Der Hohlweg zwischen Stuttgart-Sillenbuch und Stuttgart-Rohracker soll testweise gesperrt werden, Grundstücksbesitzer sollen aber samstags die Poller öffnen dürfen. Das reicht einigen Gärtnern bei Weitem nicht.

Sillenbuch - Gerade schien es, als sei beim Hohlweg eine gangbare Lösung gefunden worden – doch jetzt gehen Sillenbucher Gartenbesitzer auf die Barrikaden. Das, was die Stadt vorgeschlagen hat, ist für einige alles andere als praxistauglich. Es geht um das, was nun gegen den illegalen Schleichweg zwischen Rohracker und Sillenbuch unternommen werden soll. Jüngst wurden Pläne präsentiert.

 

Schon lang steht fest, dass oben am Hohlweg Poller gesetzt werden sollen, und zwar so, dass der Weg frei bleibt, um aus Rohracker kommend noch vor den Blockaden nach links in einen Feldweg abzubiegen und dann übers sogenannte Schmiedgässle zwischen den Häusern Tuttlinger Straße 102 und 112 rauszukommen. Diesen Ausgang braucht es, damit Gartenbesitzer ihre Grundstücke weiterhin erreichen können, und damit dieses Konzept aufgeht, muss zuvor noch die Spitzkehre vor den Pfosten in Richtung Schmiedgässle ertüchtigt werden.

Testphase mit mobilen Pollern

Zunächst aber wird es eine Testphase mit mobilen Pollern geben, um zu beobachten, ob und wohin sich der Verkehr verlagert. Der Test soll vor dem Sommer starten und mindestens ein Jahr dauern. Der Obst- und Gartenbauverein kriegt derweil einen Poller-Schlüssel und die Erlaubnis, samstags aufzusperren, um allen Gärtnern – auch vereinsfremden – zu ermöglichen, zu ihren Stückle zu fahren.

Mit dem Plan ist mancher indes nicht einverstanden. Nur samstags schaffen, das ist für Günther Krieger etwa nicht praktikabel. Gerade da seien viele Obstannahmestellen oder Häckselplätze nur kurz geöffnet. Das Problem mit dem Schleichverkehr sehe er durchaus, „aber ich will meinen Garten vernünftig nutzen können“.

Der Ausbau der Spitzkehre wird etwas Größeres

Unter der Woche einfach mal ohne Schlüssel einfahren, das funktioniert laut Günther Krieger derweil nicht. Das Wegenetz ist so angelegt, dass man wie in Einbahnstraßen Schleifen um spitz zulaufende Kurven fahren muss. Wird oben zugemacht, kommen Gärtner zwar übers Schmiedgässle rein, aber nicht mehr raus – nicht nach Rohracker, wie Günther Krieger betont, und auch nicht nach Sillenbuch, solange die Spitzkehre am zukünftigen Poller nicht ertüchtigt ist, erst recht nicht mit einem Anhänger oder großen Wagen, stellt er klar.

Der Ausbau der Spitzkehre wird jedoch etwas Größeres. Eine Böschung muss abgestützt, die Höhe der Fahrbahn angeglichen werden. Da sich hier Trockenmauern und das Landschaftsschutzgebiet befinden, muss zudem ein Artenschutzgutachten her. Ein Jahr muss die Stelle beobachtet und kartiert werden. Danach erst könnte der Bau starten. Warten kann drauf nicht jeder. „Mein Sohn hat eine Imkerei. Er muss regelmäßig zu seinen Bienen“, sagt Krieger. „Es geht nicht, dass man Bürger so straft“, findet Helmut Hermann, der im Gebiet zwei Parzellen hat.

Dass hier viele abkürzen, ist hinreichend dokumentiert

Dass massig Autos die verbotene Abkürzung nutzen, ist hinreichend dokumentiert. Auch an diesem Morgen fährt hier in kurzer Zeit ein gutes Dutzend, darunter ein Taxi und ein historischer Kleinlastwagen. Die Gärtner sähen drei Lösungen: entweder Poller auf halber Höhe des Hohlwegs, denn laut ihrer Aussage sind die Gärten der Sillenbucher größtenteils im oberen Bereich, die der Bürger aus Rohracker unten. Alle könnten so ihre Gärten jeweils nutzen, glauben sie. Oder: jedem Gärtner einen Schlüssel zur freien Verfügung geben, wie Helmut Hermann fordert. „Ich glaube nicht, dass damit Schindluder getrieben wird“, sagt Günter Bader, ein Betroffener. Oder: Polizeikontrollen, „dann würde sich das beruhigen“, so Hans Schweitzer, ein weiterer Kleingärtner.

Er jedenfalls will die Pläne nicht akzeptieren. Hans Schweitzer kündigt an, gemeinsam mit anderen Personen rechtliche Schritte einzuleiten, Helmut Hermann will es ihm gleichtun. Auch anderswo ziehen dunkle Wolken auf: über dem Schmiedgässle. Günter Bader wohnt in dem schmalen Teil der Tuttlinger Straße, in den sich der Schleichverkehr verlagern könnte. „Die anderen Mitbewohner werden da auch auf die Barrikaden gehen.“ An den Planungen lässt Bader kein gutes Haar. „Das ist ein Witz. Und der Oberwitz ist, dass sich der Schleichweg verlagert.“