Am Samstag ist Schluss: Kaufland in Kallenberg macht dicht. Viele Beschäftigten haben eine neue Stelle. Die Verhandlungen um eine Nachfolgelösung stehen offenbar vor dem Durchbruch.

Korntal-Münchingen - Es ist eine traurige Stimmung: Viele Regale sind schon weggeräumt oder nur noch locker gefüllt. Ganze Abteilungen im Markt sind seit Tagen geschlossen; vor der Bedienungstheke steht eine große Absperrwand mit der Ankündigung, dass die Filiale am Samstag um 20 Uhr für immer schließt. Mitarbeiter in roten Shirts verabschieden sich von Stammkunden („vielleicht sehen wir uns mal in Ludwigsburg“), es werden Fotos gemacht. Kaufland gibt seinen Standort im Korntal-Münchinger Stadtteil Kallenberg auf. Eine Erweiterung hatte die Firma im vergangenen Sommer abgesagt. Von den 60 Mitarbeitern geht die große Mehrzahl in eine der anderen Filialen des Konzerns, einige ziehen den Ruhestand vor.

 

„Unsere Kaufland-Familie hier wird auseinandergerissen“, sagt eine Mitarbeiterin. Das Personal werde verteilt – von Leonberg über Ludwigsburg bis Steinheim, Backnang oder Stuttgart-Mühlhausen. „Ein Großteil muss künftig weiter fahren zum Arbeitsplatz“, sagt Uschi Weidmann-Rumpf, die Betriebsratsvorsitzende. Viele seien im Umkreis von zehn Kilometern um den bisherigen Standort untergekommen; alle, die weiterhin beschäftig werden, bekämen für die nächsten drei Jahre vom Betrieb Fahrgeld. Das sei wenigstens ein „kleines Trostpflaster“. Einige der langjährigen Kollegen, für die kein neuer Arbeitsplatz gefunden wurde oder die freiwillig aufhörten, hätten eine Abfindung erhalten. Die Mitarbeitervertretung sei mit dem Sozialplan zufrieden.

Verhandlung um Nachfolgeregelung läuft

Die Schließung des Geschäfts sei vor allem für ältere Menschen aus der Nachbarschaft ungünstig, sagt ein Mann aus Korntal, der mit seiner Tochter an einem der letzten Abende das Auto mit Einkäufen vollpackt. In Kallenberg gebe es eben keine Alternative. Warum geschlossen werde, erschließe sich ihm nicht – „der Laden war eigentlich immer voll“. „Die Kallenberger sind richtig schlimm dran“, sagt ein anderer Kunde, der selbst andere Einkaufsmöglichkeiten hat. „Aber ich kenne ein paar Leute, die es wirklich trifft.“ Eine Frau, die „hier um die Ecke wohnt“ und „jede Woche da war“, spricht für viele Nachbarn: Alle hoffen, dass bald ein neuer Lebensmittelladen kommt. Für einen anderen Teil der Kundschaft steht eine junge Frau, die in Stuttgart arbeitet und auf dem Heimweg mit dem Auto im Kaufland eine praktische Einkaufsmöglichkeit sah. Jetzt müsse sie eben in einen der teureren Läden in Stuttgart gehen.

Was künftig mit dem Gebäude geschieht, wird derzeit mit Hochdruck verhandelt. Die Gespräche zwischen dem Eigentümer und einem möglichen neuen Mieter stünden „kurz vor dem Durchbruch“, sagt Joachim Wolf: „Wir sind guten Mutes, dass es ein positives Ergebnis gibt.“ Details will der Bürgermeister in Hinblick auf die laufenden Verhandlungen nicht nennen. Wolf hat jedoch in der Vergangenheit stets betont, dass es wichtig sei, dass wieder ein Supermarkt auf der 2500 Quadratmeter großen Fläche einziehe. Die örtliche SPD-Fraktion hatte dafür zudem fast 1000 Unterschriften gesammelt. Das Gebäude, sagt Stefan Wolf, der Wirtschaftsförderer der Stadt, werde jedoch so oder so zunächst vorübergehend leer stehen. „Das Gebäude ist in die Jahre gekommen und muss umgebaut werden.“ Auch technisch müsse einiges erneuert werden. Für die Menschen in Kallenberg gibt es die Möglichkeit, sich Einkäufe von Edeka in Korntal oder dem Cap-Markt in Münchingen liefern zu lassen. Der Bürgerbus fährt zudem mittwochs, freitags und samstags von Kallenberg nach Münchingen.

Schwierige Verhandlungen um Supermarkt in Münchingen

Der Supermarkt-Standort in Kallenberg ist nicht nur für die dortigen Bürger, sondern auch viele Münchinger wichtig. In ihrem Ortsteil gibt es nach wie vor keinen Vollsortimenter. „Wir hätten uns schon vor Monaten einen Durchbruch gewünscht“, sagt Joachim Wolf. Ein Vollsortimenter in Münchingen habe „absolute Priorität“. Die Stadt untersuche mehrere mögliche Standorte und führe Gespräche. Problematisch, sagt der Wirtschaftsförderer Wolf, seien die kleinen Grundstücke im alten Ortskern. „Man bräuchte meist mehrere Grundstücke“, sagt Wolf – und müsse entsprechend mit mehreren Eigentümern verhandeln.