Viele Menschen haben die Gelegenheit genutzt, sich kostenlos die Schlösser im Land anzuschauen, unter anderem auf der Solitude in Stuttgart. Der Anlass für die Aktion ist das Ende der Monarchie vor 100 Jahren.

Stuttgart - Die Blätter im Park hinter Schloss Solitude regen sich nicht. Kein Windhauch geht. Auch die Spaziergänger machen einen friedlichen Eindruck. Und doch ist der Jagd- und Repräsentativsitz von Herzog Carl Eugen am Wochenende Teil der Aktion „Stürmt eure Schlösser!“, die an das Ende der Monarchie anno 1918 erinnert und in mehreren Baden-Württembergischen Prunkbauten freien Eintritt für freie Bürger bietet.

 

Lesen Sie hier: Diese Schlösser haben kostenlos geöffnet.

Die begegnen dem einstigen Adelssitz mit Respekt. Viertelstündlich starten sie in Gruppen von rund zwanzig Teilnehmern zu den Besichtigungstouren. Sturmlauf? Nein. Andrang: durchaus. „Es ist beachtlich, wie viele Besucher wir schon am Samstagmittag haben“, stellt Gastführerin Daniela Nensel-Maier zufrieden fest. „Morgen werden es bestimmt noch ein paar mehr werden.“ Adelia und ihre Freundin werden am Sonntag nach Ludwigsburg fahren und auch dort ins Schloss vordringen. „Ich finde die Idee großartig, unsere Demokratie auf diese Weise zu feiern“, schwärmt die 26-Jährige.

Fotoaktion mit Gewinnspiel

Die Wartezeit bis zur nächsten Führung lässt sich mit einer Fotosession vor einer Aufnahme des Weißen Saals vertreiben, wo einst die hohen Herrschaften tanzten – wahlweise mit Zylinder, Pickelhaube, Matrosenkappe, Damenhut oder gefiedertem Stirnband aus den 20er-Jahren. Wer sein Bild via Facebook oder Instagram teilt, hat die Chance, die Nutzung eines Schlossraums für seine Feier zu gewinnen.

Für die Meisten ist der Gewinn allerdings zweitrangig. Der Spaß am Verkleiden überwiegt. Dass das Gebäude nicht einfach offen steht, sondern kostenlose Tickets gelöst werden müssen, stört niemanden. „Es ist eben kein Tag der offenen Tür, sondern ein Tag ohne Eintritt“, konstatiert ein Herr. „Wir sind ein Museum und haben einen Bildungsauftrag“, erklärt Nensel-Maier. „Die Führungen sind komprimiert, aber die Leute können doch etwas mitnehmen.“ Und sei es die Erkenntnis der siebenjährigen Janine, die zwar beeindruckt ist, aber nie in ein Schloss ziehen würde. Ihr Fazit: „Da müsste man viel zu viel putzen“.