Im Wohngebiet um die Sonneberger Streuobstwiesen gibt es Probleme mit illegalem Verkehr auf dem Feldweg. Anwohner wünschen sich eine Schranke. Doch die Stadt lehnt das ab.

Sonnenberg - Die Straße Im Betzengaiern in Sonnenberg ist eigentlich eine Sackgasse. Nah an der Streuobstwiese und in einen Feldweg mündend, verspricht sie ruhiges Wohnen. Götz Freudenberg ist Anwohner Im Betzengaiern. Doch Ruhe kennt er nicht. „Der Verkehr ist wie auf der B 27.“ Obwohl der Feldweg nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge und die Bewohner der wenigen Häuser am Weg zugelassen ist, wird er von anderen Fahrzeugen passiert. „Die Fahrer nutzen den Weg als Zufahrt nach Degerloch, zur B 27 und zur Autobahn, und die Mitarbeiter der Sonnenbergklinik, um zur Arbeit zu kommen“, sagt Freudenberg. Teilweise würden sogar Lastwagen den Feldweg befahren.

 

Die etwa 40 betroffenen Anwohner haben vor zehn Jahren Unterschriften gesammelt, um den Feldweg nach dem Vorbild der Abraham-Wolf-Straße mit einer Schranke sperren zu lassen. Doch bisher ohne Erfolg. „Wenn man die Autofahrer darauf hinweist, dass sie hier nicht durchfahren dürfen, bekommt man nur blöde Antworten“, sagt Freudenberg. „Die einzige Lösung ist eine Schranke, denn das Verkehrsschild wird ignoriert.“

Die Stadt hält die Lösung für nicht durchsetzbar. „Bei der Abraham-Wolf-Straße war eine klare Grenze ziehbar, bei der Straße Im Betzengaiern ist das in dieser Form nicht möglich“, sagt Edgar Riester, der Leiter des Sachgebiets Verkehrsregelung beim Amt für öffentliche Ordnung. Riester sieht das Thema als grundsätzliches Problem von Streusiedlungen an: „Man wird nie eine gerechte Lösung für alle finden. Baut man eine Schranke, freut sich der eine, und der Nachbar jault auf.“

Sperrung durch Schranke ist unrealistisch

Mehrere Anzeigen gegen Autofahrer verliefen im Sande. Die Bußgeldstelle könne die Anzeigen nicht verfolgen, da sie dafür den Namen und die Anschrift des Autofahrers gebraucht hätte. „Der städtische Vollzugsdienst lässt sich nicht blicken, und die Polizei unternimmt ebenfalls nichts“, sagt Freudenberg. Ein Arzt der Sonnenbergklinik reagierte bei der Polizei stets mit der Angabe, er sei unterwegs zu einem Notfall. „Jeden Morgen und jeden Abend ist er hier durchgefahren“, sagt Freudenberg. „Und er fährt dann auch keine 30.“

Riester kennt das Thema mit den Anzeigen. Doch rechtlich gesehen ist bei einem Delikt im „fließenden Verkehr“ die Halterfeststellung durch die Polizei oder den städtischen Vollzugsdienst für eine Anzeige notwendig. Eine Schranke, wie die Anwohner sie gern hätten, lässt sich nach den Worten Riesters nicht umsetzen. „Nachdem die Erschließung der Gebäude 3 bis 9 und der Nummer 46 sichergestellt werden muss, lässt sich dort keine Schranke errichten.“ Rechtlich hätte eine Schranke demnach keine Chance beim Tiefbauamt, das die Genehmigung für den Bau erteilen müsste. „Die Betroffenen haben ein Widerspruchsrecht, weil sie immer einen Umweg fahren müssten“, sagt Riester. Grundsätzlich seien Schranken bei Feldwegen ein Problem, da zusätzlich zu den Anwohnern auch noch die Durchfahrt für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge gewährleistet werden müsse.

Klinik-Mitarbeiter nutzen die Abkürzung

Freudenberg hält die Begründung der Stadt für eine Ausrede. „Die drei Häuser können auch bei Schließung mit einer Schranke von oben über den Betzengaiern angefahren werden, was die Bewohner im Übrigen auch tun.“ Der Weg in Richtung Christian-Belser-Straße werde von den Bewohnern praktisch nicht genutzt. Das Problem mit der Nutzung des Feldwegs durch andere Autofahrer beschreibt Riester als negative Folge der Unterstützung der Anlieger am Feldweg: „Der Nebeneffekt, wenn man dem einen den Dienst tut, ist eben, dass die Trittbrettfahrer dann auch mitfahren“, sagt Riester.

Freudenberg hat sich bei der Leitung der Sonnenbergklinik über das Personal beschwert, dass regelmäßig den Weg nutzt. Daraufhin habe der Arzt den Feldweg etwa ein halbes Jahr nicht mehr passiert – bis jetzt. In einer Mail an die Klinik vom 8. November weist Freudenberg die Leitung erneut auf das Problem durch die Mitarbeiter der Sonnenbergklinik hin und bittet um Mithilfe. „Meine Bitte: Weisen Sie doch Ihre Mitarbeiter an, nicht diesen Weg zur Arbeit zu wählen“, schreibt er. Und er betont, dass die Sonnenbergklinik im Falle möglicher Ausbaupläne auf die Anwohner angewiesen sei. Für unsere Zeitung war die Klinik auch nach mehreren Anfragen nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Freudenbergs Wut über den Verkehr in seiner Straße ist mittlerweile noch größer. Von der Stadt sowie der Sonnenbergklinik hat der Anwohner auf seine Anfragen bisher keine Antworten bekommen. „Ich überlege, eine Demonstration bei der Stadt zu beantragen“, sagt Freudenberg. „Wenn man die morgens macht, dann liegt hier der Verkehr lahm.“