Es tut sich was im Havelland, wo einst Fontanes Birnbaum stand: Die Renovierung des Herrenhauses von Ribbeck ist abgeschlossen, erstmals in seiner Geschichte ist es für Besucher zugänglich.

"Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand:" Noch heute lernen Schüler das berühmte Gedicht Theodor Fontanes über den großherzigen Gutsherrn, der die Kinder mit Obst versorgte, auswendig. Dass es tatsächlich einen Ort im brandenburgischen Havelland gibt, der Ribbeck heißt, ist für viele eine Überraschung. Ebenso wie die Tatsache, dass eine Familie gleichen Namens existiert, die seit zehn Jahren auch wieder an Ort und Stelle lebt: Die von Ribbecks sind zurück im Havelland.

Als sie sich die Rückgabe ihrer einst prächtigen Besitztümer erstritten, verzichteten sie freilich auf das Gros der Ländereien, behielten zehn von 1700 Hektar, ein paar Wirtschaftsgebäude und errichteten für sich ein Wohngebäude. Das alte Herrenhaus, Schloss Ribbeck, überließen sie dem Landkreis, der es nun nach mehrjähriger Renovierung der Öffentlichkeit zugänglich macht: Ab sofort hat dort ein Fontane-Ribbeck-Museum geöffnet, ein Restaurant und ein Veranstaltungsraum.

 

Selbst heiraten kann man künftig auf Schloss Ribbeck. Und natürlich stehen auch wieder Birnbäume im Garten. 5,2 Millionen Euro hat die Renovierung des einstigen Herrenhauses gekostet, das ein 1893 errichteter, neobarocker Nachfolgebau des von Fontane beschriebenen Doppeldachhauses ist. In der DDR war es ein Pflegeheim, im Treppenhaus ist noch heute eine sozialistische Gemäldeversion der Birnbaumgeschichte zu besichtigen, in der ein böser adeliger Gutsbesitzer die Kinder verhungern lässt, während sie in der Gegenwart des Arbeiter-und-Bauern-Staats in Wohlstand und Harmonie mit sich und der älteren Generation leben.

Wer Ribbeck besucht, kann mehr als nur das Schloss besichtigen: Um das Herrenhaus herum ist ein Park angelegt, gegenüber liegt die Kirche mit dem Stumpf des angeblich echten Fontane-Birnbaums aus dem 18. Jahrhundert, in der Kirche gibt es Kaffee, Bücher und handbemalte Birnen-Taschen. Unweit ist das alte Schulgebäude, das inzwischen als Restaurant dient, und ein paar Gebäude weiter stellt Nachfahr Friedrich-Carl von Ribbeck Birnenessig her.

Der Nachfahr wohnt heute in einem etwas kleineren gelben Haus hinter dem gelben Schloss und kann öfter in Landarbeiterkleidung mit seinem Kleinbagger gesichtet werden. Auf dem frei zugänglichen Familienfriedhof zwischen altem Herren- und neuem Wohnhaus ist auch der Gedenkstein für den letzten Herrn von Schloss Ribbeck zu finden: Hans von Ribbeck, ein kaisertreuer und unbeugsamer Hitler-Gegner starb im Konzentrationslager Sachsenhausen, die Enteignung hatten 1944 noch die Nazis betrieben.

Info:Ribbeck ist ein Ortsteil von Nauen im westlichen Havelland in Brandenburg. Nauen ist mit dem Regionalzug in einer halben Stunde von Berlin aus erreichbar, von dort fährt ein Bus weiter.

Weitere Informationen zu Schloss Ribbeck unter Tel. 03 32 37/8 54 48, http://www.ribbeck-havelland.de. Das Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, das Restaurant von 12 bis 21 Uhr.