Ehemalige Schlecker-Mitarbeiter halten es für ungerecht, dass Anton Schlecker nicht in Haft muss – das Urteil, das am Montag in Stuttgart gefällt wurde, stößt bei ihnen auf Unverständnis.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Bei den ehemaligen Schlecker-Beschäftigten stößt das Urteil auf Unverständnis: „Ich finde es unfair, dass der Vater so davon kommt und die Kinder ins Gefängnis müssen“, sagt Karin Meinerz (57) aus Großaspach. „Meiner Meinung nach hätte jedem Familienmitglied das gleiche Strafmaß zugestanden“, so die einstige Schlecker-Beschäftigte. „Sie haben als Familie das Ding gedreht und hätten auch als Familie dafür einstehen müssen.“

 

Auch Ramona Damske, die in Baiersbronn-Mitteltal nach der Insolvenz ihren eigenen Laden „Ramonas Lädle“ aufgemacht hat, kann das Urteil nicht verstehen: „Ich finde das Urteil des Stuttgarter Landgerichts total schrecklich“, sagt sie. Für die ehemaligen Mitarbeiterinnen spielt dabei immer noch eine große Rolle, dass durch die Insolvenz der Drogeriemarktkette so viele Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Ich habe gedacht, dass Anton Schlecker mindestens zweieinhalb Jahre ins Gefängnis kommt“, sagt Damske. „Dass das Urteil so mild ausfällt, überrascht mich.“ Immerhin hatte die Insolvenz für Frauen wie Damske auch eine positive Seite: „Mein eigener Laden läuft gut, wir hatten am 5. Oktober fünfjähriges Jubiläum, und ich bin zufrieden mit meinem Leben nach Schlecker.“

Die Gewerkschaft Verdi hat das Urteil begrüßt. Dass Lars und Meike Schlecker zwei Jahre und neun beziehungsweise zwei Jahre und acht Monate in Haft sollen, sei eine „Antwort des Rechtsstaates auf diese Form der Wirtschaftskriminalität und fehlende Unternehmensverantwortung“, hieß es aus der Verdi-Zentrale in Berlin.

Sehen Sie außerdem im Video: Was denken ehemalige Mitarbeiter? Wir haben mit Andrea Straub aus Stetten am kalten Markt gesprochen, die jahrelang bei Schlecker angestellt war.