Die Arbeit der Schlammbrüder ist nicht immer eine Freude, dafür sorgen unverantwortliche Mitmenschen.

Leonberg - Ein Wechselbad der Gefühle ist derzeit die Arbeit der Schlammbrüder, der Umweltgruppe des Eltinger Bürgervereins. „Wie eigentlich immer, liegen Freude und Ärger bei der Arbeit im Naturschutz nahe beieinander. Doch in diesem Jahr erlebt die Umweltgruppe beides in besonderem Maße“, sagt Michael Kast, der Sprecher der Gruppe.

 

„Die Arbeit in und für die Natur macht viel Spaß“, sagte er. „Sehr viel schöner wäre es, wenn es keine Spaziergänger gäbe, die ihrem Hund unbedingt die Freude eines Bades in unseren Teichen gönnen, keine Blütensammler, die meinen, eine gefundene Rarität sei viel attraktiver als ein gekaufter Strauß, und keine Menschen, die meinen, ihren Goldfischen einen schönen Lebensabend in einem unserer Teiche zu gönnen“, zählt Kast auf, womit sich die Eltinger Naturschützer zusätzlich herumschlagen müssen.

Raritäten fassen wieder Fuß

In den Biotopen der Gruppe haben Dank ihrer Mühe mit entsprechender Pflege gefährdete Raritäten wieder Fuß gefasst – darunter auch Wildorchideen. In diesem Jahr entwickelten sich drei Blüten des gefleckten Knabenkrautes. „Alle drei wurden abgeschnitten und beendeten ihre Blütezeit in der Vase eines Naturfrevlers“, ist Michael Kast erbost. Das Bild der zwei Blüten wurde zwei Tage vor diesem Raub aufgenommen. Am gleichen Standort hatte die seltene Trollblume in diesem Jahr vier blühende Pflanzen entwickelt. Die meisten der Blüten endeten ebenfalls in einer Vase. „Nicht einmal vor den ein Meter hohen Blütenrispen des Waldgeißbartes machen die Leute halt“, versteht der Umweltschützer die Welt nicht mehr. So wurden vor zwei Jahren sämtliche Blütenrispen abgeschnitten und erst jetzt erholt sich die Pflanze langsam von diesem Raub.

Goldfische entsorgt

„Zu allem Überfluss haben auch in diesem Jahr wieder die Goldfischentsorger zugeschlagen“, versucht Michael Kast zu scherzen, obwohl ihm nicht dafür zumute ist. Nachdem 2018 Jahr schon 43 Goldfische in einen Teich im Tiefenbachbiotop gesetzt wurden, mit denen der Graureiher nur mühsam und nicht vollständig fertig wurde. Jetzt sind es über 100 Goldfische, die sich dort tummeln und es besteht keine Hoffnung, dass diese auf natürlichem Weg verschwinden, obwohl sich Graureiher und Ringelnattern alle Mühe geben.

„So wird uns nichts anderes übrig bleiben, als diese Fische mit elektrischem Abfischen zu eliminieren“, bedauert er. Dies sei nicht nur teuer, sondern auch dringend notwendig um die Amphibien und Libellen in den Gewässern zu schützen. „Bei den Libellen ist übrigens in diesem Jahr schon eine sehr deutliche Abnahme in diesem Teich zu beobachten“, hat Michael Kast beobachtet.

Doch es gibt auch Erfreuliches: die Kreissparkasse Böblingen hat der Gruppe 500 Euro gespendet. Eine weitere wertvolle Spende erhielt die Gruppe in Form einer großen Kornelkirsche von einer großzügigen Gönnerin. Kornelkirschen blühen besonders früh im Jahr und sind deshalb eine ausgezeichnete Nahrungsquelle für ganz früh fliegende Wildbienen und Falter. Die Schlammbrüder haben bereits zwei große Kornelkirschenbäume jeweils in der Nähe von großen Wildbienennisthilfen und Schmetterlingswiesen gepflanzt. Der nun gespendete Baum wurde im Tiefenbachbiotop gepflanzt.