Ein Stipendiat der Akademie Solitude hat einen Einakter über den japanischen Tempel hinter dem Schloss verfasst. Er hat sich Gedanken darüber gemacht, wie man diesen nutzen könnte. Der Grund dafür, warum er sich überhaupt mit dem Tempel beschäftigte, war Eifersucht.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

S-West - Manchen mag er noch gar nicht auffallen sein; der japanische Tempel, der seit einem Jahr hinter dem Schloss Solitude steht. Doch dem gebürtigen Syrer und Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, Assaf Alassaf, war er gewissermaßen sogar ein Dorn im Auge: Er war eifersüchtig, dass er selbst kein Teil der ungewöhnlichen Geschichte dieses Tempels ist. Dieses negative Gefühl verwandelte er in Kreativität – und schrieb einen Text darüber, wie dieser Tempel genutzt werden könnte. So berichtete es Jean-Baptiste Joly, der Direktor der Akademie Schloss Solitude, am Sonntagmittag.

 

Seit Mai 2016 steht der Tempel hinter dem Schloss

„Hinter dem Tempel steckt eine mehrschichtige Geschichte“, so Joly. „Er wurde errichtet von dem Zimmermann Masao Sato und stand bis zum Jahr 1998 in Kalifornien – dann stürzte ein Baum im Rahmen des Klimaphänomens El Niño auf den Tempel und zerstörte ihn.“ Da mehrere Hellseher davor gewarnt hätten, dass es Unglück bringe, wenn die gleiche Person, die den japanischen Tempel zum ersten Mal aufgebaut hatte, ihn auch nach der stückweisen Zerstörung wieder aufbaute, wollte es Sato nicht alleine machen. Da traf es sich gut, dass der israelische Künstler und ehemalige Stipendiat der Akademie, Ariel Schlesinger, bei Sato das Zimmermannshandwerk gelernt hatte. Er setzte sich in den Kopf, den Tempel hinter dem Schloss Solitude um eine Linde herum wieder aufzubauen. „Es war sein innigster Wunsch – und im Mai 2016 baute er ihn tatsächlich gemeinsam mit dem Zimmermann Masao Sato hier auf“, berichtet Joly.

An dieser Stelle kommt Assaf Alassaf, ein syrischer Flüchtling, der in seiner Heimat als Zahnarzt und Schriftsteller gearbeitet hatte, wieder ins Spiel. Als derzeitiger Stipendiat der Akademie machte er sich Gedanken, wie dieser Tempel sinnvoll genutzt werden könne. Seine Gedanken hielt er in einer fiktiven Geschichte fest mit Charakteren wie dem US-Präsident Donald Trump, dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau und Othello aus dem Theaterstück von William Shakespeare. Zwei Schauspieler vom Theater Rampe im Stuttgarter Süden stellten den Text szenisch dar und wechselten immer wieder in verschiedene Rollen.

Ein Restaurant? Ein Boxring? Ein soziales Zentrum?

Da schlägt eine Person etwa vor, dass man den Tempel doch für Integrationsprojekte nutzen könne, schließlich spreche man doch derzeit eh die ganze Zeit über Integration. Ein anderer wünscht sich, dass man aus dem Tempel eine Praxis für Dramentherapie machen solle: „Kinder könnten hier die Schrecken des Kriegs überwinden und die erlernten Theaterstücke im Tempel aufführen.“ Die nächste Idee lautet, dass in dem Tempel ein soziales Zentrum beheimatet werden könne oder ein Restaurant, in dem es arabische Spezialitäten, deutsche Würstchen und japanische Sushi zugleich geben solle. Die nächste Person hätte gerne einen Sportverein in dem japanischen Heiligtum und würde gerne einen Boxring oder einen Tischkicker im Innenraum des Tempels sehen.

Als die szenische Lesung nach rund einer Stunde endet, ist zwar keine Lösung gefunden, wie dieser Tempel denn nun genutzt werden könne – doch am Sonntag selbst hatte er jedenfalls einen praktischen Nutzen: Er spendete Schatten bei den heißen Temperaturen. Außerdem bot er einen ungewöhnlich schönen Rahmen für eine künstlerische Performance – und das ist ja eigentlich auch schon genug.