herausgekommen ist ein Lemberger, der Paul getauft wurde, und ein Weißburgunder, der auf den Namen Ross hört. Obwohl ich, wie erwähnt, die Oper dem Schlager vorziehe, halte ich es in vinologischer Sicht eher mit dem Schlagermann Ross. Dessen Weißburgunder ist ein ziemlich fülliger Partywein. In der Nase kommt er mit einem Fruchtmix aus Mirabelle, Marille und Birne daher, im Mund wirkt er ausbalanciert, was auch die moderaten Werte (4,7 Gramm Restsüße/5,5 Gramm Säure) beweisen. Die Breite kommt aus dem Ausbau des Weins im Holzfass, wobei daraus keine Wuchtbrumme entsteht, sondern einer jener Weine, für die der Begriff Easy Drinking erfunden wurde. Der geht nicht nur zu Schlager; ich würde dazu auch die Königin der Nacht erklingen lassen.