Heinz Weber ist mit seinem Eissport-Fachgeschäft von Stuttgart-Sillenbuch nach Stuttgart-Asemwald gezogen. Das Internet und große Ketten scheinen dem 82-Jährigen nur wenig anhaben zu können. Seine Dienste nehmen sogar Kunden aus dem Ausland in Anspruch.

Asemwald - Die Decke über seinen Maschinen lupft Heinz Weber nur kurz, fotografieren ist verboten. In der blitzblank aufgeräumten Werkstatt – neben parallel angeordneten Schraubenziehern – ruhen seine Goldstücke: Schleifmaschinen für Schlittschuhe. Teils hat Heinz Weber sie aus dem Ausland hergeschafft, teils hat er sie von schwäbischen Ingenieuren modifizieren lassen. Normalerweise zeigt er die keinem. Die Gerätschaften sind sein Kapital. Sie seien der Grund, warum Kundschaft aus Heilbronn, Pforzheim oder dem tiefsten Schwarzwald, sogar aus der Schweiz oder aus Österreich in den Asemwald komme, um Eislaufschuhe bearbeiten zu lassen. „Wo ich mit der Schleifmaschine bin, dahin kommen die Leute“, sagt der 82-Jährige und grinst unter seiner Schiebermütze.

 

Früher hat er Schlittschuhe auf der Waldau verliehen

Mehr als 20 Jahre lang war das Fachgeschäft Eis- und Rollsport Weber in Sillenbuch beheimatet; seit August ist das Lädle im kleinen Einkaufszentrum im Asemwald, wo Heinz Weber auch wohnt. Dort ist ihm prophezeit worden: Mit einem so speziellen Sortiment werde er sich in der Hochhaus-Siedlung nicht lang halten können. „Der September ist hier so gut gelaufen wie schon am alten Standort“, sagt Margarete Vollmer, Heinz Webers Partnerin. Sowohl in Sachen Verkauf als auch im Service besetze das Geschäft eine Nische, und „schon als Student hat der Daimler ihn fürs Kurbelwellenschleifen geholt“, sagt sie über das Talent des Inhabers. Dabei kommt Heinz Weber beruflich eigentlich aus einer völlig anderen Ecke, hat früher für die Stadtverwaltung gearbeitet. „Wenn der Rommel keinen gehabt hat fürs Vorzimmer, bin ich eingesprungen“, sagt er. In den 90ern habe er dann den Schlittschuh-Verleih auf der Waldau übernommen – bis zur Selbstständigkeit in Sillenbuch.

Heinz Weber wollte mit seinen 82 Jahren eigentlich längst in Rente gehen. Der Umzug sei gar nicht geplant gewesen. Doch das Stammpublikum habe immer wieder gesagt, „das geht net, Weber“, berichtet er und grinst wieder. Einer der treuen Kunden, ein Immobilienmakler, habe ihm schließlich den neuen Laden im Asemwald vermittelt. Heinz Webers Traum wäre ein Nachfolger, den er in seine handwerklichen Geheimnisse einweihen kann. Doch bis dahin werde er eben weitermachen. In der Werkstatt an den Schleifmaschinen, die er keinem zeigt.