Wie bringt man Menschen illegal nach Deutschland? Ein Schleusernetzwerk hatte dazu eine raffinierte Methode – mit Hilfe griechischer Frauen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die Aktionen waren nicht zu übersehen: 500 Polizisten haben am Mittwoch vor allem in Stuttgart, aber auch in der Region und im Saarland 60 Wohnungen, Gaststätten und Büroräume durchsucht. Die Großrazzia richtete sich gegen Schleuser und Scheinehe-Vermittler, die offenbar mit einer besonderen Masche Männer aus Indien und Pakistan nach Deutschland gebracht haben: Sie wurden zu angeblichen Ehemännern von griechischen Frauen deklariert – und so zu EU-Bürgern mit Aufenthaltsrecht in Deutschland. Es gab sieben Festnahmen.

 

Im Einsatz waren neben der federführenden Stuttgarter Polizei auch Beamte des Polizeipräsidiums Einsatz, Mannheim, Ludwigsburg, Aalen, Reutlingen, Tuttlingen, Freiburg und Karlsruhe sowie der Polizeiinspektion Sankt-Wendel (Saarland) und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg.

Es gab mindestens 39 vorgetäuschte Ehen

Dem Großeinsatz waren mehrmonatige, verdeckt geführte Ermittlungen der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Stuttgart und der Stuttgarter Staatsanwaltschaft vorausgegangen. Ermittelt wird wegen des Verdachts der gewerbs- und bandenmäßigen Urkundenfälschung, Schleusung, sowie Verstößen gegen das Freizügigkeitsgesetz. Es gibt bisher mindestens acht Beschuldigte indischer und deutscher Staatszugehörigkeit, die dem Umfeld südostasiatischer Schleusergruppierungen zugeordnet werden.

Insgesamt ermittelt die Polizei in mindestens 39 Verdachtsfällen einer Scheinehe. Der illegale Gewinn pro Fall wird auf 25 000 Euro geschätzt. Bei der Aktion landeten sieben Tatverdächtige im Alter zwischen 24 und 60 Jahren beim Haftrichter. Ein namentlich bekannter Tatverdächtiger ist auf der Flucht. 40 weitere Beschuldigte sind vorläufig festgenommen worden, insgesamt überprüften die Beamten 70 Personen.

Mutmaßlich fette Gewinne beschlagnahmt

Bei der Großrazzia beschlagnahmten die Polizisten bei den Durchsuchungen diverse Mobiltelefone, mutmaßlich gefälschte Urkunden, Arbeits- und Lohnbescheinigungen, mehrere Zehntausend Euro an Bargeld, Fahrzeuge im Wert von etwa 80 000 Euro, über 130 000 Euro Guthaben wurden eingefroren. Finanzermittler überprüfen derzeit Immobilien im Großraum Stuttgart im Wert von mehreren Millionen Euro. Die Polizei bezeichnete die Aktion als einen „erfolgreichen Schlag gegen die gut vernetzte Schleuserszene“.