Scharfe Kritik und sogar Rücktrittsforderungen: Günther Oettinger sieht sich wegen seiner „Schlitzaugen“-Rede einem Sturm der Empörung ausgesetzt. Jetzt bittet der deutsche EU-Kommissar um Verzeihung.

Brüssel - EU-Kommissar Günther Oettinger hat offiziell um Entschuldigung für seine vielkritisierte „Schlitzaugen“-Rede gebeten. Er sehe ein, dass seine Wortwahl negative Gefühle erzeugt habe und einige Menschen sogar verletzt haben könnte, ließ der Deutsche am Donnerstag in Brüssel mitteilen. Er bitte deswegen um Verzeihung für alle Äußerungen, die „nicht so respektvoll waren, wie sie es hätten sein sollen“.

 

Er habe die kritisierte Rede „frei von der Leber“ gehalten und eigentlich nur einen Weckruf an das deutsche Publikum loswerden wollen, ergänzte der CDU-Politiker und frühere baden-württembergische Ministerpräsident. Es sei nicht seine Absicht gewesen, damit die Gefühle anderer Menschen zu verletzen.

Oettinger hatte in einer Rede in Hamburg unter anderem Chinesen als „Schlitzaugen“ bezeichnet, von einer „Pflicht-Homoehe“ gesprochen und missverständliche Äußerungen zur Frauenquote gemacht. Daraufhin brach ein Sturm der Entrüstung los.

Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums kommentierte am Mittwoch, die Bemerkungen des Deutschen verdeutlichten, dass manche westliche Politiker „ein irritierendes Gefühl der Überlegenheit“ hätten. Grünen-Politiker und andere Kritiker richteten sogar Rücktrittsforderungen an den EU-Kommissar.

Ein erster Versuch von Oettinger, seine Aussagen herunterzuspielen, war am Wochenende fehlgeschlagen. Seine Worte über „Schlitzaugen“ seien eine „saloppe Äußerung“ gewesen, hatte der 63-Jährige der Zeitung „Die Welt“ gesagt. Er habe nur auf die wachsende Konkurrenz durch Länder wie China oder Südkorea hinweisen wollen. Zur Homo-Ehe erklärte er, er habe nur darüber gesprochen, weil sie eines der Themen in der öffentlichen Debatte sei. Ähnlich äußerte sich Oettinger auch jetzt wieder - allerdings fügte er nun die bislang ausgebliebene Bitte um Verzeihung hinzu.

Oettinger ist derzeit in der von Jean-Claude Juncker geführten Kommission für die Digitalwirtschaft zuständig. Vor der Affäre wurde angekündigt, dass er künftig die Ressorts für Haushalt und Personal übernehmen soll. Zudem ist eine Beförderung zu einem der Vizepräsidenten der mächtigen Brüsseler Behörde im Gespräch.